Der Stern von Johannesburg, von Jenny Hobbs

Der Stern von Johannesburg, von Jenny Hobbs. Econ & List Taschenbuch Verlag. Düsseldorf, 1997. ISBN 3612276573 / ISBN 3-612-27657-3

Der Stern von Johannesburg, von Jenny Hobbs. Econ & List Taschenbuch Verlag. Düsseldorf, 1997. ISBN 3612276573 / ISBN 3-612-27657-3

Der Stern von Johannesburg ist einer der vier in Deutsche übersetzte Romane der Südafrikanerin Jenny Hobbs.

Jenny Hobbs  

Angus Quain war seit fünfzehn Jahren mein bester Freund, doch in den Monaten vor seinem Tod entdeckte ich, daß ich ihn überhaupt nicht kannte. Oder, um es genauer auszudrücken, daß ich nur die Facetten kannte, die er zu zeigen bereit war. Als ich bei ihm im Zimmer und später an seinem Bett saß und den Leuten zuhörte, die sich verabschieden kamen, wurde mir allmählich klar, daß »King« Quain, einer der Doyens in der Zunft südafrikanischer Wirtschaftsprüfer, Vorsitzender eines Dutzends Aufsichtsräte, hochgeschätztes Mitglied von Firmenvorständen und dem Inner City Forum, Teilnehmer an Fernsehdiskussionen, Kunstmäzen, Gründungskurator des Market Theatre und großzügiger Förderer wohltätiger Einrichtungen, ein um vieles komplexerer und verschlagenerer Mensch war, als man je vermutet hätte. Und er war so gewandt von einem Abteil seines Lebens ins nächste getänzelt, daß ich möglicherweise die einzige Person war, die jemals die Wahrheit über ihn erfuhr. Vielleicht sollte ich besser sagen, einen annehmbaren Prozentsatz der Wahrheit. Alles bloßzulegen war nicht seine Art. Es war die höchste Auszeichnung seitens eines Freundes, mich in seine Geheimnisse einzuweihen, wenngleich er natürlich einen Hintergedanken hatte. Angus' Beweggründe waren so vielschichtig und verschlungen wie die Gummistreifen in einem Golfball. Doch im Unterschied zu den Gesundheitsfanatikern seines Alters verschmähte er Golf und sämtliche sportlichen Aktivitäten außer einem zielstrebigen Spaziergang, der immer eindrucksvoller wurde, während er in der Unternehmenshierarchie aufstieg und sein Gefolge von Speichelleckern wuchs. Gern prahlte er, daß sein Herz in bester Form sei, daß sein Cholesterinspiegel unter der Norm liege und daß es seine wichtigste Methode der Entspannung sei, die Särge seiner sportlicheren Freunde zu tragen. »Ich besitze eine starke Lebenskraft«, erklärte er mit der arroganten Uberzeugung derer, die ihre gute Gesundheit für selbstverständlich nehmen. »Das ist das wichtigste Gut, das ein Mensch haben kann: starke Lebenskraft.« Einen Monat ehe er von seiner tödlichen Krankheit erfuhr, berichtete er mir von einer bevorstehenden Firmenübernahme, die ihm einen Sitz im Verwaltungsrat eines der größten Firmenkonglomerate Afrikas für ein Jahrzehnt nach seinem Rückzug aus dem Geschäft garantieren würde, »wann immer das sein mag«. Strahlend vor unangefochtener Macht tat er schon den Gedanken an einen Rückzug ab. Damals hatte ich noch keine Ahnung von seinen geheimen Leben, nicht den leisesten Hinweis, daß ich das folgende Jahr damit verbringen würde, über Männer zu forschen und zu schreiben, die einige der größten Firmen Südafrikas lenkten. Mit wachsendem Entsetzen, könnte ich hinzufügen. Was als Sozialgeschichte begann, verwandelte sich mit den Jahren in einen Uberblick über unternehmerische Vergehen. Aber diese Enthüllungsstory werden Sie nicht auf der letzten Seite der Sunday Times finden. Sie wird in einem Banktresor verschwinden und dort bleiben, bis jeder, der darin auftritt, tot und begraben ist, und dann wird sie im Verlag der Universität Witwatersrand in der Reihe Firmengeschichte erscheinen. Angus Quain wird unsterblich gemacht werden, wie er es wünschte: »Mit allen Fehlern und Schwächen, vom Nichts zum großen Geld, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber erst, wenn ich tot bin. Versprochen?« Und so stelle ich diesen Mann mit seinen chamäleongleichen Talenten und weitgespannten Interessen vor, glänzend und intrigant, ohne Rücksicht auf Gesetze, die andere binden, und dennoch übertrieben loyal, den Renaissancemenschen des 20. Jahrhunderts. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Der Stern von Johannesburg, von Jenny Hobbs.

Titel: Der Stern von Johannesburg
Autorin: Jenny Hobbs
Übersetzung: Wolfdietrich Müller
Genre: Südafrika-Roman
Verlag: Econ & List Taschenbuch Verlag
Düsseldorf, 1997
ISBN 3612276573 / ISBN 3-612-27657-3
Originalbroschur, 12 x 19 cm, 493 Seiten

Hobbs, Jenny im Namibiana-Buchangebot

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