Der lange Weg der Poppie Nongena, von Elsa Joubert

Der lange Weg der Poppie Nongena, von Elsa Joubert. ISBN 3-548-20559-3 / ISBN 3548205593

Der lange Weg der Poppie Nongena, von Elsa Joubert. ISBN 3-548-20559-3 / ISBN 3548205593

Der lange Weg der Poppie Nongena ist die wahrheitsgetreue Wiedergabe der Lebensgeschichte einer Xhosa-Frau, die im heutigen Südafrika lebt. Nur ihr Name, Poppie Rachel Nongena, ist erfunden. Es sind die Erlebnisse ihrer Familie im Zeitraum der letzten sechzig Jahre, aufgeschrieben von Elsa Joubert.

Elsa Joubert  

Wir sind Xhosa aus Gordonia, sagt Poppie. Meine Mama erzählte uns oft von Grootouma Kappie. Die war eine reiche Frau, deren Ziegen auf den koppies, den Hügeln, auf der anderen Seite von Carnarvon grasten. Mit ihrem Familiennamen hieß sie Plaatjies, und sie hatte den hohen Nasenrücken, der oft in unserer Familie vorkommt. Oompie Pengi hat ihn von ihr. Sie hat Mama oft von den alten Zeiten erzählt, von dem berühmten Donker Malgas, der auf der Insel im großen Fluß getötet wurde, den sie heute Oranje nennen. Sie erzählte unserer Mama auch von der runderpes, der Rinderpest, und den vielen Rindern und Schafen, die dabei umgekommen sind, und vom Engländer-Krieg, und vom Imfazwe yamabulu, dem Burenkrieg. Auf einmal kamen die Buren angeritten, erzählte sie, und da flohen wir in die koppies; unsere Ziegen trieben wir mit. Wir ließen alles in den Hütten und blieben auf den koppies, bis die Weißen wieder weg waren. Sie haben unsere Sachen nicht mitgenommen, alles war noch so, wie wir es verlassen hatten, nur den Maisbrei in den Kochtöpfen haben sie aufgegessen. Und dann ritt Jantjie mit ihnen weg und wurde im Krieg totgeschossen. »Jantjie, nimm die Pferde und flieh«, schrie der Bure, als er sah, daß die englischen Soldaten sie umzingelt hatten. »Aber da«, so erzählte er später Grootouma Kappie, »war dein Kind schon tot.« Grootouma Kappie hatte nur eine Tochter, unsere Ouma Hannie. Hannie hat George Williams geheiratet, der war ein Scherer und arbeitete auf den Schaffarmen. Er war in Beaufort-Wes geboren, sein Clansname war Mgwevu, und er starb bei der großen Influenza von 1918. »Die isibetho«, hat Ouma Hannie immer gesagt, »war eine Plage, die uns der Herr gesandt hat. Die Menschen waren drei Tage krank, dann starben sie.« Hannie hatte acht Kinder von ihm. Sie wurden auf den verschiedenen Schaffarmen geboren, auf denen ihr Pa gerade arbeitete. Als er starb, wohnten sie in Koegas, außerhalb von Prieska. Doch es war sehr schwer für Ouma Hannie, die Kinder dort großzukriegen, und da zogen sie in die Vaalkoppies und hatten ein Stückchen Land bei Louisville. Dort konnte Ouma Hannie ihre Kinder besser aufziehen. Die Buschmänner brachten ihnen bei, wie man mit der Sense mäht. Als die Kinder größer wurden, zog Ouma Hannie mit ihnen über den Fluß nach Upington, damit sie in die Kirche und zur Schule gehen konnten. Die Kinder waren Oompie Kaffertjie und Oompie Domani und Grootma Martha und Grootma Mieta, und dann kam Lena, das war unsere Ma, und dann noch Kleinma Hessie und Oompie Sam und Oompie Pengi, Ouma Hannies letztes Kind, das sie nicht mehr säugen konnte, ihr »Trockenbrustkind«; fkoutjie sagen die Nama dazu. Grootma nennt man die ältere Schwester der Mutter, Kleinma die jüngere Schwester der Mutter. Oompie heißt Onkel. Doch Ouma Hannies Kinder waren nicht sehr lange in der Schule. Oompie Kaffertjie ging wieder nach Koegas zurück und arbeitete da als Farmknecht, und Oompie Domani zog in den Krieg, den Großen Krieg von 1914, und er kam nicht wieder. Und die anderen Kinder suchten sich von Lüderitz aus Arbeit, längs der Eisenbahnlinie nach Süden - in Upington, Putsonderwater, Draghoender und Prieska.
Alle meine Tanten mußten Männer heiraten, die ihnen die Eltern aussuchten; so war das damals Sitte. Meine Ma wollte meinen Pa gar nicht. Er kam nach Lüderitzbucht und arbeitete bei den Booten, und da sah er meine Ma, die bei Grootma Mieta zu Besuch war. Er ging hinter ihr her, und es wehte ein starker Wind, aber er ging immer schneller, weil er sich in sie verliebt hatte. Dann fuhr er nach Upington und fragte Ouma Hannie, ob er meine Ma heiraten könnte. »Ag, der konnte mächtig reden«, sagte Ouma Hannie, »und er hat eine Menge lobola für deine Mutter bezahlt, und so hat er sie eben geheiratet.« […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Der lange Weg der Poppie Nongena, von Elsa Joubert.

Titel: Der lange Weg der Poppie Nongena
Autorin: Elsa Joubert
Originaltitel: Die swerfjare van Poppie Nongena
Ungekürzte Ausgabe
Übersetzung: Karl H. Kosmehl
Reihe: Ullstein Buch Nr. 20559
Verlag: Ullstein
Frankfurt/M - Berlin - Wien, 1985
ISBN 3-548-20559-3 / ISBN 3548205593
Originalbroschur, 12x18 cm, 445 Seiten

Joubert, Elsa im Namibiana-Buchangebot

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