Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika, von Kurd Schwabe

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika, von Kurd Schwabe.

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika, von Kurd Schwabe.

Dieser Auszug stammt aus dem achten Kapitel (Des Nama-Königreiches Ende) der Memoiren von Kurd Schwabe, die, aufwendig geschrieben und ausgestattet, unter dem Titel Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika erschienen.

Kurd Schwabe  

[...] Unsere Pferde und Ochsen weideten unter dem Schutze der Posten und des bewaffneten, eingeborenen Wagenpersonals in nächster Nähe des Lagers, wo gutes Gras stand. Wenige Tage nach dem Eintreffen schickte ich den Unteroffizier Graf v. Giczewski mit einer Abteilung von Reitern und Bastards nach dem Tsauchabtale. Bei Nacht und Nebel ritt das Kommando ungesehen vom Feinde ab und besetzte einen mehr südlich gelegenen Eingang zum Naauwkloof-Inneren (Posten 1), um ein Entweichen Hendrik Witboois in das unwegsame und unbekannte Tafelgebirge von Zarris zu verhindern. Vom Feinde wurde hier nichts bemerkt, und die Umschließung der Kloos war, soweit ich dies mit meinen geringen Streitkräften möglich machen konnte, beendet. Die Zeit wurde nun fleißig zu Erkundungen nach allen Seiten benutzt. Täglich hielten Patrouillen Verbindung mit den Posten bei Büllspoort, Uhunis und im Tsauchabtal. Größte Vorsicht war geboten, und, wie sich später herausstellte, hatte Hendrik in der Tat zweimal den Plan gefaßt, mich vor Ankunft der anderen Truppen zu überfallen. Einmal standen seine Leute schon bei den gesattelten Pferden, aber beide Male entschloß er sich im letzten Augenblick, Frieden zu halten. Bald entwickelte sich auch zwischen beiden Lagern ein lebhafter Verkehr. Selbstverständlich hatte ich Befehl gegeben, daß den Witboois das Betreten des Lagers verboten sei, aber unten an die Wasserstellen kamen besonders viel Weiber und Kinder, die bettelten und den Reitern Kleider und Wäsche wuschen. Männer zeigten sich wenig, doch bald erschienen die ersten Überläufer, einige Weiber und zwei Hottentotten-Jungen, von denen der eine, namens Korinthe, mir wertvolle Mitteilungen machte. Fast alle waren sie durch Hunger gezwungen worden, die Fahnen Hendriks zu verlassen, und ich ordnete daher zunächst ein mehr der Masse als der Güte der Speisen nach erlesenes Festmahl an, um ihre Herzen zu gewinnen. Später wurden sie verschiedenen Kochgruppen als Arbeiter zugeteilt, wofür sie verpflegt wurden. Der obenerwähnte Nama-Junge war einer der wenigen Überlebenden aus dem von Hendrik 1893 bei Horebis verübten Gemetzel und von dort mitgeschleppt worden, also ein Todfeind der Witboois. Er war in Rehoboth geboren und von dem bei Diepdal ermordeten Hans Beukes erzogen worden. Meine Bastards erkannten ihn sofort. Stets hatte er auf eine Gelegenheit zur Flucht gewartet, denn er bekam, wie er mir sagte, nichts zu essen, dafür aber oft Prügel. Täglich erstieg ich mit dem Nama einen der umliegenden Berge, und er gab mir die wertvollsten Aufschlüsse über das Gelände, besonders die Oniapschlucht, über Stärke, Bewaffnung und Absichten des Feindes. Er versicherte schon damals, daß Hendrik nicht an Frieden denke. Später diente er dem Hauptmann von Sack als Führer von Uhunis aus. So verging die Zeit bis zum 6. August. (Anmerkung: besonders interessant sind die schönen Illustrationen von Carl Arriens, Rudolf Hellgrewe und H. Albrecht) [....]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika, von Kurd Schwabe.

Titel: Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika
Untertitel: Vier Kriegs- und Wanderjahre
Autor: Kurd Schwabe
Illustrationen: C. Arriens; H. Albrecht; R. Hellgreve
Verlag: Ernst Siegfried Mittler und Sohn
2., erweiterte Auflage. Berlin, 1899
Originalleinenband, 17x26 cm, 514 Seiten, zahlreiche Illustrationen und Fotos, Schrift: Fraktur

Schwabe, Kurd im Namibiana-Buchangebot

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika

Memoiren von Schutztruppenoffizier Kurd Schwabe an die Zeit von 1893-1897: Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika.

Im deutschen Diamantenlande. Deutsch-Südwestafrika von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur Gegenwart 1884-1910

Im deutschen Diamantenlande. Deutsch-Südwestafrika von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur Gegenwart 1884-1910

Im deutschen Diamantenlande beschreibt Deutsch-Südwestafrika im Zeitraum von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur damaligen Gegenwart (1884-1910).

Der Krieg in Deutsch-Südwestafrika/ Südwest-Afrika 1904-1906

Der Krieg in Deutsch-Südwestafrika/ Südwest-Afrika 1904-1906

Das militärgeschichtliche Werk, 'Der Krieg in Deutsch-Südwestafrika/ Südwest-Afrika 1904-1906', enthält eine der ausführlichsten, reich bebilderten Beschreibungen des Herero-Aufstandes von 1904-1906.

Weitere Buchempfehlungen

Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika

Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika

Ausführliche Erinnerungen des Kommandeurs der Kaiserlichen Schutztruppe und Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika an elf Jahre Dienst in der ehemaligen deutschen Kolonie.

Ansiedler-Schicksale. Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893 – 1904

Ansiedler-Schicksale. Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893 – 1904

Die Autobiografie Ansiedler-Schicksale beschreibt das entbehrungsreiche Leben während elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893-1904.

Autoren Südwestafrikas. Biographien, Rezensionen und Hintergrundinformationen

Autoren Südwestafrikas. Biographien, Rezensionen und Hintergrundinformationen

Das Buch Autoren Südwestafrikas ist ein Streifzug durch einen reizvollen Abschnitt der deutschen Literaturgeschichte in Südwestafrika, mit vielen Biographien, Rezensionen und Hintergrundinformationen.