Die DDR-Kinder von Namibia. Heimkehrer in ein fremdes Land, von Constance Kenna

Die DDR-Kinder von Namibia. Heimkehrer in ein fremdes Land, von Constance Kenna.

Die DDR-Kinder von Namibia. Heimkehrer in ein fremdes Land, von Constance Kenna.

Constance Kenna schreibt in ihrem Vorwort zu dem Die DDR-Kinder von Namibia, wie sie auf diese Heimkehrer in ein fremdes Land aufmerksam wurde.

Constance Kenna  

Anfang Juni 1994 habe ich in einem Souvenirladen in Windhoek nahe dem Reiterdenkmal und der Christuskirche beobachtet, wie sich ein deutsch sprechendes Paar, es waren Touristen, mit ihrem jungen schwarzen Begleiter über mögliche Einkäufe beraten hat. Sie waren offensichtlich Besucher und er ihr Gastgeber. Ich war fasziniert, weil es das erste Mal bei meinem Besuch in Namibia war, daß ich einen Schwarzen fließend Deutsch sprechen hörte. Einige Minuten später verließen die drei den Laden, und ich fragte die Verkäuferin, wieso der junge Mann wohl so gut Deutsch könne? Sie erwiderte kurz und bündig: „Das muß ein DDR-Kind sein." - „DDR-Kind?" Mein Interesse war geweckt, und ich verbrachte den Rest meines Besuches in Windhoek, indem ich Leute besuchte, die mir mehr Information geben konnten. Im September 1995 kam ich dann wieder nach Namibia, um ein Jahr lang mit Unterstützung des Middlebury College und mit Hilfe eines Stipendiums der amerikanischen Eulbright-Stiftung diesem Thema nachzugehen. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis. In diesem Buch wollen wir, d.h. alle, die daran mitgearbeitet und Beiträge geschrieben haben, die Geschichte der DDR-Kinder von Namibia wiedergeben und das Leben der namibischen Kinder beschreiben, die in den 80er Jahren im Osten Deutschlands in der damaligen DDR, der Deutschen Demokratischen Republik, im Exil aufwuchsen und 1990 nach Namibia zurückkehrten, in ihr Herkunftsland, ihr „Elternland", in dem aber nur einige von ihnen auch geboren sind. Es ist die komplexe Geschichte von jungen Leuten, die vom Schicksal relativ begünstigt waren und in besonderen Umständen aufgewachsen sind. Sie sind durch viele Organisationen und Einzelpersonen unterstützt worden, von denen nur einige in diesem Buch namentlich aufgeführt sind. Die über 30 Beiträge der jungen Leute und 15 Beiträge von anderen Menschen, die eine Schlüsselrolle in ihrem Leben gespielt haben, bilden den Hauptteil. Mein eigener Beitrag, der am Anfang steht und den Titel des Buches trägt, vermittelt die historischen Zusammenhänge und gibt einen Überblick über die Ereignisse, Menschen, Organisationen und Institutionen. Er ist Hintergrund für die darauffolgenden Beiträge. Im Anhang befinden sich zwei Auflistungen: eine mit den Namen der fast 70 Personen, die sich zum Thema DDR-Kinder interviewen ließen, und eine chronologische (und weitgehend vollständige) mit Büchern, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, Medienberichten und Dokumentarfilmen und anderen Veröffentlichungen zu Themen, die hier angesprochen werden. Viele Fotos der jungen Leute sind 1996 entstanden für eine Fotoausstellung in Windhoek und Deutschland. Sie zeigte viele der Jugendlichen an ihrem Arbeitsplatz und brachte Statements über ihre persönlichen Perspektiven. Ich bin Hallo Hopf, die die Idee für die Fotodokumentation hatte, und meinem Sohn Caleb Kenna sehr dankbar, die mir dabei geholfen und Wesentliches beigetragen haben. Ich möchte auch den vielen anderen danken, die mir Fotomaterial für das Buch zur Verfügung gestellt haben (u.a. Nambata Ya-Otto, Monika Staedt, Herbert Zinke, Gudrun Ott, Nangula Cornelius und Hangula Werner). Sehr dankbar bin ich Monika Staedt, Marlies Nath, Herbert Zinke, Klaus D. Erahm, Jürgen Leskien, Gudrun Ott und Eduard August, daß ich ihre Sammlungen von Zeitungsausschnitten und anderen zeitgenössischen Dokumenten lesen durfte. Folgende Bibliotheken und Archive waren mir eine große Hilfe: National Library of Namibia, issa-lnformationsstelle Südliches Afrika in Bonn (Hein Möllers), Nationale Gesellschaft für Menschenrechte von Namibia (Phil Ya Nango-loh), Basler Afrika-Bibliographien, Carl-Schlettwein-Stiftung (Dag Henrichsen) und die Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der SED im Bundesarchiv in Berlin. Während meines einjährigen Aufenthaltes in Windhoek 1995/96 erfuhr ich wertvolle Unterstützung vom Amerikanischen Kulturzentrum, durch TUCSIN und durch die Namibisch-Deutsche Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NadS). Schließlich danke ich dem Middlebury College, Judith Olinick, Roger Kenna, Hans Vonhausen, Ria Stein und Dorothee Mayer für Unterstützung, Beratung und Korrekturen sowie dem Verleger Klaus Hess. Dieses Buch will nicht die abschließende Geschichte der DDR-Kinder von Namibia darstellen, sondern sie soweit dokumentieren, wie sie sich bis heute entwickelt hat. Inbrünstig hoffe ich, daß die DDR-Kinder eines Tages ihre ganze Geschichte selbst erzählen werden, was sie nach eigenen Aussagen vorhaben. Sicherlich wird es sehr interessant sein, wie sie selber die Menschen und die Ereignisse sehen, die so wesentlich ihr Leben in den 80er und 90er Jahren dieses Jahrhunderts geprägt haben.

Dies ist das Vorwort von Die DDR-Kinder von Namibia. Heimkehrer in ein fremdes Land, von Constance Kenna.

Buchtitel: Die DDR-Kinder von Namibia
Untertitel: Heimkehrer in ein fremdes Land
Autor: Constance Kenna
Klaus Hess Verlag
4. Auflage, Göttingen; Windhoek, Namibia 2010
ISBN 978-3-933117-11-3 Deutschland
ISBN 978-99916-747-6-6
Broschur, 15x21 cm, 216 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

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