Die Seele der Savanne. Was wilde Tiere fühlen, von Gabriela Staebler

Die Seele der Savanne. Was wilde Tiere fühlen, von Gabriela Staebler.

Die Seele der Savanne. Was wilde Tiere fühlen, von Gabriela Staebler. © Gabriela Staebler

In ihrem Bildband Die Seele der Savanne zeigt Gabriela Staebler intime und emotionale Bilder von Angst, Leid und Glück und was wilde Tiere fühlen.

Gabriela Staebler  

Haben Tiere Gefühle? Eine eindeutige und viel diskutierte Frage. Eine Frage, die eine geballte Ladung Konflikte auslöst und über die nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen diskutiert wird. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen den Begriffen Emotionen und Gefühle. So sind nach dem Neurowissenschaftler Damasio Emotionen nach außen gerichtete körperliche Signale, die von äußeren Reizen ausgelöst werden. Gefühle hingegen sind nach innen gerichtete, mentale Erfahrungen einer Emotion. Noch gibt es keine klare wissenschaftliche Erkenntnis darüber, ob zum Beispiel eine Antilope wirklich Angst beim Anblick einer Raubkatze fühlt, das heißt sich dieser Angst bewusst ist, oder ob sich die Emotion Angst als Verhaltensäußerung bisher als überlebenssichernd gezeigt hat. Lieben Tiermütter ihre Jungen so wie wir unsere Kinder, oder nähren und beschützen sie diese nur, um ihre Art zu erhalten, folgen also damit nur einem Trieb, der mit Emotionen verbunden ist. Freilich spricht man auch beim Menschen zu Recht von Fortpflanzungs- und Brutpflegetrieb. Für die großen Denker der Vergangenheit wie Aristoteles, Descartes und Kant waren Tiere rationale und gefühllose »Sachen«. Erst Charles Darwin gestand unseren Mitlebewesen Emotionen zu. Diese waren für ihn unverzichtbare Funktionen des Überlebens und der Arterhaltung. Heute sind sich die meisten Wissenschaftler darüber einig, dass Tiere zumindest im biologischen Sinne über Emotionen verfügen. Aber können sie Freude, Trauer, Furcht und Leid auch wirklich fühlen? Mit der klassischen naturwissenschaftlichen Arbeitsmethode, in der nur Gemessenes, Gezähltes und Gewogenes Bestand hat, lässt sich ein individueller Gefühlszustand nur schwer erfassen - beim Menschen wie beim Tier. So schwer es war und ist, unsere eigenen Gefühle zu ergründen - um wie viel schwieriger muss dann die Frage nach den tierischen Gefühlen zu beantworten sein. Nur auf der Gefühlsebene haben wir die Möglichkeit, mit Tieren zu kommunizieren und sie zu verstehen. Die Herausforderung dabei ist, sich in das Tier hineinzufühlen oder hineinzudenken, ohne es zu vermenschlichen. Deswegen werden wir die komplexe Gefühlswelt der Tiere, wenn sie uns auch in vielen Bereichen sehr ähnlich zu sein scheint, nie in vollem Umfang verstehen, da wir immer nur unsere eigene Gefühlswelt als Referenz nutzen können.

Wertfreie Beobachtungen trugen einen großen Teil zu unserem heutigen Wissen über die wilden Tiere Afrikas bei. Dabei leisten Tierfotografen einen wichtigen Beitrag zur Forschung: Meist gehen ihren Aufnahmen längere Feld- und Verhaltensstudien voraus, die sie dann dokumentieren. Auch ich habe die wilden Tiere Afrikas viele Jahre beobachtet, ihnen möglichst unvoreingenommen beim Leben und Überleben zugesehen, viele intime Momente mit ihnen »erlebt«, erfühlt und mit der Kamera dokumentiert. Wie wir Menschen folgen auch Tiere Instinkten und Trieben. Aber ebenso wie wir Menschen, und davon bin ich überzeugt, denken und fühlen auch unsere Mitlebewesen. Sie besitzen Intelligenz, Bewusstsein und somit eine Persönlichkeit - aber eben immer auf ihrer Entwicklungsebene, entsprechend ihrer Art und ihres Lebensraumes.

Bei höher entwickelten Tieren, oder jenen, die uns entwicklungsgeschichtlich sehr nahe stehen, mag deren »Seele« der unseren in vielen Bereichen sehr ähnlich sein. Andere fühlen und denken möglicherweise auf eine Art und Weise, die uns Menschen völlig fremd ist, und selbst wenn sie unsere Sprache sprechen könnten, würden wir sie nicht verstehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie fühlen können. Meine Bilder zeigen eine große Vielfalt von Emotionen, die ich bei den Tieren Afrikas miterleben durfte; und sie lösen sicher auch Gefühle beim Betrachter aus. Manchmal werde ich gefragt, wie ich dieses oder jenes Bild »gemacht« habe. Aber ich mache nichts. Ich bin einfach oft zur rechten Zeit am rechten Ort.

Das ist nur selten Zufall sondern Intuition sowie das Ergebnis langer Beobachtungsphasen und meines Bestrebens, mich in das Tier hineinzufühlen. Zu denken und zu fühlen, wie das Tier funktioniert, ist eine Art nonverbale Kommunikation. Fotografisches Können, große Geduld und zoologisches Wissen sind selbstverständliche Grundvoraussetzungen. Meine Bilder können es nicht beweisen, aber zeigen, und ich maße mir nicht an, es zu wissen, aber es ist für mich offensichtlich, dass Tiere nicht nur Emotionen zeigen, sondern tiefe Gefühle wie Zuneigung, Aggression, Furcht, Glück und Leid empfinden, die sich bei höher entwickelten Tieren nur graduell von menschlichen Gefühlen unterscheiden. Vielleicht sind wir mehr Tier als wir denken!

Dies ist das Vorwort zu dem Buch: Die Seele der Savanne. Was wilde Tiere fühlen, von Gabriela Staebler.

Buchtitel: Die Seele der Savanne. Was wilde Tiere fühlen
Autorin: Gabriela Staebler
Bucher Verlag
München, 2008
ISBN 9783765816451
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 24x30 cm, 176 Seiten, 200 Fotos

Staebler, Gabriela im Namibiana-Buchangebot

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Die Seele der Savanne zeigt Intime und emotionale Bilder von Angst, Leid und Glück und was wilde Tiere fühlen.

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