Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, von Gebhard von Trotha

Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, von Gebhard von Trotha und Heinz Stommel.

Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, von Gebhard von Trotha und Heinz Stommel.

Im Mittelpunkt der vorliegenden Memoiren stehen die Erinnerungen Gebhard von Trothas an seine Zeit und sein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Heinz Stommel hat orts- und landeskundliche Ergänzungen beigesteuert, die auch landesunkundigen Lesern eine Vorstellung von der beschriebenen Epoche und Region Namibias ermöglichen sollen.

[...] Nun begann der Hausbau in Otjitambi. Da war ein Maurer, der hieß Fritze Wurst. Er war ein 'alter Gardedragoner', wie er sich selbst nannte. Ich lernte zuerst, Backsteine zu machen und einen Räucherofen aufzustellen usw. Es waren noch andere Voluntäre da, die meinten, ich wäre doch vom Lande, ob ich nicht einmal auf Jagd gehen könnte. Hendrik Lesber würde mich führen. Wir zogen nun in die Berge. Das Pirschen war nicht so einfach wie bei uns in Deutschland. Viele Klippen und Dornen machten es schwierig. Auf einmal packte Hendrik mich am Arm und zeigte auf etwas, das ich nicht gleich erkennen konnte. Doch dann sah ich, wie ein Baumast sich bewegte und im selben Augenblick das Horn eines Kudus, vielleicht auf 80 Schritt. Ich nahm die Büchse hoch, die ich von meinem Vater bekommen hatte, schoß, und der Kudubulle fiel um. Er war ein Tier von mehreren Zentnern. Mit großer Mühe brachten wir nun das große Stück Wild auf die Farm. Der Maurer konnte mit dem Fleisch umgehen und zeigte uns, wie man so ein Tier zerlegt. Dann sagte er: „Jetzt bauen wir einen Räucherofen in einem hohlen Baum." Darin wurde das Fleisch geräuchert, und wir hatten wochenlang davon zu essen. Auf der Reise dorthin war ich durch mehrere Farmen gekommen. Die Leute fragten mich: „Was machen Sie hier?" Ich sagte: „Ich will vielleicht Farmer werden." „Wollen Sie nicht mal zu mir kommen? Ich mache gerade eine Bewässerungsanlage." Der andere: „Ich baue gerade ein Haus." Der dritte machte wieder etwas anderes. So kam ich zu verschiedenen Farmen, um das zu lernen, was notwendig war. Und schließlich erfuhr ich in Outjo von Hauptmann Franke, daß ich die Farm Otjikondo bekommen könnte. Otjikondo hatte 7500 ha, und ich kaufte die Farm aus zweiter Hand. Sie gehörte einem Herrn von Schirp, der mochte nicht so dicht an der Straße wohnen; er hatte Hemmungen, wenn Menschen durchkamen und deswegen eine Farm weiter weg gekauft (Namatanga). Ich war sehr zufrieden, denn in Otjkondo war sehr viel Wasser. Inzwischen hatte ich mir etwa 50 Kühe und auch Schafe gekauft; das war der Anfang. Dann kam ein junger Mann, den ich auf dem Dampfer kennengelernt hatte, der auch Farmer werden wollte. Er half mir. So fingen wir 1907 schon an, auf eigenem Besitz zu farmen. Ich kaufte eine Ochsenkarre, nicht gleich einen Wagen, eine Karre mit zehn Ochsen davor, um mir den nötigen Proviant heranzuholen, auch einiges Handwerkszeug, vor allem aber eine Kiste Dynamit zum Sprengen von Brunnen. Nun kamen eines Tages die ersten Eingeborenen auf die Farm; es waren Bergdamara. Kein einziger konnte ein Wort Deutsch. Aber ich hatte in der Truppe einen Jungen bekommen, er hieß Kaleb und war vielleicht 14 Jahre alt. Der konnte ganz gut Deutsch und half mir über die ersten Schwierigkeiten hinweg. Die Leute bauten ihre Hütten, Pontoks genannt, auf; und die ersten hatten nichts anderes zu tun, als auf meine paar Tiere aufzupassen und ein bißchen Ordnung zu machen. Wir legten dann einen kleinen Garten an, um etwas Gemüse anzubauen. Der Farmer, den ich auf dem Dampfer kennengelernt hatte, hieß Ewald und war aus Darmstadt. Er half mir sehr treu bei allen meinen ersten Arbeiten. Meine Leute taten, was sie konnten, um mir zu helfen, und es ging alles wunderschön. Aber ich mußte doch mal wieder nach Outjo fahren, Proviant holen. Bei dieser Gelegenheit fragte ich Hauptmann Franke, ob ich nicht ein paar Leute bekommen könnte als Dolmetscher, denn die Verständigungsschwierigkeiten waren zu Anfang sehr groß. [...]

Dies ist ein Auszug aus den Memoiren 'Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika', von Gebhard von Trotha.

Titel: Erinnerungen
Untertitel: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika
Herausgeber: Heinz Stommel
Selbstverlag
Otjikondo, Namibia 2000
Originalbroschur, 21 x 21 cm, 52 Seiten, zahlreiche sw-Fotos und Abbildungen

von Trotha, Gebhard und Stommel, Heinz im Namibiana-Buchangebot

Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika

Erinnerungen: Ein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika

Reich an historischen Aufnahmen sind dies die Erinnerungen Gebhard von Trothas an sein Leben als Farmer im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika.