Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, von Kurt Dinter

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, von Kurt Dinter. Okahandja, Südwestafrika 1912.

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, von Kurt Dinter. Okahandja, Südwestafrika 1912.

Kurt Dinter: Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, Fockea Multiflora K. Sch. auf Hüttenberg bei Tsumeb (1912)

Kurt Dinter: Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, Fockea Multiflora K. Sch. auf Hüttenberg bei Tsumeb (1912)

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas (Kurt Dinter). Ficus Gürichiana Engl. bei Okozongominja am Kleinen Waterberg

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas (Kurt Dinter). Ficus Gürichiana Engl. bei Okozongominja am Kleinen Waterberg

Bereits 1912 beklagte der Botaniker des Kaiserlichen Gouvernements von Deutsch-Südwestafrika, daß die junge Generation der deutschen Kolonie, damit meinte er durchaus die jungen Leute aller Bevölkerungsgruppen, kaum noch über Kenntnisse in der vegetabilischer Veldkost, die über Jahrhunderte als stabile Ernähungsgrundlage genutzt worden war, verfügte. In seinem Buch "Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas" stellte er die ihm bekannte eßbare Flora vor.

Kurt Dinter  

[...] Es ist wirklich jammerschade, daß ein großer Teil der jetzt heranwachsenden Jugend, zumal in den größeren Ortschaften, kaum noch die Veldkost kennen lernt, womit ein Verlust des Namens Hand in Hand geht, ein Teil sogar, bevor er in irgend eines der bestellenden Otjiherero Vokabularien aufgenommen werden konnte. Indessen ist zu hoffen, daß die auf den Farmen beschäftigten Eingeborenen die Kenntnis dieser Materie konservieren und diese auch mit ihrer Vermehrung propagieren werden. Unklarheit darüber, ob eine Sache eßbar ist oder nicht, sowie über ihre richtige Bezeichnung, existiert heute leider schon zur Genüge bei der Jugend. Sehr interessant und wahrscheinlich auch erfolgreich müßte meines Erachtens für den Linguisten ein Versuch sein, an der Hand der Veldkostbezeichnungen den Weg, den die Hereros nach ihrer Tradition auf ihrem Zuge von N.-O. her zurücklegten, bis in ihre ursprüngliche Heimat rückwärts zu tracieren. Viel wäre schon gewonnen, wenn sich Otjihererobezeichnungen für einige Bäume, Sträucher und Kräuter des Hererolandes in irgend einer Gegend des zentralen Ostafrika in erkennbarer Form wiederfinden würden, wenn sich diese Namen in jener Gegend selbst auf andre, aber doch ähnliche Pflanzenarten bezögen. So heißt ein hiesiger Feigenbaum in der deutschostafrikanischen Landschaft Ugogo Mkuju, im Otjiherero eine ähnliche Feige Omukuju. Eine besonders wertvolle Hilfe würden bei solchen Bestrebungen die Namen solcher Pflanzen darstellen, die gleichzeitig in Deutsch-Südwestafrika und weit nordöstlich von hier vorkommen, so z. B. der Omuama = Albizzia anthclminthica, deren Rinde hier und in Abessinien als Wurmmittel in Gebrauch ist, Omue = Acacia albida, Omungwati = Tamarix etc. Ist es wahrscheinlich, daß ein Wort wie z. B. Omumborombonga (ist Combretum primigenium) in der kurzen Spanne Zeit von ca. 150 Jahren, die die Hereros in ihrer jetzigen Heimat sitzen sollen, in dieser erst geboren wurde? Gar nicht zu reden von der Sage, die sich an diesen Baum knüpft, daß nämlich der Omumborombonga der Stammvater der Hereros und deren Rinder sei. Dies ist sicher ein uralter Name, der sich irgendwo im Seengebiet so oder in ähnlicher Form für einen sehr ähnlichen Baum (denn Combretum primigenium kommt nur in Deutschsüdafrika vor) wiederfinden muß. Sicht man Bilder der prachtvollen Menschen von Ruanda, mit denen uns u. a. Richard Kandt bekannt gemacht hat, so vermeintman schon das Rätsel des Ursprungs derliercros halb gelöst zu haben. Vor einigen Jahren habe ich in meiner „Flora, forst- und landwirtschaftliche Fragmente" alles, was mir auf Reisen von vegetabilischer Veldkost bekannt geworden war, in ein kurzes Kapitel zusammengetragen. Nachdem ich eine Anzahl Reisen seitdem unternommen und dabei meine Kenntnisse auf diesem Spezialgebiete beträchtlich vermehrt habe, auch eine Anzahl Otjihereronamen, die mir bisher fehlten, aufgefunden und die Schreibweise andrer berichtigt habe, will ich im folgenden eine Aufzählung aller bekannten Arten nebst ihren wissenschaftlichen Namen geben. Bequemer als nach der Beschreibung ist man durch den Gebrauch des Otjihereronamens in der Lage, eine bestimmte Pflanze kennen zu lernen und ihren wissenschaftlichen Namen festzustellen. Die Beschreibung dient als vorzügliches Kontrollmittel, ob ein vom Eingebornen für eine vorgezeigte Pflanze angegebener Otjihereroname richtig, irrtümlich oder, um den Baas á tout prix zu befriedigen, frei erfunden worden ist, was Neulingen gegenüber sehr oft geschieht. Herr Stabsarzt Dr. Hellwig, während des Orlogs in der Schutztruppe, hat nach Angaben des Schulmeisters Samuel Kariko eine große Liste von Veldkost und arzneilich verwendeten Pflanzen der Hereros und Hottentotten zusammengestellt, die wissenschaftlich sehr großen Wert hätte haben können, wenn die Angaben von einem Herbarium begleitet gewesen wären. Dr. Hellwig sagt selbst, daß er die Pflanzen nicht gesehen habe und daß bei dem Ausfragen Mißverständnisse vorgekommen sein müßten. Von den von Dr. Hellwig aufgeführten 51 Veldkostpflanzen erkannte ich 41, von den restierenden 10 Arten, deren Namen ich anhangsweise aufführe, war es mir unmöglich, die Identität festzustellen, woran zum größten Teil Ungenauigkeiten in den Pflanzenbeschreibungen Karikos die Schuld tragen müssen. Den südwestafrikanischen Lesern wäre ich zu großem Dank verpflichtet, wenn es ihnen unter Benutzung dieser 10 Namen gelänge, die Pflanzen ausfindig zu machen und mir einen gepreßten Zweig gegen Erstattung des Portos freundlichst zu übersenden. Ich bemerke hierzu noch, daß es höchst unwahrscheinlich ist, daß ich diese zu erwartenden Pflanzenarten wissenschaftlich noch nicht kenne, nur mit ihrem richtig zugehörigen Otjihereronamen und in ihrer Qualität als Veldkost sind sie mir noch unbekannt, weshalb schon kleine, in einem Geschäftskouvert unterzubringende Zweige mit wenigstens einer guten Blüte oder einer Frucht für mich zur sofortigen Erkennung genügen würden. Die Hottentottenbezeichnungen der Pflanzen verdanke ich ausschließlich Herrn Dr. Hellwigs Zusammenstellung, der die große Freundlichkeit hatte, mir seine Arbeit zur beliebigen Verwendung zur Verfügung zu stellen, wofür ich ihm hier meinen Dank abstatte. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas, von Kurt Dinter.

Titel: Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas
Autor: Kurt Dinter
Verlag: Im Selbstverlag
Okahandja, Südwestafrika 1912
Kommissionsverlag Ed. Rühle
Originalbroschur, 16 x 24 cm, 47 Seiten, 13 Bildtafeln

Dinter, Kurt im Namibiana-Buchangebot

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