Drei auf der Flucht: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest, von Paul Ritter

Drei auf der Flucht: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest, von Paul Ritter.

Drei auf der Flucht: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest, von Paul Ritter.

Paul Ritter geht in 'Drei auf der Flucht: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest' auf bewußte und erzwungene Illegalität und Gesetzesbrüche ein.

Paul Ritter  

[...] Die Deutschen mußten froh sein, wenn sie von der mächtigen „Consolidated Diamond Mines of S.W. A. Ltd." noch Arbeit und Brot erhielten. Auf dem Felshügel, „Diamantberg" genannt, der, den Ort beherrschend, einen Ausblick auf das Städtchen und die blaue Bucht gewährt, saß ein Mann auf den fast unkenntlichen Resten eines Marmorsockels und starrte unverwandt in die weite Landschaft. Soweit sein Auge schweifte — Klippen und Sand und die Unendlichkeit des Atlantischen Ozeans, dessen Wellen unaufhörlich an der öden Küste nagen. Hochaufspritzend schimmert der weiße Gischt herauf, wenn die Brandung mit gewaltigen Wogen sich an dem nackten Fels bricht, der überall zu Tage tritt, wo der Sand ihn nicht überflutet. So kämpft hier Meer gegen Meer. Denn so unermüdlich wie die Brecher der Brandung heranrollen, so unermüdlich stemmen sich, stumm und lautlos, die Wellen des Sandmeeres dagegen. So viele ihrer auch unter dem stürmischen Anprall der Wasserberge versinken, immer neue treten in die Bresche und schieben sich, dem Auge kaum merkbar, in verbissenem Trotz vor, die Wanderdünen. Inmitten dieses urewigen Gigantenkampfes der Elemente, der hier in zäher Unerbittlichkeit sich austobt, liegt still und friedlich, wie eine Oase in der Wüste, der freundliche Ort Lüderitzbucht, der mit seinen rotgedeckten sauberen Häusern das ruhige Wasser des Hafenbeckens umrahmt. Wie trutzige Forts schützen die Haifisch- und die Pinguininseln das kleine Becken vor der Gewalt entfesselter Kräfte. Ihre kahle, graue Nacktheit paßt sich in großartiger Einförmigkeit dem vegetationslosen Strande an. Nirgends eine Spur belebenden Grüns, kein Baum, kein Strauch, soweit das Auge reicht, nichts als gelber Sand, grauer Fels und blaues Meer. Einige Schiffe ankern in der Bucht. Kleine Küstenfahrzeuge, die dem Fisch- und Langustenfang dienen. Aber nicht diese fesseln den sehnsüchtigen Blick Jean Desbons', der regungslos ins Weite schaut, der gilt vielmehr dem schmucken „Adolf Woermann", der, von Kapstadt kommend, seine Heimreise nach Europa fortsetzt. In einer ihm selber unerklärlichen Scheu war Desbons dem Dampfer aus dem Wege gegangen, als ob die Versuchung, sich als blinder Passagier einzuschmuggeln, und die Gefahr, von einem Bekannten aus Durban erkannt zu werden, selbst seiner nervenkitzelsuchenden Natur zu groß erschien. Mit brennenden Augen verfolgte er die schwimmende Brücke zu Luxus und Leben. Immer kleiner werdend, verschwindet die Silhouette des silbergrauen Dampfers am Horizont. Bald deutet nur noch eine schwache Rauchfahne seine Fahrtrichtung an. Jean erhob sich und redete seine steifgewordenen Glieder. Dabei fiel sein Blick auf den verwitterten Rest der künstlich hier eingefügten Gesteinsmasse, die ihm als Sitz gedient. Auch die Jahrhunderte vermochten die Umrisse der Sockelform nicht zu verwischen. Sollte das der Fuß des Kreuzes sein, das Bartholomäus Diaz auf seiner abenteuerlichen Suche nach dem Seewege nach Indien vor fast vierhundertvierzig Jahren hier errichtet hatte? Der Gedanke erfreute ihn. Irgendwie fühlte er sich dem großen Seefahrer verwandt, irgend etwas in seinem Blute regte sich und belebte ihn. Nein, er wollte sich von dieser lähmenden Langeweile nicht unterkriegen lassen, wenn ihn auch mehr noch das geistlose Einerlei schematischer Arbeit am laufenden Band quälte. Waren es wirklich schon vier Wochen, die er hier in diesem elenden Nest zubrachte? [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Drei auf der Flucht: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest, von Paul Ritter.

Titel: Drei auf der Flucht
Untertitel: Ein abenteuerlicher Roman aus Deutsch-Südwest
Autor: Paul Ritter
Genre: Roman
Verlag: Adolf Sponholtz
Hannover, 1935
Original-Leinenband, 13x18 cm, 266 Seiten, 1 Faltkarte, Schrift: Fraktur

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