Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia, von Vinnia Ndadi

Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia, von Vinnia Ndadi. Unionsverlag. Zürich, Schweiz 1979. ISBN 3293000088 / ISBN 3-293-00008-8

Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia, von Vinnia Ndadi. Unionsverlag. Zürich, Schweiz 1979. ISBN 3293000088 / ISBN 3-293-00008-8

Für seine Memoiren, Kontraktarbeiter Klasse B: Mein Leben in Namibia, sprach Vinnia Ndadi auf Tonband, das Dennis Mercer, der 1974 die englische Fassung herausgab, transkribierte.

Ich heisse Vinnia Ndadi. Ich bin am 14. Oktober 1928 im Dorf Ouhongo in Ovamboland geboren. Ich war das zweite Kind in unserer Familie und hatte noch drei Brüder und eine Schwester. Meine Familie besass ein kleines Stück Land, das mein Vater und meine Mutter gemeinsam bearbeiteten. Meine Eltern stammten aus Okafima, das heute zu Angola gehört. 1917 kamen sie nach Ouhongo, als die Portugiesen das Königreich von Mandume besetzten. In Ondjiva, heute Vila Pereira d'Ega genannt, erschossen sie den König Mandume und machten sich daran, auch seine ganze Sippe auszurotten, wobei ihnen die Buren und Engländer halfen. Mein Vater war mit dem König verwandt. Er stammte aus dem Vakwanime-oder Löwen-Clan, der innerhalb des Ukwanyama-Stamms eine wichtige Rolle spielt und sehr geachtet ist. Deshalb flüchtete er, als die Portugiesen eindrangen, nach Namibia, um in Ouhongo eine neue Heimat zu finden. Mein Vater machte sich, als er Christ wurde, viele Feinde. Es war üblich, dass man einem jungen Mann beim Start ins Leben half, indem man ihm zum Beispiel vier oder fünf Kühe als Hochzeitsgeschenk gab. Bei meinem Vater aber war das nicht der Fall. Er war ganz auf sich selbst angewiesen. Mein Vater pflanzte "Omahangu" an, ein Getreide, das meine Mutter zu einem feinen weissen Mehl stampfte und kochte, bis es fest war. Diesen Brei, den wir "Osi-fima" nannten, aßen wir mit Fleisch. Wenn wir kein Fleisch bekommen konnten, verdünnten wir ihn mit Milch. Wir zogen auch Gemüse: Kürbisse, Bohnen, Erdnüsse, Kohl und Rüben. Meine Eltern arbeiteten immer gemeinsam auf den Feldern, ausser in den Zeiten, wo mein Vater sich als Kontraktarbeiter verpflichtet hatte. Das kam häufig vor und dann übernahm meine Mutter die Verantwortung für den Kraal. Damals benutzte jedermann Hacken zur Bearbeitung des Bodens, Pflüge kamen in Ouhongo erst viel später auf. Neben der Feldarbeit hatte meine Mutter für das Haus und die Kinder zu sorgen, musste unsere Mahlzeiten zubereiten und Wasser holen. Wasser war in Ouhongo immer Mangelware. Obwohl ich selbst nie Hungersnot oder Dürre erlebt habe, kann ich mich erinnern, wie die Eltern oder die älteren Leute oft von den Zeiten sprachen, in denen kein Tropfen Regen fiel und viele Menschen vor Hunger starben. In der Nähe unseres Kraals war ein kleiner Brunnen, den mein Vater gegraben hatte. Er führte aber nie genug Wasser. Jeden Tag gingen die Frauen über zehn Kilometer weit mit Eimern und Kürbisflaschen, um Wasser zu holen. Als ich noch sehr klein war, spielte ich zu Hause und half meiner Mutter mit kleineren Arbeiten. Mit fünf Jahren begann ich auf den Feldern mitzuhelfen und das Vieh zu hüten. Wie alle anderen Kinder, die noch nicht zur Schule gingen, sammelte ich oft wilde Früchte. Während der Regenzeit, von Januar bis Mai, trug der hohe "Omive"-Baum eine Frucht, "Embe" genannt, die nach den starken Regenfällen zu Boden fiel. Wir sammelten sie in Körben, wuschen und trockneten sie, um sie dann einzulagern. Eine andere Aufgabe, die ich während der Regenzeit übernahm, war das Verjagen der Vögel von den Saatfeldern. Während der Trockenzeit gab es nicht viel zu tun. Das Gemüse und die meisten Früchte waren schon getrocknet und eingelagert. Im Winter erledigte ich allerlei kleinere Arbeiten. Ich sammelte Brennholz, kümmerte mich um die neugeborenen Schafe und Zicklein und half meinen Eltern beim Einbringen der Ernte von den "Matio"- und "Omiandi"-Bäumen. Ouhongo ist eine sehr schöne Gegend, vor allem, wenn die Bäume ihre neuen Blätter treiben. Es machte mir immer Spass, mit Freunden in den Wald zu gehen, Beeren zu suchen und zu jagen. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia, von Vinnia Ndadi.

Titel: Kontraktarbeiter Klasse B
Untertitel: Mein Leben in Namibia
Übersetzung: Werner Widmer
Originalausgabe.: Breaking Contract
Autor: Vinnia Ndadi
Verlag: Unionsverlag
Zürich, Schweiz 1979
ISBN 3293000088 / ISBN 3-293-00008-8
Originalbroschur, 11 x 19 cm, 167 Seiten, einige Fotos und Karten

Ndadi, Vinnia im Namibiana-Buchangebot

Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia

Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia

Vinnia Ndadis Memoiren, Kontraktarbeiter Klasse B. Mein Leben in Namibia, sind ein Zeitzeugnis aus der frühen Widerstandszeit Südwestafrikas.