Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen, von Rudolf Kindt

Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen, von Rudolf Kindt. ISBN 9783938098646 / ISBN 978-3-938098-64-6

Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen, von Rudolf Kindt. ISBN 9783938098646 / ISBN 978-3-938098-64-6

Dies ist eine bearbeitete Neuauflage der Schriften von Rudolf Kindt, Deutsch-Südwest und die Heimat! Gedichte aus der deutschen Kolonialzeit / Das erste Märchen. Die biblische Schöpfungsgeschichte in einer Überlieferung aus Südwestafrika.

Rudolf Kindt  

Es war wenige Jahre vor dem grausigen Kriege, im deutschen Südwestafrika. Damals durchzogen Diamantsucher überall die tote, starre Küstenwüste, die Namib. Mancher kehrte nicht mehr zurück, starb im Durst. Wenige fanden das ersehnte, glitzernde Glück. Viele, viele aber waren froh, als sie nach unsäglichen Qualen wieder irgend eine Siedlung Deutscher erreicht hatten und igendwo eine Beschäftigung fanden, die ihnen ein Auskommen bot. Eines Tages zog dort eine Kamelkarawane entlang. Sie kam von der britischen Walfischbai und befand sich südlich der Empfängnisbucht, viele Kilometer von der Küste entfernt in der Wüste. Es war gegen Mittag. Den ganzen Morgen hatten Tier und Mensch Schritt um Schritt gegen den heftigen, Sand und scharfe kleine Kiesel führenden Südwestpassat gekämpft. Jetzt hatte sich der Sturm etwas gelegt und die Luft war sichtiger geworden. Ohne Weg und Pfad ging es über Dünenkämme und vom Winde kahlgefegte Täler mit felsigem Untergrund. Nirgends war die Spur einer Vegetation zu sehen, nirgends ein Stück Wild, nicht einmal ein Vogel. Unendliche Einsamkeit war und Stille. Mit Falkenaugen spähend zogen die wetterharten Gesellen auf ihren schaukelnden Tieren dahin. Da stutzte der Vorderste, verhielt sein Kamel, ließ es niederknien und stieg aus dem Sattel. Seitwärts, halb vom Sande verweht, lag etwas Dunkles. Die anderen Reiter kamen im langsamen, wiegenden Trott heran. Als man den Sand entfernt hatte, war das Dunkle ein Mensch, der auf dem Bauche lag. In seinem Rücken steckte ein Pfeil! Es war ein Toter, und als man ihn umdrehte, starrten große blaue Augen gebrochen aus einem grauen Antlitz, das blondes Haupthaar und ein wirrer blonder Bart umrahmten. Es schien ein Mann mittleren Alters gewesen zu sein. Außer der zerfetzten Kleidung ward nur ein Notizbuch bei ihm gefunden. Doch kein Name verkündete darin, wer da so elend lag. Der Führer nahm das Büchlein an sich. Rauhe Hände gruben mit kurzem Spaten ein flaches Grab, das bald barg, was von einem heißen Menschenleben und seinem Ende so erschütternd berichtet hatte. Ein leises Gebet, ein Vaterunser, - und weiter ging es, dem Kompaß nach, einer fernen Wasserstelle zu. Dann ward es Abend. Die Karawane rüstete das Nachtlager. Dichte Nebelschwaden kamen von der See her, aus Südwesten landeinwärts gejagt, und machten jeden Weitermarsch bei Nacht unmöglich. Hinter einer als Windschirm aufgestellten Zeltplane flackerte ein trübes Licht in einer verrussten Sturmlaterne. Die Männer lagen im Windschutz der kleinen Zeltwand in den Sand gestreckt, wie es eben ging und jedem bequem war, Decken hielten das Ärgste der nassen Kälte fern, die der Wind in Stößen herantrieb. Einer der Leute lag dicht vor der Laterne, er hatte das Notizbuch des Toten vor sich und begann halblaut zu lesen, was dort mit Bleistift in klaren Zügen aufgezeichnet war: Welch ein Tag ist, ob Montag oder Samstag, welch ein Monat ist? Ich weiß es nicht. Zu lang schon lebe ich hier im sagenhaften Hottentottenparadies, wohin mich das Schicksal verschlug. Wir waren drei Freunde, von der Walfischbai aufgebrochen, um Diamanten zu suchen, das Glück zu finden! Ein alter Hottentott hatte uns in Swakopmund erzählt, er wisse in der Namib eine Stelle, wo die von den Weißen so begehrten glitzernden Diamanten haufenweise lägen. Er wolle uns den Ort zeigen. Der Weg führe zuerst den Kuiseb, das trockene Flußbett aufwärts, dann nach Süden. Dort sei eine große Wasserstelle mitten in der Wüste, an der es viel Wild gäbe, und ganz nahe dabei seien die Diamanten zu finden. Wir sollten uns jeder ein Pferd kaufen und noch ein Maultier mitnehmen zum Tragen des Gepäcks und der Wassersäcke; er selbst gehe zu Fuß. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen, von Rudolf Kindt.

Buchtitel: Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen
Untertitel: Gedichte aus der deutschen Kolonialzeit / Die biblische Schöpfungsgeschichte in einer Überlieferung aus Südwestafrika
Verlag: M.-G. Schmitz-Verlag
Nordstrand, 2011
ISBN 9783938098646 / ISBN 978-3-938098-64-6
Broschur, 15x21 cm, 116 Seiten, einige Abbildungen

Kindt, Rudolf im Namibiana-Buchangebot

Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen

Deutsch-Südwest und die Heimat! / Das erste Märchen

Neuauflage: Deutsch-Südwest und die Heimat! Gedichte aus der deutschen Kolonialzeit / Das erste Märchen. Die biblische Schöpfungsgeschichte in einer Überlieferung aus Südwestafrika.

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