Die Sonne geht über dem Meru auf, von Julius Steinhardt

Die Sonne geht über dem Meru auf, von Julius Steinhardt.

Die Sonne geht über dem Meru auf, von Julius Steinhardt.

Julius Steinhardt berichtet in Die Sonne geht über dem Meru auf aus vergangenen Kolonialzeiten in Südwestafrika und Ostafrika und skizziert, auf dem Stand von 1932, die Herausforderungen an Farmer der damals gegenwärtigen Zeit.

Julius Steinhardt  

[...] Niemand fragte nach Namen und Art, niemand nach Herkunft und Papieren des Mannes, sofern er seine Arbeit leistete und sich einigermaßen einzuordnen wußte in die bunt zusammengewürfelte Schar derer, die tagaus, tagein, an südwestafrikanischer Küste den endlosen Sand der Namibwüste nach Diamanten durchwühlten. Gute Kameradschaft hielt der verkrachte Leutnant, der als Husar zu lustig lebte, der lachend auf das Majorat verzichtete, mit dem zuverlässigen, braven Arbeiter, den der Drang nach Vorwärts in die Fremde trieb; mit dem Abenteurer zweifelhaftester Art, der sich in weltentlegener Einsamkeit verstecken wollte, bis Gras über die alten Dinge gewachsen war; mit dem märkischen Bauernsohn, - der sich im schönen Südwest eine neue Heimat, eine neue Scholle erarbeiten wollte. Schulter an Schulter mit ihnen stand ein Wurmstichiger mit einst klangvollem Namen; ein berühmter Gelehrter, der irgend-wie auf den Diamantfeldern hängen blieb und den Rückweg zu Amt und Ehren nicht fand; weggelaufene, verkommene Matrosen; auch zähe, zielbewußte Farmer, die der eigenen Scholle zuliebe in fremde Fron gingen. Ein paar so schnell dahinfliegende Jahre, und sie hatten die Mittel erarbeitet, den neuen Brunnen niederzubringen, die dumpfe Lehmhöhle durch ein steinernes Haus zu ersetzen und die geduldig harrende Braut als Gattin heimzuführen. Daneben verschrobene Einsamkeitsapostel, die sich über ihre innere Kernfäule mit beweglichen Worten selber belogen; bienenfleißige, zuverlässige Handwerkersöhne, die auswanderten, um mit dem Ersparten daheim sich einst selbständig zu machen; Enttäuschte und Verbitterte, die mit irgendeinem Leid, irgendeinem Kummer nicht fertig werden konnten, denen es in Wahrheit aber nur an Kraft und Willen mangelte, sich endlich aufzuraffen. Daneben solche, die ehrlich bemüht und bestrebt waren. Vergangenes zu sühnen und ein neues Leben zu beginnen; brave Jungen, die aus Brot und Beruf gingen, um mit Hilfe des hohen Lohnes die alten Eltern zu unterstützen, - und verlorene Söhne, von der Mutter unter Hergabe des letzten Notpfennigs nach Afrika geschickt. Hart und rauh war das Leben, hart und rauh die Sitten. Auf geschriebene Gesetze gab die bunt zusammengewürfelte Schar verzweifelt wenig, desto mehr aber auf die Satzungen, die sich ganz von selbst ergeben und herausgebildet hatten: Unbedingte, an idealen Kommunismus grenzende Kameradschaft herrschte bei der Arbeit und in den engen Niederlassungen inmitten der unendlichen Wüste. Wohl hob sich die Faust einmal schnell, zumal an Feiertagen, wenn das Feuerwasser so manchem die Zeit und böse Erinnerungen vertrieb, jede Waffe aber war verpönt: Wehe dem Jähzornigen, der zum Messer griff! Und wehe jedem, der sich nicht einordnete oder alte Standesvorurteile herauskehrte. Wie ein Mann stand man zusammen gegen die Direktoren und ihre humorlosen, unnahbaren, überheblichen Herren Beamten, die vielfach in jedem Untergebenen einen geborenen Dieb und Lumpen sahen [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Sonne geht über dem Meru auf, von Julius Steinhardt.

Titel: Die Sonne geht über dem Meru auf
Untertitel: West- und Ostafrika - eine neue Heimat.
Autor: Julius Steinhardt
Verlag: Sibyllen-Verlag
Berlin, 1932
Original-Halbleinenband, 15x22 cm, 164 Seiten, 12 sw-Abbildungen, 1 Karte

Steinhardt, Julius im Namibiana-Buchangebot

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