Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika: Rezension von Frank Kürschner-Pelkmann

Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika: Rezension von Frank Kürschner-Pelkmann.

Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika: Rezension von Frank Kürschner-Pelkmann.

Der kirchliche Irrweg zur Rassentrennung: Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika und die Rolle der Auslandsarbeit von den Anfängen bis in die 1920er Jahre.

Frank Kürschner-Pelkmann  

»Im südlichen Afrika stoßen wir nach wie vor auf die Auswirkungen des Kolonialismus - überall, wo wir hinschauen.« Das schreibt Bischof Zephania Kameeta in einem einleitenden Beitrag des umfangreichen Sammelbandes zur Rolle der deutschen Auslandsarbeit von den Anfängen bis in die 1920er Jahre. Zu den heute noch nachwirkenden Formen des Kolonialismus gehörte die Trennung der lutherischen Christenheit in »schwarze« und »weiße« Kirchen. Auf Initiative von VEM und Rheinischer Kirche hat die EKD 2007 gemeinsam mit Kirchen und kirchlichen Werken in Deutschland und im südlichen Afrika einen Studienprozess begonnen, in dem untersucht wird, wie es zu dieser Trennung gekommen ist und wie sie sich ausgewirkt hat. Auch die VEM ist an diesem Prozess beteiligt, und in einer ganzen Reihe von Aufsätzen des Bandes mit Studienergebnissen geht es um die Arbeit der Rheinischen Mission in Namibia. Die Rheinische Mission bemühte sich, die Missionsarbeit und die pastorale Betreuung der weißen Bevölkerung in Namibia zusammenzuhalten. Einzelne Missionare wurden mit beiden Aufgaben betraut. Aber die weißen evangelischen Christen wollten eigene Gemeinden gründen, ohne jede Verbindung zu den »Kaffern«. Schon die gleiche Kirche für getrennte Gottesdienste zu besuchen, empfanden viele von ihnen als Zumutung. Allein hätten sie aber keine Pastoren bezahlen und Kirchen bauen können. Die Kirchen in Preußen und Hannover waren gern bereit, den Aufbau deutschsprachiger evangelischer Gemeinden im südlichen Afrika nach Kräften zu unterstützen. Die Kirchenämter in Deutschland interessierte nicht, dass sie auf diese Weise die Trennung der evangelischen Christenheit im südlichen Afrika nach Hautfarben förderten, ihnen war anscheinend nur wichtig, die deutschsprachigen Gemeinden an sich zu binden.

Bei der Lektüre des Buches wirkt beklemmend, wie Kirchen und einige kirchennahe Vereine in Deutschland den Weg der Spaltung der lutherischen Christenheit durch die weißen Christen im südlichen Afrika förderten, der bis heute nicht überwunden ist. Die Unterstützung für die weißen Kirchen wurde auch dann noch fortgesetzt, als sie unübersehbar zu den Stützen der Apartheid in Südafrika und Namibia gehörten. Die Rheinische Mission hat während der Kolonial- und Apartheidzeit nicht selten zu halbherzig Partei für die schwarze Bevölkerung ergriffen. Das hat die Vereinte Evangelische Mission in der Nachfolge dieser Missionsgesellschaft öffentlich bekannt und damit die Grundlage für ein neues Verhältnis zu den Kirchen in Namibia geschaffen. Diejenigen kirchlichen Stellen in Deutschland, die den weißen Kirchen mit Pfarrern und Finanzen eine »getrennte Entwicklung« ermöglichten, haben sich durch den Studienprozess auf einen ähnlichen Weg begeben. Präses Nikolaus Schneider hat im Vorwort des Buches bekannt: »Mein großer Wunsch als Ratsvorsitzender der EKD ist jedoch, dass die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit allen Beteiligten hilft, als Kirche Jesu Christi nicht nur Vergangenes besser zu verstehen, sondern auch Schuld - unsere eigene und die unserer Vorfahren -zu erkennen, Vergebung zu erbitten und zu gewähren.«

Dies ist eine Rezension von Frank Kürschner-Pelkmann über das Buch: Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika.

Buchtitel: Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika
Untertitel: Die Rolle der Auslandsarbeit von den Anfängen bis in die 1920er Jahre
Reihe: Band 18
Herausgeber: Hanns Lessing; Julia Besten; Tilman Dedering; Christian Hohmann; Lize Kriel
Autor: Christian Hohmann
Verlag: Harrassowitz Verlag
Wiesbaden, 2011
ISBN 978-3-447-06535-1
Kartoneinband, 17x24 cm, 710 Seiten

Mit freundlicher Genehmigung der VEM. Aus dem Magazin der Vereinten Evangelischen Mission 2/2012 In die Welt für die Welt veröffentlicht das Namibiana Buchdepot den Artikel: Der kirchliche Irrweg zur Rassentrennung - Eine Buchbesprechung.

Hohmann, Christian im Namibiana-Buchangebot

Deutsche evangelische Kirche im kolonialen südlichen Afrika

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