Irgendwo in Afrika, von Giselher W. Hoffmann

Irgendwo in Afrika, von Giselher W. Hoffmann. Verlag: Hoffmann Twins; Windhoek, Namibia 1986. ISBN 0620102098 / ISBN 0-620-10209-8

Irgendwo in Afrika, von Giselher W. Hoffmann. Verlag: Hoffmann Twins; Windhoek, Namibia 1986. ISBN 0620102098 / ISBN 0-620-10209-8

Giselher W. Hoffmanns Frühwerk 'Irgendwo in Afrika' ist ein Namibia- und Jagd-Roman, in dem sich bereits kritische Themen seiner späteren Romane ankündigen.

Giselher W. Hoffmann  

[…] Da man die Passagiere nicht einfach mit einem Fallschirm über Südwestafrika abwerfen kann, hatte man vierzig Kilometer außerhalb der Hauptstadt Windhoek den J. G. Strijdom-Flughafen gebaut. An einem Freitag dem 13. August trommelten um sieben Uhr am Morgen ein Paar hochhackige Absätze einen klappernden Rhythmus auf den Marmorboden des Warteraums. Ohne die anerkennenden Blicke der Männer zu beachten, bahnte sich die kurvenreiche Trägerin dieser Schuhe einen Weg durch die Menschenmenge. Sie hatte es offensichtlich furchtbar eilig, in die Abfertigungshalle zu gelangen, doch schon wenige Meter hinter der Milchglastür wurde ihr ein Abflußgitter zum Verhängnis. Ihr Schuhabsatz blieb stecken! "Achtung - Achtung!", tönte eine wohlklingende Frauenstimme aus den Lautsprechern. "Flug 007 aus Frankfurt ist soeben gelandet! Die Passagiere werden durch Ausgang Nummer Eins erwartet, danke!" Während die Ansage in Englisch und Afrikaans wiederholt wurde, warf das unglückliche Mädchen einen gehetzten Blick zur Tür hinaus, wo sich auf dem Rollfeld die Boing 747 gespenstisch gegen den Morgenhimmel abhob. Aus dem erleuchteten Inneren der Maschine kamen immer mehr Passagiere die Bordtreppe herunter und strömten unrasiert und fern der Heimat dem Flughafengebäude entgegen. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis der erste Fluggast in der Halle erschien! In ihrer Verzweiflung trat sich das Mädchen gegen die Hacke. Der Absatz blieb jedoch im Gitter hängen, als hätte er inzwischen Wurzeln geschlagen. Unterdessen hatte der Menschenstrom die Paßkontrolle erreicht. Ein Tourist kümmerte sich nicht um die Anweisungen der Zollbeamten, denn er hatte etwas entdeckt, was sich kein Südländer so leicht entgehen läßt! Grinsend glättete er seinen zerknautschten Anzug, schob den Hut keck in die Stirn und zog den Bauch ein. Nun war er zur Eroberung eines zornigen Herzens bereit! Einen Meter vor dem festgeklemmten Mädchen blieb er stehen und lüftete mit einer lässigen Handbewegung seinen Filzhut. "Guten Morgen, Schönheit!" Seine Stimme klang weiß Gott nicht schön. Das lag an dem italienischen Akzent, der die englischen Worte schrill in die Länge zog. Die Schwäche versuchte der Herzensbrecher nun mit südländischer Charme zu übertuschen: "Freunde nennen mich Mario, Süße!" Das Mädchen blies sich eine blonde Locke aus dem Gesicht und erwiderte breit lächelnd: "Geh zum Teufel, Dicker!" - "Olala!" Der Italiener war hingerissen. "Sie sehen wundervoll aus, wenn Sie auf der Palme sind, Signorina!" - "Und Ihr Bauch wackelt, wenn Sie so dämlich grinsen, Mister!", fauchte das Mädchen und zerrte vergebens an ihrem Knöchel. "O verflixt, kann mir denn keiner... nein, Sie nicht! Lassen Sie gefälligst Ihre Pfoten von mir!" - "Ich bitte die Herrschaften, Ihre Zollformalitäten zu erledigen!", rief ein Beamter, dem Marios Annäherungsversuche nicht entgangen waren, dazwischen. 'Das haben wir gern', dachte er. 'Kaum eine Minute im Land und schon die nächstbeste Frau aufs Kreuz legen wollen!' - "Hehehe!" Der Italiener tätschelte dem aufgebrachten Mädchen kurz die Wange. "Gehen Sie bitte nicht weg, Signorina! Ich bin gleich wieder da." - "Ich komme auch ohne Sie zurecht, Sie aufgeblasener Ochsenfrosch", entgegnete sie heftig. "Los, verschwinden Sie endlich! Worauf warten Sie noch?" Der Italiener trat kichernd an den Zollschalter, sah rasch über den Band seiner Sonnenbrille zu dem grünen Schild auf, als wollte er sich vergewissern, an der richtigen Stelle zu sein, nickte dann zufrieden und legte die Hände auf den abgewetzten Schalter. "Bon giorno, Signor!" - "Goeiemöre, meneer!" In dem strengen Gesicht des Beamten regte sich kein Muskel. Selbst die dünnen Lippen bewegten sich kaum, als er schneidend fragte, ob Mario dem Mädchen heimlich etwas zugeschmuggelt habe. "Nur meine Liebe, Signor, Ehrenwort!" […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Irgendwo in Afrika, von Giselher W. Hoffmann.

Buchtitel: Irgendwo in Afrika
Autor: Giselher W. Hoffmann
Genre: Namibia-Roman
Verlag: Hoffmann Twins
Windhoek, Namibia 1986
ISBN 0620102098 / ISBN 0-620-10209-8
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 152 Seiten, einige Illustrationen

Hoffmann, Giselher W. im Namibiana-Buchangebot

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'Irgendwo in Afrika' ist ein früher Südwestafrika- und Jagdroman von Giselher W. Hoffmann.

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