Fäuste und Deo am Kap. Südafrikas Politkrimi ohne Ende, von Harald Stöber

Fäuste und Deo am Kap. Südafrikas Politkrimi ohne Ende, von Harald Stöber.

Fäuste und Deo am Kap. Südafrikas Politkrimi ohne Ende, von Harald Stöber.

Harald Stöber arbeitet anhand seiner eigenen Erlebnisse im südlichen Afrika, Brüche, Unterschlagungen und dreiste Lügen in politischen Botschaften und in Teilen der Presse auf. Seine Ergebnisse stellt er in seinem Buch ‚ Fäuste und Deo am Kap. Südafrikas Politkrimi ohne Ende’ vor.

Harald Stöber  

Südafrikas Politkrimi wird fortgesetzt

Insgeheim hatten wir gehofft, dass uns nach der „Rückkehr aus dem Busch" ein paar erholsame Wochen vergönnt sein würden, aber diese Hoffnung zerschlug sich bereits bei der Durchsicht eines großen Berges inzwischen eingetroffener Post, unter der sich die Nachricht befand, dass wir vom „Bureau of Information" als „Buitelandse Korrespondente" akkreditiert wurden, wir also nun auch offizielle Medienvertreter in Südafrika sind und als solche noch freieren Zugang zu interessanten Quellen haben. Wir ahnten, dass dieser von uns angestrebte Status eher ein Mehr an Arbeit und nicht zuletzt auch Verpflichtungen mit sich bringen würde. Außerdem wurden wir mit einem schönen Foto mit persönlichen Widmungen de Klerks und seiner Gattin Marike überrascht. Auch so etwas verpflichtet. Öffnete uns jede gewünschte Tür in Südafrika: die Akkreditierung als „Buitenlandse Korrespondente". Wie angedeutet, gab es eine Fortsetzung des südafrikanischen Politkrimis, der uns tagtäglich viel beschäftigen sollte, wobei ich vorausschicken möchte, dass die aus sehr unterschiedlichen Quellen beziehungsweise Ereignissen zusammengetragen Mosaiksteinchen lediglich die wesentlichsten, aber auch typischen Aspekte widerspiegeln, mit denen man es hier vierundzwanzig Stunden am Tag zu tun hat. Es hat zudem den Anschein, als würde die Flut neuer Ereignisse eher ins Uferlose schwappen, was gewiss nicht zur allgemeinen Beruhigung der Leute beiträgt, im Gegenteil. Wir gewannen immer deutlicher den Eindruck, dass die Masse der Bevölkerung - welche Gruppe auch immer - durch die Fülle der täglich auf sie zukommenden Nachrichten immer mehr verunsichert wurde, sogar ratlos zu werden drohte - ein idealer Boden für Radikalismus, denn wenn der Geist nicht mehr reicht, mit politischen Herausforderungen fertigzuwerden, müssen Waffen sprechen!

Im Folgenden soll der kritische Chronist zu Wort kommen, dem die Aufgabe zufällt, die relevanten Ereignisse, die zum Teil wieder dramatische Züge annehmen sollten, nicht nur aufzureihen. Er wird an vielen Stellen seine Meinung äußern, aber auch zwischen den Zeilen abermals viel Platz fürs „freie Mitdenken" lassen. Nelson Mandela, der am 11. Februar 1990 freigelassene ANC-Vize, machte auf seinem Weg nach Kanada unter anderem in Amsterdam Station, wo er von 20.000 jubelnden Anhängern gefeiert wurde. Nach seinem Empfang durch Königin Beatrix, Ministerpräsident Lubbers und Außenminister van den Broek rief Mandela seinen niederländischen Freunden zu: „Lasst uns die schrecklichen Ereignisse von 1976 (Soweto-Aufstand) vergessen und uns auf das Neue Südafrika konzentrieren!", eine Forderung, die Mandela durchaus im Geiste jener Bedingung erhob, unter der er auf freien Fuß gesetzt wurde:

Er hatte noch vor der Freilassung seine Bereitschaft bekundet, auf eine Friedenslösung in Südafrika hinzuarbeiten und wurde daraufhin aus dem Gefängnis entlassen. Doch militante Rufe aus der Menge zeigten, dass selbst viele Holländer nicht daran denken, einem friedlichen Wandel in Südafrika das Wort zu reden: „Tötet die Buren!" und Schlimmeres war zu hören. Doch Mandela fuhr unbeirrt fort: „Die südafrikanische Regierung (er sprach nicht von „Regime") sieht heute ein, dass Apartheid ein Fehler war und versucht zusammen mit dem ANC (und anderen) ein Neues Südafrika zu schaffen, dies hat uns bewogen, die Vergangenheit zu vergessen!", womit Mandela wohl weiterging, als den niederländischen Offiziellen recht war, denn in ihrem Übereifer sagten sie die Fortsetzung ihrer Sanktionspolitik gegen Südafrika zu, noch bevor eine entsprechende abermalige Forderung dieser Art auf dem Tisch lag.

Mandela wird zwischendurch erfahren haben, dass der im Jabulani-Stadion mit Walter Sisulu als Hauptredner abgehaltene „Soweto-Tag" für den ANC ein voller Erfolg war: 60.000 Anhänger waren erschienen, während es der PAC (der vom ANC abgespaltene militante Pan African Congress) in Orlando auf nur 3.000 Jubelnde brachte, obwohl man nicht weniger als 70.000 erwartet hatte. Nicht zuletzt das willfährige Verhalten der niederländischen Regierung wird Mandela dazu ermuntert haben, nun stereotyp nach der Beibehaltung der Sanktionspolitik gegen Südafrika (seinem eigenen Land) zu rufen, und zwar ungeachtet der Tatsache, dass die Opfer in aller Regel schwarze Arbeitsuchende und deren meist große Familien sind. Seine Hauptargumente: In Südafrika habe sich nicht viel geändert und Apartheid bestehe weiter, womit er in Wirklichkeit aber seine eigene Glaubwürdigkeit zu untergraben begann. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Fäuste und Deo am Kap. Südafrikas Politkrimi ohne Ende, von Harald Stöber.

Buchtitel: Fäuste und Deo am Kap
Untertitel: Südafrikas Politkrimi ohne Ende
Autor: Harald Stöber
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Leipzig, 2011
ISBN 9783862686490 / ISBN 978-3-86268-649-0
Broschur, 15x21 cm, 217 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Stöber, Harald im Namibiana-Buchangebot

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