Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute, von Bernhard Voigt

Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute, von Bernhard Voigt. Verlag Strecker und Schröder.

Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute, von Bernhard Voigt. Verlag Strecker und Schröder.

Bernhard Voigt, Kaiserlicher Schulinspektor in Deutsch-Südwestafrika, schrieb diese unterhaltsame und heute seltene Buch. Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute, im Auftrag des Gouvernements.

Bernhard Voigt  

61. Die Südkalahari

Das große Flachland an unserer Ostgrenze heißt die Kalahari. Sie umfaßt das Sumpfland am Okavango, das Sandfeld (Omaheke) und die südlich davon gelegene Dünenlandschaft. Früher nannte man nur diesen letzten Teil Kalahari. Die Dünen sind ungeheure Sandmassen, die sich in langen, parallelen Ketten hinziehen. Ihre Farbe ist rötlich. Sie sind fünf bis zehn Meter hoch. Manchmal liegen sie dicht nebeneinander, manchmal sind sie eine halbe Stunde voneinander entfernt. Alle Dünen haben dieselbe Richtung, von Nordwest nach Südost, senkrecht zu dem herrschenden Winde. Die unabsehbaren Sandwellen sind mit nahrhaftem Gras und vielen Büschen bedeckt. Die Täler zwischen den Dünen bestehen aus hartem Tonboden, in dem stellenweise die Kalkunterlage zutage tritt. In diesen Tälern stehen auch Bäume, die bisweilen zu kleinen Gehölzen zusammentreten. Das Dünengebiet ist mit Ausnahme einiger Flußtäler wasserlos. Drei große Riviere, der Auob, der Elefantenfluß und der Nosob, laufen fast parallel zueinander. Sie sind tief in den darunter liegenden Kalk eingeschnitten. Am Auob liegt 100 Kilometer östlich von Gibeon die Station Gochas. Oberhalb Gochas weist das Tal des Auob noch eine Reihe von offenen Wasserstellen auf, während es weiter unterhalb nur noch wenige gibt. Auch die beiden anderen Riviere sind in der Trockenzeit wasserarm. Sobald die ersten starken Regen fallen, verwandelt sich das Landschaftsbild fast wie mit einem Zauberschlage. Die Bäume und Sträucher, die bisher trocken und blattlos dagestanden hatten, ziehen in wenigen Tagen ein grünes Kleid an und schmücken sich mit farbenreichen Blüten. Der Boden bedeckt sich mit einem Teppich von Blumen, während das Gras erst etwas später hervorsprießt. Gleichzeitig erwacht das Tierleben in ungeahnter Fülle, vor allem das Insektenleben. Schmetterlinge, Bienen, Fliegen, Käfer, Spinnen, Heuschrecken und Grillen treten in großer Zahl auf. Reptilien und Amphibien erwachen aus ihrem Winterschlaf und verlassen den Schlamm und die Erdlöcher, in denen sie die Trockenzeit überstanden. Tausendstimmig erschallt das schrille Trillern der Baumfrösche an den Vleys, die sich mit Wasser gefüllt haben, oder das dumpfe Brüllen der Ochfenfrösche. Auch die große Tierwelt gerät in Bewegung. Am Ende der Trockenzeit sind die meisten Säugetiere an den wenigen Wasserstellen mit dauerndem Wasser zusammengedrängt. Sehnsüchtig warten sie auf den Augenblick, wo starke Regen die Vleys in den Sandfeldern füllen. Dann ziehen sie hinaus und verbreiten sich in den reichen Weidegebieten der gewaltigen Steppen. Wenn dann die Trockenzeit beginnt, die Vleys austrocknen, die Pflanzenwelt abstirbt oder in Winterschlaf verfällt, dann wird ein großer Teil der Tiere zum Rückzug an die Wasserplätze gezwungen. Andere halten noch lange in der Steppe aus, wie Gemsbock, Giraffe, Hartebeest, Ducker und Steinböckchen. Sie leben dann von saftigen Knollen, die sie ausscharren, oder von Melonen. Allein am Ende der Trockenzeit werden doch viele von ihnen zur Flucht aus der unwirtlichen Steppe gezwungen.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute, von Bernhard Voigt.

Buchtitel: Deutsch-Südwestafrika. Land und Leute
Untertitel: Eine Heimatkunde für Deutschlands Jugend und Volk
Herausgeber: Kaiserliches Gouvernement von Deutsch-Südwestafrika
Autor: Bernhard Voigt
Verlag: Strecker und Schröder
Stuttgart, 1913
Original-Leinenband mit montierter Abbildung, 15x21 cm, 111 Seiten, 32 sw-Fotos, Schrift: Fraktur

Voigt, Bernhard im Namibiana-Buchangebot

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