Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika, von Margo Krause

Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika, von Margo Krause. ISBN 3890099882 / ISBN 3-89009-988-2

Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika, von Margo Krause. ISBN 3890099882 / ISBN 3-89009-988-2

Margo Krause, auf der Farm Kameldorn in Südwestafrika aufgewachsen, erzählt in ihrem Buch, Hart wie Kameldornholz, die Geschichte einer deutschen Farmerfamilie vom Beginn des 20. Jahrhundert an.

Margo Krause  

Wir waren eine glückliche Familie, wenn auf unserer Farm Kameldorn im ehemaligen Südwestafrika genug Regen gefallen war und die ausgedörrte Natur nach langen Monaten - es konnten auch Jahre sein - zu neuem Leben erwachte: wenn die kahlen Büsche und wenigen Bäume zarte Knospen trieben, die kleinen Leberblümchen und Morgensterne den Sand zwischen den Kalksteinen für wenige Tage oder vielleicht nur Stunden mit einem gelben Teppich bedeckten, das Achttagegras auf ein gutes Veld hoffen ließ, die Viehtränken und das Bassin am Haus voll Wasser gelaufen waren ... ja, dann war die Welt für uns in Ordnung. Wie aber war es, wenn der Regen, das Gold des Himmels, ausblieb? Kamen mein Bruder Georg und ich nach einem guten Regen für ein langes Wochenende oder für die Ferien nach Hause, dann hatten wir eine tolle Zeit. Die vom ständigen Wind gefurchten Gesichter glätteten sich bei Jung und Alt. Jeder einzelne blühte auf wie nach einer erfrischenden Dusche, gleich, ob seine Hautfarbe weiß oder schwarz war. Worte der Dankbarkeit kamen über ihre Lippen. Wir Kinder begriffen sehr früh, daß unser aller Existenz vom Segen des Regens abhing. Selbst Georg, der sonst still vor sich hinträumte, wurde fröhlich. Der Essenstisch war reichlich gedeckt. Weder die Blasen an den Füßen - verursacht durch die neuen Schuhe - noch der Fleck auf dem neuen Kleid wurden beklagt. Die Eingeborenen, wie wir die schwarze Bevölkerung damals nannten, erhielten zusätzlichen Tabak und Zucker. Ihre Kinder liefen vergnügt mit unseren abgelegten Kleidern zu ihren Lehmhütten. Nur Havanga wartete seit Jahren vergebens auf den Hut seines „Baas", meines Vaters, der sich trotz des fettig gewordenen Randes und dem Zureden meiner Mutter nicht von ihm trennen wollte. Das Verhältnis zwischen Eltern, die auf einer Farm leben und ihren Kindern ist ein anderes als in einer Familie, die ständig zusammenwohnt. Schon ab dem sechsten Lebensjahr sind Farmkinder nur während ihrer Ferien und der Feiertage zu Hause, es sei denn, die Eltern können sie in den ersten Jahren selbst unterrichten oder sie sind so wohlhabend, eine Lehrkraft aus Deutschland kommen zu lassen, um eine Farmschule für die ersten vier Grundschuljahre zu unterhalten. Die Höhere Privatschule in Windhoek, kurz HPS genannt, war im Jahr 1908 gegründet worden, um den Kindern der Siedler denselben Standard zu geben wie den Schülern im „Reich". Deutsche Lehrer sammelten hier ein paar Jahre Auslandserfahrung. Schulen gab es inzwischen auch in anderen Orten von „Südwest". Unsere Eltern schickten uns zur Schule in die 380 km entfernte Hauptstadt Windhoek. So konnten sie uns mit der Eisenbahn, später mit dem Auto, in die Schule bringen und dabei Behördengänge, Arztbesuche und Einkäufe erledigen. Zur Schule gehörte ein „Hostel". Das ist ein Heim, in dem die Schulkinder in einer Gemeinschaft wohnen, versorgt und von Erziehern betreut werden. Für Georg, meinen um drei Jahre älteren Bruder, waren die ersten Jahre sehr schwer. Er konnte sich nicht damit abfinden, von unserer Mutter getrennt zu sein. Vielleicht lag darin die Ursache seiner späteren Probleme. Erst als ein Lehrer ihn seiner musikalischen Begabung entsprechend förderte und er Geigenunterricht erhielt, wurde er selbstständiger. Ich war kontaktfreudig aber auch eigenwillig. Beides versuchte man mir in der Schule und im Hostel auszutreiben. Die Art und Weise, wie das geschah, hinterließ bei mir keine guten Erinnerungen. Auf einer englischen Schule, die es in Windhoek auch gab, hätte ich sicher bessere Erfahrungen gemacht. Dort wurde der Wille eines Kindes nicht gebrochen, sondern mit viel Geduld an seine Vernunft appelliert. Mir aber wurde befohlen, und das machte mich bockig. Die Gespräche auf der Farm, auch mit Besuchern, drehten sich zumeist um die Nöte des Alltags, vor allem um das Wetter, das Veld und das Vieh, bei Altgedienten um ihre Erlebnisse beim Militär. Elektrischen Strom hatten wir nicht. Woher denn auch? Ein Dieselmotor setzte die Pumpe in Gang, mit deren Hilfe unter fortwährendem Gequietsche das wertvolle Naß aus der Tiefe in ein Bassin floß. Fürs Licht und den Herd holte mein Vater das Petroleum in Viergallonenkanistern aus Asab, Gibeon, Keetmanshoop oder Mariental. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika, von Margo Krause.

Titel: Hart wie Kameldornholz
Untertitel: Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika
Autorin: Margo Krause
Verlag: Frieling Verlag
ISBN 3890099882 / ISBN 3-89009-988-2
Berlin, 1996
Original-Kartonband, 15x22 cm, 284 Seiten, einige Karten

Krause, Margo im Namibiana-Buchangebot

Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika

Hart wie Kameldornholz. Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Afrika

Hart wie Kameldornholz ist die Geschichte einer deutschen Farmerfamilie in Südwestafrika.

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