Katutura. Alltag im Ghetto, von Henning Melber

Katutura. Alltag im Ghetto, von Henning Melber. Informationsstelle Südliches Afrika. Bonn, 1988. ISBN 3921614260 / ISBN 3-921614-26-0

Katutura. Alltag im Ghetto, von Henning Melber. Informationsstelle Südliches Afrika. Bonn, 1988. ISBN 3921614260 / ISBN 3-921614-26-0

Katutura: Alltag im Ghetto (Henning Melber et al.) richtet sich nicht nur an Experten. In erster Linie will sie die Menschen von Katutura und alle diejenigen, die sich mit der Namibia-Frage beschäftigen, mit den Problemen der Einwohner dieses Apartheid-Ghettos vertraut machen.

Christine von Garnier  Henning Melber  

UNTERSUCHUNG ZU KATUTURA

Fast zwanzig Jahre ist es her, daß Dr. Wade C. Pendleton eine Studie über Katutura durchführte. Aus seiner Arbeit folgerte er, daß die negative Bedeutung des Wortes Katutura, »ein Ort, an dem wir nicht bleiben«, tatsächlich gerechtfertigt war.* Und heute? Eine detaillierte, vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Katholischen Kirche durchgeführte Umfrage, zeigt die schockierenden Lebensumstände in Katutura, verglichen mit den aus »Weiß«-Windhoek bekannten Daten. Manch einer wird jetzt argumentieren, daß in anderen Staaten Afrikas Schwarze unter noch schlechteren Bedingungen leben. Solche Vergleiche sind deshalb sinnlos, weil Namibia andere geschichtliche Erfahrungen gemacht hat: Jahrzehnte lang wurde Namibia als eine Art fünfte Provinz Südafrikas verwaltet. Jahrzehnte lang hat Namibia von der wirtschaftlichen, finanziellen, erzieherischen und technologischen Unterstützung seines mächtigen Nachbarn »profitiert«. Dieses war in anderen Ländern Afrikas, wo die Kolonialmächte Tausende von Kilometern entfernt waren, nicht der Fall. Außerdem sind in keinem anderen afrikanischen Land solche wichtigen »weißen« Städte in der Nähe »schwarzer« Städte, wie sie in Namibia und Südafrika zu finden sind, d. h. wenige Kilometer voneinander entfernt gelegen. Arme Städte gibt es überall auf der Welt, aber in Namibia und in Südafrika basiert diese Armut auf rassistischen Grundsätzen, durch die Apartheidspolitik geplant und organisiert. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung zählt in Namibia zu den höchsten in Afrika: 1983 betrug es 1406 US$ (1566 Rand). Die Einwohner Katuturas scheinen davon jedoch nichts zu haben. Für die meisten von ihnen ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Ähnliche Umfragen müßten noch in Khomasdal und im weißen Windhoek durchgeführt werden, um die wachsende Zahl der armen Farbigen und einiger Weißer festzustellen. Tatsächlich sieht die Mehrheit der Einwohner des Südlichen Afrika einer steigenden Armut entgegen, deren Ursache allein die südafrikanische Apartheidspolitik mit all ihren Folgen ist, während andere Industrieländer (zu denen auch wir gezählt werden) sich langsam von der zehnjährigen Wirtschaftsflaute erholen. Ziel dieser Umfrage ist es, die weiße Bevölkerung über die Realitäten aufzuklären, die sie so gerne ignorieren. Aber auch die Einwohner Katuturas zu ermutigen, dem Beispiel derer zu folgen, die zu dieser Broschüre einen Beitrag leisteten und sich so für eine Verbesserung der Lage einsetzen. Das Erstaunliche in Katutura ist, daß die Leute trotz der schlechten Lebensbedingungen noch immer voll Hoffnung sind, eine Freundlichkeit und Lebensbegeisterung zeigen, wie sie sonst kaum irgendwo zu finden sind. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch 'Katutura. Alltag im Ghetto', von Henning Melber.

Titel: Katutura. Alltag im Ghetto
Herausgeber: Henning Melber
Reihe: edition südliches afrika 24
Verlag: Informationsstelle Südliches Afrika
Bonn, 1988
ISBN 3921614260 / ISBN 3-921614-26-0
Broschur, 14 x 20 cm, 190 Seiten, zahlreiche sw-Fotos, 3 Stadtpläne

Melber, Henning im Namibiana-Buchangebot

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