Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika, von Fritz Behn

Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika, von Fritz Behn. Deutsche Hausbücherei. Verlag: Georg Müller. München, 1924

Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika, von Fritz Behn. Deutsche Hausbücherei. Verlag: Georg Müller. München, 1924

In 'Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika' berichtet Fritz Behn von seinen Reisen nach Deutsch-Ostafrika zwischen 1907 und 1910. Als Studienreise geplant, studierte er Bewegung und Körper von afrikanischen Wildtieren, nahm Gipsabgüsse von erlegtem Wild und machte die Tierplastik zu seinem zentralen Kunstschaffen. Fritz Behn, der Natur und Menschen von Ostafrika in diesem Buch treffend beschreibt, zählt zu den profiliertesten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts.

Fritz Behn  

[...] Allgemein verbreitete Ansicht ist nun einmal, daß die Jagd bei einer Afrikareise die Hauptsache ist. Also muß ich einen Jagdtag beschreiben, sagen wir den Extrakt, das Ideal eines Iagdtages. Der Leser und Nichtjäger zieht seine Brauen in die Höhe: so, jetzt fängt es wieder an: ... auf dem Marsch, ... schon 150 Kilometer, ... tropische Hitze, ... kapitales Wild, ... unsägliche Strapazen, ... Lebensgefahr, narrow escape, ein kräftiger Schluck und Weidmannsheil! - Nein. Der Jäger-Leser aber wird enttäuscht das Buch aus der Hand legen. In Wirklichkeit, meine Herren, es gibt genug Bücher über Jagdfahrten. Ihr braucht euch nicht einmal die Mühe zu nehmen, alle zu lesen, denn eines gleicht dem andern aufs Haar. Seit Schillings' grundlegendem Buch „Mit Blitzlicht und Büchse" wurde Europa mit einer Sintflut von Tinte und tausend Archen Noah daraus überschwemmt, unendliche afrikanische mehr oder weniger interessante Erlebnisse wurden als unbedingt interessant für die Menschheit uns in Hekatomben aufgetischt. „Mein erster Löwe" - „Mein zweiter Löwe" - „Mein dritter Buschbock" - „Mein hundertfünfundzwanzigstes Gnu" - und auf allen diesen Bildern sieht man immer denselben „glücklichen Schützen" im Tropenhelm, männlich gebräunt, und vielleicht auch das verendete Tier. Jeder, der einmal einen Tropenhelm auf dem Kopfe hatte, schreibt ein Buch über Afrika. Das darf man Schillings nie vergessen: er hat als erster deutscher Forscher auf den Reichtum der afrikanischen Fauna hingewiesen, sie zum ersten Mal durchaus beobachtet. Seine vortrefflichen, zum ersten Mal in dieser Vollendung gezeigten Photographien nach den lebenden Tieren bei Tag und bei Nacht ergänzen seine Beobachtungen aufs beste. Nie vor ihm sah man gleiche Blitzlichtbilder. Selten wurde das Tierleben in gleicher Schärfe oder Konsequenz beobachtet und plastisch geschildert, selten die afrikanische Natur gleich künstlerisch empfunden. Auch seine Nachahmer, mit vollkommeneren Hilfsmitteln ausgestattet, haben ihn kaum übertroffen. Sein Buch bleibt gleich wichtig für den Zoologen wie für den Künstler. Und kurz gesagt, durch Schillings wurde die Tierwelt und Natur populär. Das ist sein unbestreitbar großes Verdienst. Ich begreife, daß der, der nicht selbst solche Ausnahmen versuchte, der nicht die Schwierigkeiten der Pürsche mit dem Apparat, die Mühsalen des Entwickelns abends im Zelt kennenlernte, wenn man zu Tode ermüdet vom Marsche, von Hitze und Jagd noch lange bis in die Nacht hinein tätig sein muß, daß der leicht versucht ist, diese Leistungen zu unterschätzen. Daß andrerseits aber der Jäger und Photograph, der nicht die gleichen Erfolge hatte, leicht gereizt über erfolgreichere Konkurrenten werden kann, das ist menschlich. Man muß aber bedenken: die Resultate sprechen allein, und wenn aus dem Saulus ein Paulus wird, so ist vieles gerechtfertigt. Das gilt überhaupt für die Beurteilung der 'Afrikaner', vieles muß man dem afrikanischen Klima zugute halten: man kann da nicht mit europäischem Maßstab messen. Nirgends sind die Extreme der menschlichen Natur so entwickelt wie in den Tropen, nirgends ist der Mensch so im Superlativ, Diminutiv oder Negativ wie dort. Übertreibungen in Tat und Wort sind die Folge. Nirgends auch ist die Fama so geschäftig wie in den Kolonien, das heißt nirgends leiht man sein Ohr so bereitwillig allem Klatsch wie drüben, und nirgends wuchert schlechte Nachrede und Übertriebenes so üppig wie in Ostafrika. Außerdem hat wohl jeder Mensch, selbst der, der alles besser weiß, seine kleinen Schwächen und Spezialitäten und um so mehr je angesprochener er ist; die soll man ihm auch lassen, das sind oft, richtig besehen, nicht die schlechtesten Eigenschaften. Der Deutsche hat nun einmal die Neigung, vor kleinen persönlichen Fehlern die großen sachlichen Erfolge zu übersehen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Reisebericht: Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika, von Fritz Behn.

Titel: Haizuru
Untertitel: Ein Bildhauer in Afrika
Autor: Fritz Behn
Genre: Reisebericht
Ausgabe: Deutsche Hausbücherei
Verlag: Georg Müller
München, 1924
Originalleinen, 14 x 21 cm, 310 Seiten, 16 Zeichnungen, 67 sw-Fotos

Behn, Fritz im Namibiana-Buchangebot

Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika

Haizuru. Ein Bildhauer in Afrika

Haizuru ist der Titel dieses hochinteressanten Reiseberichts des Bildhauers Fritz Behn aus Deutsch-Ostafrika mit Anschauungen über Land und Leute.

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