Diamantenfieber, von Giselher W. Hoffmann

Diamantenfieber, von Giselher W. Hoffmann. RM Buch und Medien Vertrieb GmbH für Club Premiere, 2006.

Diamantenfieber, von Giselher W. Hoffmann. RM Buch und Medien Vertrieb GmbH für Club Premiere, 2006.

1905: In Deutsch-Südwestafrika verbreitet sich die sensationelle Nachricht von märchenhaften Diamantenfunden. Den jungen Deutschen Eric packt das Diamantenfieber. Die glitzernden Steine verheißen seinem trostlosen Leben endlich die lang ersehnte Wende. Diamantenfieber ist einer der besten Romane des namibischen Autoren Giselher W. Hoffmann.

Giselher W. Hoffmann  

Vor drei Tagen ist plötzlich ein Fremder im Mischlingsviertel aufgetaucht. Tana Robertse kann sich noch gut an den Nachmittag erinnern: Sie ist gerade dabei, ihre Schultracht in einer Zinkwanne zu waschen, als es an der Tür klopft. Das Klopfen klingt so fremd in Tanas Ohren, dass sie vor Schreck die Kernseife fallen lässt. Wieder ertönt das energische Pochen. Tana richtet sich atemlos im Badezimmer auf und rätselt, wer es sein könnte, denn sie bekommen so gut wie nie Besuch: Seit Jahren geht ihre Mutter den Menschen im Viertel und damit den Fragen nach ihrer Vergangenheit aus dem Weg. Tana schleicht ins Wohnzimmer und späht durch einen Spalt in der Gardine. Draußen steht ein Mann in einem weißen Tropenanzug. Er hat ein rotes, von der Sonne verbranntes Gesicht und graues Haar, das unter seinem Tropenhelm hervorlugt. Zögernd öffnet Tana die Tür. »Ja?« - »Verzeih die Störung«, murmelt der Mann, zieht den Helm und verneigt sich vor ihr. Das hat noch nie zuvor ein Mann ihr gegenüber getan, und schon gar nicht ein Weißer, der sich offenbar im Mischlingsviertel verirrt hat und nach Mottenkugeln riecht. »Ich möchte mit Lena Robertse sprechen«, sagt er zu ihrem Erstaunen. »Bin ich hier richtig?« - »Wer sind Sie?« - »Ein Freund. Und wie heißt du, mein Kind?« - »Tana. Ich bm Lenas Tochter.« - Der Fremde kneift die Augen zusammen, dann wendet er den Kopf ab, als könnte er ihren Anblick nicht länger ertragen. »Ist deine Mutter da?«, fragt er die baufällige Häuserreihe zu seiner Rechten. Hinter den Fensterhöhlen sind die neugierigen Gesichter der Nachbarn zu erkennen. »Nein, sie hat Spätschicht«, erwidert Tana. »Sie kommt erst um zehn aus der Fabrik.« - »Schade«, murmelt der Fremde und sieht Tana kurz an, ehe er wieder den Blick abwendet und die Häuserreihe mustert. »Kommen Sie morgen wieder«, schlägt Tana vor. Der Fremde schüttelt den Kopf. »Morgen bin ich weg«, sagt er und fragt unvermittelt: »Wie geht es deiner Mutter?« - »Nicht gut.« - »Ist sie krank?« - »Sie muss am Fließband die stacheligen Langusten verarbeiten. Die Hände und Füße tun ihr weh, und das Geld reicht hinten und vorne nicht.« Der Fremde nickt, als wüsste er, was Armut bedeutet. Dabei trägt er eine dieser neumodischen Armbanduhren, und seine Stiefel sind blank poliert. »Wo ist dein Vater?«, will er wissen. Der Mann schießt seine Fragen wie Kugeln ab. »Keine Ahnung. Das müssen Sie meine Mutter fragen.« - »Und wo sind deine Großeltern?« - »Tot. Meine Großmutter liegt in Port Nolloth begraben, und mein Großvater ist auf See verschollen.« - »Das tut mir Leid, mein Kind.« Er wendet ihr sein sonnenverbranntes Gesicht zu, und Tana hätte schwören können, dass Tränen in seinen Augen funkeln. »Kann ich dir etwas anvertrauen?«, fragt er. Ohne ihre Antwort abzuwarten, greift der Fremde in die Jacke seines Tropenanzugs und bringt ein verschnürtes Päckchen zum Vorschein. »Würdest du das bitte deiner Mutter geben?« - Tana streckt die Hand nach dem Päckchen aus. Es fühlt sich schwer an. »Was soll ich ihr sagen?« - »Nichts. Sie weiß Bescheid.« Der Fremde dreht sich grußlos um und geht wie ein Greis davon, leicht gebückt und mit unsicheren Schritten, während Tana die Tür verriegelt, bevor die Nachbarn kommen und ihr Fragen stellen können. Sie wendet das Päckchen hin und her. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Diamantenfieber, von Giselher W. Hoffmann.

Titel: Diamantenfieber
Autor: Giselher W. Hoffmann
Genre: Namibia-Roman
Verlag: RM Buch und Medien Vertrieb GmbH für Club Premiere
Deutschland, 2006
ISBN: keine
Originalkartoneinband, Originalschutzumschlag, 14 x 22 cm, 432 Seiten

Hoffmann, Giselher W. im Namibiana-Buchangebot

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