Hängt ihn auf, er ist doch schwarz, von Wessel Ebersohn

Hängt ihn auf, er ist doch schwarz, von Wessel Ebersohn. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek (Hamburg) 1981. ISBN 3499425734 / ISBN 3-499-42573-4

Hängt ihn auf, er ist doch schwarz, von Wessel Ebersohn. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek (Hamburg) 1981. ISBN 3499425734 / ISBN 3-499-42573-4

«Frau», sagte er, «können Sie mir erzählen, ob Small-boss Marthinus Ihren Bruder jemals mißhandelt hat?» Einen Augenblick sah sie ihm voll ins Gesicht, dann blickte sie an ihm vorbei und konzentrierte sich auf die gegenüberliegende Wand. «Wenn ich das zugebe, dann werden Sie denken, daß Muskiet ihn deswegen getötet hat.» Yudel Gordon, der Polizeipsychologe aus Wessel Ebersohns Kriminalroman Hängt ihn auf, er ist doch schwarz, zieht eine eigenen Schlüsse.

Wessel Ebersohn  

Sie waren hinter ihm her, so wie er es erwartet hatte. Tief unten auf dem Pfad konnte er das Licht der Scheinwerfer sehen. Der erste Lastwagen hatte am Rande der donga angehalten, der zweite quälte sich noch die Steigung hinauf. Hinter ihm waren der Ausläufer, der sich ganz bis zum Kamm des Hügels hinzog, und, gerade jenseits des Kamms, der Stacheldrahtzaun. Er wußte, daß es hinter dem Zaun nichts gab, was er auf dieser Seite kannte, keine Hügel, kein Farmland, keine Ebene in der Ferne, überhaupt nichts. Muskiet Lesoro lief über den Hang. Seine bloßen Füße stolperten über die im Gras verborgenen losen Steine. Seine Füße waren hart und breitgetreten, ihre Haut trocken wie Leder; an die Steine und Dornen des veld gewöhnt, fühlten sie nichts. Er wandte den Kopf und sah, daß der zweite Lastwagen ebenfalls angehalten hatte. Seine Scheinwerfer beleuchteten den vorderen und drei Männer, die am Rande des trockenen Flußlaufes standen, einen Moment zögerten und dann den steilen Abhang hinunter in die Dunkelheit vorstießen. In ein paar Sekunden würden sie die andere Seite hinauf hinter ihm herkommen, und sie würden Taschenlampen haben. Er fürchtete die Taschenlampen. Es war die von ihren Strahlen ausgeströmte Hitze, die ihn am meisten ängstigte. Er wußte, daß seine Haut wie Papier verbrennen würde, wenn ihr Licht ihn berührte. Er mußte einfach weit genug vor ihnen bleiben, einen Ausläufer des Hügels oder eine Baumreihe als Schutz zwischen sich und ihnen; dann würde alles in Ordnung sein. Vor ihm, gerade außerhalb seiner Sichtweite, war der Zaun. Wenn er nicht einen Weg daran vorüber fände, würde die Leere dahinter ihm die Flucht abschneiden. Er sah zurück den Hügel hinunter. Dessen Oberfläche war glatt und kahl, das Gras nirgends mehr als knöchelhoch. Es gab keinen Platz, wo er sich verstecken konnte. Er bewegte sich den Hügel hinauf, fort von den Menschen und auf den Zaun zu. Der Nachthimmel war dunkel und niedrig. Nahe dem Kamm berührte seine Unterseite den Hügel. Noch bevor er den Zaun erreichte, würde er zwischen ihm und dem Hügel eingeklemmt werden, festgehalten, unfähig, sich zu bewegen. Er blickte nach oben und sah ihn, undurchsichtig wie die Oberfläche eines Sees von unten, auf ihn herabstoßen. Warm und weich wie eine Wolldecke berührte der Himmel seinen Kopf. Ohne seine Schritte zu verlangsamen, lief er geduckt darunter hinweg. Wie Dampf aus einer Lokomotive, so hörte er die Luft durch seinen offenen Mund zischen und fühlte bei jedem Atemzug das schmerzhafte Weiten seiner Brust. Rechts von ihm fiel das Gelände steil ab und endete in einem Graben, der sich den Ausläufer des Hügels entlangzog. Lesoro hielt einen Moment lang an und sah zurück. Oberhalb des Flußbettes entdeckte er die Lichter der Taschenlampen seiner Verfolger, die sich den Hügel hinaufarbeiteten; langsam schwangen die rotglühenden Strahlen hin und her, das trockene Gras ansengend. Es waren jetzt viel mehr Männer. Er konnte die Fahrzeuge nicht mehr sehen, aber sie hatten nicht alle in nur zwei Lastwagen kommen können. Die Taschenlampen überzogen die ganze Länge des Hügels mit einer ununterbrochenen Kette von Lichtern, die sich gleichmäßig aufwärts bewegte, ohne Pause oder Zögern. An ihnen vorbeizuschlüpfen würde unmöglich sein. Er bog in den Graben ein und ließ sich durch die Steile des Hanges vorwärts tragen. Wieder berührte sein Kopf die weiche Unterseite des Himmels, und dann war er frei. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Südafrika-Roman Hängt ihn auf, er ist doch schwarz, von Wessel Ebersohn.

Titel: Hängt ihn auf, er ist doch schwarz
Autor: Wessel Ebersohn
Reihe: rororo thriller
Genre: Südafrika-Roman
Übersetzung: Karin Schulz-Meil
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH
Reinbek (Hamburg) 1981
ISBN 3499425734 / ISBN 3-499-42573-4
Originalbroschur, 11 x 19 cm, 201 Seiten

Ebersohn, Wessel im Namibiana-Buchangebot

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