Menschen und Tiere in Südwestafrika, von Adolf Fischer

Menschen und Tiere in Südwestafrika, von Adolf Fischer.

Menschen und Tiere in Südwestafrika, von Adolf Fischer.

Ansicht des Titels "Menschen und Tiere in Südwestafrika" mit dem seltenen Originalschutzumschlag. Beachte die abweichende Schreibweise "Menschen und Tiere in Südwest-Afrika".

Ansicht des Titels "Menschen und Tiere in Südwestafrika" mit dem seltenen Originalschutzumschlag. Beachte die abweichende Schreibweise "Menschen und Tiere in Südwest-Afrika".

Menschen und Tiere in Südwestafrika ist eine überarbeitete Neuauflage des 1914 erschienen, sehr populären Titels Menschen und Tiere in Deutsch-Südwest.

Adolf Fischer  

[…] So wie die Menschen die bewohnte Erde dachten: umgrenzt vom Okeanos, dem allumfließenden Strom, über den hinaus kein Leben reichte und alle Begriffe undeutlich, fern und zu Schatten wurden, so etwa fühlte ich Namutoni: Die Welt im Rücken und mein Land im Antlitz. Europa interessierte fast gar nicht. Was von dort an Zeitungen kam, fand kaum einen Widerhall. Die Nachrichten waren alt und schon deshalb nicht wahr. Der Ton klang uns, denen vor der Wirklichkeit die Phrase hingeschwunden war, unecht: Fremd und überhebend, wenn es das Ausland galt, eng und schwach, wenn es ums Inland ging - und gar zum Brechen las sich der Parteistreit im deutschen Reichstag. Sollte etwa doch einmal ein Stern verkehrt am Himmel aufgehen? Aber auch in Briefen war es schwer, sich zu verstehen. Freud und Leid diesseits und jenseits des Ozeans war grundverschieden. War das vielleicht die Tinte wert, daß die Damen daheim nun Princessekleider trugen und modernen Walzer tanzten, statt den Wiener? Daß Fräulein Sowieso den Herrn Assessor X dem Leutnant Z jetzt vorzuziehen angefangen habe; daß dieser einen Orden für 25jährige Dienstzeit, und jener eine Anerkennung für wohlgelungenen Parademarsch erhalten habe? Und daß der Fürst von Montenegro jetzt Deutschlands Freund geworden sei. Für uns war das doch alles Null plus Null. Nur die Briefe meiner Mutter waren mir lieb, aber auch die übergab ich, lange zur Seite gelegt, dem Wind, wenn ich sie endlich gelesen hatte, daß er sie von einem Dünenkamm oder einem Felssitz stückweise in die Steppe trug - vielleicht, daß ein Buschmann dann ein Blatt aufhob und sich vergeblich um ein Wort bemühte, das Liebe hieß. Mit der Post war es an sich schon ein eigen Ding. Sie war ein Spielball der Zufälle: Ob der Eingeborene, der damit nach Tsumeb lief, drei Tage oder eine Woche unterwegs war? Ob er die Briefmarken drauf ließ oder sie ableimte, den Erlös für sich zu verwenden, ein vielgeübter Brauch wie in der Negerrepublik Liberia, wo der damalige farbige Staatschef vornehmlich von dieser Einnahme lebte? Ob der Zug die Post bis Swakopmund mitnahm und dort Anschluß an den Dampfer hatte? Ob sie beim hinausbooten zum Schiff weit draußen auf See ins Wasser fiel oder nicht. Wir zählten die „Posttage" mit Wochen- und Monatsabstand und rechneten auf einen erhaltenen Brief drei oder vier verlorene. Nicht einmal die übrige Kolonie nahm unsere Gedanken sehr in Anspruch. Daß in Windhuk ein Gouverneur saß, merkten wir nur ein Mal. Er meldete seinen Besuch an, und als er dann kam, war er außer Atem, denn bei der letzten Rast in Springbockfontein waren vier Löwen auch gerade ans Wasser gekommen. Der Kommandeur der Schutztruppe zeigte sich nie. Er überließ dem Kommandeur des Nordbezirks - die Kolonie war militärisch in Nord- und Südbezirk geteilt - uns zu besichtigen. Major Märcker sah an alles, was da gemacht war, „und siehe da, es war sehr gut." Kameraden kamen, Offiziere und Arzte, eingeladen oder nach langem Drängen - selten verlangte unser Glück nach Gefährten. Man ritt oder fuhr hinaus, ließ sie eine Antilope schießen, bewirtete sie, sprach sich nach Herzenslust aus, wurde gut Freund, empfing dann zur Erinnerung die Photographie: Der Jäger mit seiner Beute. Andere brachten Empfehlungen mit oder hatten ein dienstliches Amt: Journalisten? Ein paar Wissenschaftler? Die Priester beider Konfessionen, die - wie der Zahnarzt - einmal im Jahr die Runde machten? der Wünschelrutengänger, der zehn Schritt vom Sumpf einen Brunnen erbohrte mit demselben Brackwasser, das wir schon im Überfluß hatten. Nur einmal drang von außen Großes ein: In der Südkalahari, auf englischem Gebiet, hatte unser Hauptmann von Friedrich von Erckert mit seinem Kamelkorps die letzten aufständigen Hottentotten gefaßt und geschlagen. Diese deutsche Kalahari-Expedition, im März 1908, wird für alle Zeiten das Muster eines Wüsteritts altmodischer Art sein, bis ins kleinste Detail bedacht und vorbereitet, mit primitiven Mitteln durchgeführt und wie ein Uhrwerk ablaufend. Das Große war: daß der Führer fiel. Das Große war auch: daß in der Tasche seines Khakirocks ein loses Notizblatt gefunden wurde mit seinen letzten Bleistiftsätzen: […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Menschen und Tiere in Südwestafrika, von Adolf Fischer.

Buchtitel: Menschen und Tiere in Südwestafrika
Autor: Adolf Fischer
Verlag: Safari-Verlag
4. Auflage, Berlin 1936
Original-Leinenband, 13x20 cm, 301 Seiten, 1 Faltkarte

Fischer, Adolf im Namibiana-Buchangebot

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