Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“, von Paul Rusesabagina

Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“, von Paul Rusesabagina. Berlin Verlag, 2006. ISBN 3827006333 / ISBN 3-8270-0633-3 / ISBN 9783827006332 / ISBN 978-3-8270-0633-2

Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“, von Paul Rusesabagina. Berlin Verlag, 2006. ISBN 3827006333 / ISBN 3-8270-0633-3 / ISBN 9783827006332 / ISBN 978-3-8270-0633-2

In seinen Erinnerungen "Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“" schildert Paul Rusesabagina ein Wunder der Menschlichkeit im Grauen des ruandischen Völkermordes von 1994.

Ich bin ein Hoteldirektor, der seine Arbeit macht, wie es sich gehört. Viel mehr lässt sich darüber nicht sagen. Während eine Welle schrecklichen Mordens mein Land heimsuchte, konnte ich 1268 todgeweihte Menschen retten, indem ich sie in dem Luxushotel versteckte, das ich führte. Als die Milizen mit ihren Todesbefehlen für meine Gäste kamen, führte ich die Mörder in mein Büro, setzte ihnen zuvorkommend Bier und Kognak vor und überredete sie, es mit ihrer Pflicht an diesem Tage nicht so genau zu nehmen. Als sie zurückkamen, gab ich ihnen noch mehr zu trinken und redete wieder auf sie ein, um ihnen klar zu machen, warum sie wieder friedlich abziehen sollten. Ich war nicht besonders wortgewandt in diesen Gesprächen, sondern redete nur ohne Punkt und Komma - mit Worten, wie ich sie auch zu normalen Zeiten verwendet hätte. Ich weiß heute noch nicht, warum diese Männer mir nicht einfach einen Kugel in den Kopf jagten und alle Bewohner der oberen Stockwerke umbrachten, doch diese zerbrechliche Schutzmauer aus Gesprächen und Getränken hielt 76 Tage lang. Keiner der Flüchtlinge in meinem Hotel wurde getötet. Keiner geschlagen. Keiner entführt, um auf immer zu verschwinden. Überall im Land wurden in den letzten Frühlings- und ersten Sommertagen des Jahres 1994 Menschen mit Macheten zerstückelt, doch das fünfstöckige Hotel wurde zu einer Zuflucht, einem sicheren Hafen für jeden, der es bis an seine Tür schaffte. Stolz bin ich allenfalls auf die Tatsache, dass ich auf meinem Posten blieb und meine Aufgaben als Direktor des Hotels Mille Collines weiterhin erfüllte, während alle anderen Aspekte der Normalität im kollektiven Irrsinn Ruandas versanken und mehr als eine halbe Million Menschen von ihren eigenen Nachbarn und Landsleuten abgeschlachtet wurden. Es geschah aus ethnischem Hass. Bei den meisten Menschen im Hotel und den Ruandern, die in größter Gefahr waren, handelte es sich um Tutsi, Nachkommen von Viehzüchtern, die einst die herrschende Klasse Ruandas waren. Die Menschen, die sie töten wollten, stammten aus der Gruppe der so genannten Hutu, deren Familien meist vom Ertrag ihrer Felder lebten. Nach einem verbreiteten Vorurteil sind die Tutsi groß und dünn und haben schmale Nasen, während die Hutu klein und gedrungen sind und breitere Nasen besitzen. Allerdings passen die meisten Einwohner Ruandas nicht mehr in dieses einfache Schema. Die beiden großen Bevölkerungsgruppen leben seit mehr als 500 Jahren im Streit miteinander. Ich lebe selbst im Streit mit dieser Teilung. Man könnte auch sagen: sie lebt in mir. Ich bin der Sohn eines Hutu-Bauern und seiner Tutsi-Frau. Da sich die Abstammung in Ruanda traditionell nach dem Vater richtet, gelte ich als Hutu. Aber auch meine Frau ist eine Tutsi, und unsere Kinder sind die bunteste Mischung, die sich denken lässt. Trotz unserer traurigen ethnischen Geschichte sind solche Familien in Ruanda eher die Regel als die Ausnahme. Mischehen sind so häufig, dass sich die körperlichen Unterschiede im Laufe der Zeit weitgehend verwischt haben. Sehr oft lassen sie sich durch bloßes Betrachten nicht mehr feststellen. Dennoch hat der Unterschied zwischen Hutu und Tutsi ungeheure Bedeutung in Ruanda. Ende Frühjahr und Anfang Sommer 1994 bedeutete er den Unterschied zwischen Leben und Tod. Zwischen dem 6. April, als das Flugzeug des Präsidenten Juenal Habyarimana mit einer Rakete abgeschossen wurde, und dem 4. Juli, als die Rebellenarmee der Tutsi die Hauptstadt Kigali einnahm, wurden annähernd eine halbe Million Ruander abgeschlachtet. Das ist eine Zahl, die unser Verstand nicht mehr erfassen kann. [...]

Dies ist ein Auszug aus den Memoiren 'Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“', von Paul Rusesabagina.

Titel: Ein gewöhnlicher Mensch
Untertitel: Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“
Autor: Paul Rusesabagina
Berlin Verlag
Berlin, 2006
ISBN 3827006333 / ISBN 3-8270-0633-3
ISBN 9783827006332 / ISBN 978-3-8270-0633-2
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 14 x 22 cm, 252 Seiten, 1 Karte

Rusesabagina, Paul im Namibiana-Buchangebot

Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“

Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“

'Ein gewöhnlicher Mensch' ist die erschütternde Biographie und wahre Geschichte des Direktors des „Hotel Ruanda“, der während der Progrome 1268 Todgeweihte rettete.