Erinnerungen eines Schutztrupplers an die Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog, von Albert Achilles.

Erinnerungen eines Schutztrupplers an die Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog, von Albert Achilles.

Erinnerungen eines Schutztrupplers an die Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog, von Albert Achilles.

Als Angehöriger der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika geriet Albert Achilles 1917 in britische Gefangenschaft die er bis 1920 in den Lagern Ahmednagar und Ramandrog in Indien zubrachte.

Albert Achilles  

Ahmednagar

[...] Es muß Anfang 1918 gewesen sein, als eine Grippewelle furchtbaren Ausmaßes die Erde überflutete. Fast kein Land der Erde blieb von dieser Seuche verschont. Grausam wütete sie dort, wo Menschen in Ballungsgebieten lebten. Wenn die Zahl der Grippetoten jemals veröffentlicht worden ist, dann muß sie sehr, sehr hoch gewesen sein. Viele von den Erkrankten, die bislang der erste Weltkrieg verschont hatte, starben zum Schluß noch an der Grippe. So erging es auch vielen Gefangenen im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar in Indien, wo die Engländer, die damals noch Indien beherrschten, deutsche Kriegsgefangene aus Deutsch-Ostafrika, Mesopotamien und Zivilgefangene aus Indien und den südostasiatischen Ländern interniert hatten. Das Mixed-Transit-Camp Ahmednagar bestand aus den einzelnen Lagern A, B und C. Diese waren bis auf das Lager C von hohen, doppelten Stacheldrahtzäunen umgeben. Sie waren nach oben mit Spanischen Reitern vervollständigt. Zwischen den Zinnen befand sich ein schmaler Weg, auf dem Tag und Nacht bewaffnete Posten patrouillierten. Nach der Lagerseite zu war noch ein etwa 2-3 m breiter Grenzstreifen durch Kieselsteine, die dicht an dicht in der Erde steckten, abgegrenzt. Die Steine wurden ständig weiß gekalkt. Ein Überschreiten dieser Grenze konnte für die Gefangenen böse Folgen haben. Eine solche böse Folge ist mir noch im Gedächtnis. Ein Schiffsjunge, etwa 11 oder 15 Jahre alt, der mit seiner Mannschaft ebenfalls Anfang des Krieges in Ahmednagar Lager A interniert war, wurde das erste Opfer. Da die Baracke, in der er untergebracht war, mit ihrer einen Stirnseite recht nahe an den weißgekalkten Steinen stand, wurde er von einem englischen Posten erschossen, weil er in schlaftrunkenem Zustand die weiße Grenze überschritten hatte. In der Nähe der Baracken waren Kübel zum Urinieren aufgestellt. Weil er nur einige Schritte zu weit gegangen war, mußte er sein junges Leben lassen. Auf den Schuß hin waren die Gefangenen aus der Baracke nach draußen geeilt. Als sie sahen, was sich ereignet hatte, entstand verständlicherweise Erregung unter den Gefangenen. Als darauf und wohl, auch auf den Schuß hin die englische Wachmannschaft ins Lager eilte, gab der Posten, der geschossen hatte, an, er sei von den Gefangenen mit Steinen beworfen worden. Darauf nahm die Wachmannschaft den Gefangenen Franz Novotny aus Schleswig fest und sperrte ihn ein. Obwohl er bei der Kriegsgerichtsverhandlung seine Unschuld beteuerte [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Erinnerungen eines Schutztrupplers an die Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog, von Albert Achilles.

Titel: Erinnerungen aus meiner Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog in Indien während des ersten Weltkrieges 1914-1920
Autor: Albert Achilles (Goslar, 1977)
Beiträge zur deutschen Kolonialgeschichte, Band 1
Herausgeber: Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen
Broschur, 15x21 cm, 97 Seiten

Achilles, Albert im Namibiana-Buchangebot

Erinnerungen aus meiner Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog

Erinnerungen aus meiner Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog

Erinnerungen eines Schutztrupplers an die Kriegsgefangenschaft im Mixed-Transit-Camp Ahmednagar und Erholungslager Ramandrog.

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