Der Hauptmann Henning von Burgsdorff. Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon, von Alhard von Burgsdorff-Garath.

Der Hauptmann Henning von Burgsdorff. Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon, von Alhard von Burgsdorff-Garath.

Der Hauptmann Henning von Burgsdorff. Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon, von Alhard von Burgsdorff-Garath.

Dies ist ein Auszug aus dem Kapitel Detachement von Burgsdorff im Feldzuge gegen die die Khauas-Hottentotten aus der Biografie Der Hauptmann Henning von Burgsdorff: Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon, von Alhard von Burgsdorff-Garath.

In einem Brief schreibt Henning von Burgsdorff: In den ersten Januartagen 1895 erhielt ich aus Windhoek die Benachrichtigung, daß Herr Major Leutwein am 28. Dezember 94 mit der gesamten Truppe gegen die Khauas-Hottentotten nach dem Nosob ziehen würde. Gleichzeitig machte mir der Kapitän Hendrik Witbooi die Mitteilung, daß einem  Gerücht zufolge die Khauas in der Gegend von Hoakhanas herumschwärmten und in den Weihnachtstagen 2 Reiter der dortigen Station auf einem Patrouillenritt erschossen hätten. Durch Eilboten holte ich mir aus Hoakhanas Bestätigung dieser Gerüchte. Der Ort Goxas schien mir nunmehr derjenige Punkt zu sein, auf welchen sich die Khauas, sobald Herr Major Leutwein von Norden her drücken würde, zurückziehen würden, denn wenn auch die Khauas zunächst nach dem Nosob zurückgingen, so blieb ihnen als weiterer Rückmarsch lediglich der Süden, da ein direktes Ausweichen nach Osten in die Kalahari hinein, zur jetzigen Jahreszeit unmöglich war. Die das Wasser ersetzende Melone, die Tschama, ist in den Monaten Januar - Februar vertrocknet. Der Nachwuchs ist noch jung und klein und so können auch die an das wasserlose Leben gewöhnten Nosob-Hottentotten in den Dünen zur Zeit nicht existieren. Zum Kapitän Hendrik Witbooi hatte ich in Gibeon allmählich völliges Vertrauen gefaßt und die Überzeugung gewonnen, daß er ehrlich und treu das einmal gegebene Wort, welches seine Unterwerfung unter den deutschen Kaiser ausspricht, halten würde. Zu meiner Freude bot mir Witbooi nunmehr sogar seine Unterstützung gegen die Khauas an. Er wollte mir soviel seiner Orlogmannen zur Verfügung stellen, wie ich gebrauchte. Aus politischen Gründen schien es mir gut, dieses erste Mal, da unsere früheren hartnäckigen Feinde Schulter an Schulter mit den deutschen Soldaten stehen und eventuell kämpfen sollten, nur eine beschränkte Anzahl zu erbitten.

Am 7. Januar schickte ich 14 Reiter meiner 30 Mann starken Besatzung von Gibeon nach Goxas voraus und folgte, nach Erledigung verschiedener Formalitäten, mit 8 Witboois unter Samuel Izaak am 9. Januar meinen Reitern, welchen ich Befehl gegeben hatte, zur Schonung der Pferde nur langsam vorzugehen. Da ich den Abmarsch der Truppe aus Windhoek erst am 28. Dezember vermuten mußte, konnte ich der Ansicht sein, noch reichlich Zeit zu haben, mich des Kapitäns von Goxas - als zu unserer Sache haltend - zu versichern und in aller Ruhe Goxas vor den Khauas besetzen zu können. Am Abend des 9. Januar wurde mir aus Gibeon eine Meldung des Hauptmann von Sack aus Hoakhanas nachgeschickt, aus der ich ersah, daß letzterer bereits am 7. Januar Hoakhanas mit 2 Geschützen und der 2. Kompagnie als rechte Seitenkolonne - Marschrichtung Gungab - Ara - Hoab - verlassen hatte und daß Major Leutwein bereits am 20. Dezember 1894 mit 2 Geschützen und der 1. Kompagnie aus Windhoek aufgebrochen war und von Aaeis den Nosob aufwärts ebenfalls auf Ara-Hoab, woselbst die Khauas konzentriert stehen sollten, marschiere.

Halbwegs Goxas erhielt ich in Goamus am 10. Januar die Mitteilung, daß die Khauas Hottentotten nach schwerer mit Menschenleben erkaufter Flucht durch die Dünen, bereits in Goxas eingetroffen seien - und daß der Kapitän von Goxas Simon Kooper meinen Reitern, welche bereits 4 Reitstunden vor Goxas in Karaam lagerten, den Einmarsch in Goxas mit Waffengewalt verweigere und nur 2-3 Reiter in den Ort lassen wolle. Ich ritt nun mit den 8 Witboois die ganze Nacht durch und holte am 11. Januar in der Frühe meine Reiter eine Stunde vor Goxas in den Dünen ein. Ich ließ meine Reiter und die Witboois auf einer hohen Düne lagern und ritt selbst mit Samuel Izaak unangefochten in Goxas ein. Ca. 100 bewaffnete Khauas Hottentotten unter der Führung von Jakob Lambert, von Eduard Lambert und Jonas Fiedermüs mit ca. 50 Pferden, viel Frauen und Kindern lagerten im Orte selbst.

In einer Unterredung mit Simon Kooper, bei der Samuel Izaak als Dolmetscher fungierte und mir wie auch im weiteren Verlauf sehr gute Dienste leistete, gelang es mir den Ersteren zu bewegen, eine energische Haltung gegen die Khauas einzunehmen, dieselben aus dem Ort herauszudrücken, und mit mir vereint, die Schanzen des Ortes gegen die Khauas zu besetzen. Es erfolgte dieses alles, ohne daß ein Schuß abgegeben wurde. Ich hatte Simon Kooper den Vorschlag gemacht, daß von unserer Seite nicht zuerst geschossen werden sollte, auch hatte ich ihn aufgefordert, dieses den Lambert Leuten mitzuteilen. Ich wurde zu dieser Handlungsweise bewogen, da ich den Kooperschen Leuten im Anfang nicht völlig vertrauen und ihnen auch nur schwer zumuten konnte, gegen ihre Nachbarn, mit denen vielseitige Verwandtschaft sie verbindet, für die Deutschen ihre Gewehre abzudrücken.

Ernstlich gegen die Khauas aufzutreten und diese evtl. zu vernichten, war ich mit meinen wenigen Reitern und bei der Unsicherheit, welche mir zunächst Simon Kooper mit Goxas im Rücken bot, außer Stande. Mein Bestreben ging daher nur darauf hin, die Khauas am weiteren Abmarsch nach dem Süden hin zu hindern und sie festzuhalten, bis die Hauptkolonne herangekommen sein würde. Um 1 Uhr nachmittags waren die Schanzen besetzt und die Khauas gezwungen, sich östlich von Goxas auf die ersten Dünen zurückzuziehen. Da fielen bei Ablösung der Posten in den Schanzen am Nachmittage plötzlich von Seiten der Khauas Schüsse, einem Reiter brach das Pferd unter dem Leib zusammen, ein Karabiner wurde zerschmettert! Die Khauas hatten zuerst die stillschweigend verabredete Ruhe gebrochen.

Der Kapitän Simon Kooper, welcher ernstlich jeden Kampf von seinem Ort gern fernhalten wollte und der, wie ich nun sah, ehrlich auf meiner Seite stand, ritt sogleich zu den Khauas hinüber, um für mich Aufklärung und Genugtuung zu verlangen. Die Führer der Khauas beeilten sich zu versichern, daß ein einzelner Mann völlig gegen ihren Willen die Schüsse abgegeben habe und leisteten sogleich Ersatz des Pferdes und des zerschossenen Karabiners. Ich konnte diese Lösung nur als günstig akzeptieren, da es mich von dem nicht sehr nutzbringenden und nur viel Blut kostenden sofortigen Vorgehen gegen die Khauas entband. Das Letztere hätte ich zur Ehre unserer Waffen, wenn nicht die sofortige Genugtuung geleistet worden wäre, tun müssen!

In den Abendstunden gelang es mir, den Jonas Fledermus zu einer Unterredung zu bewegen, deren Resultat ein vorläufiger Waffenstillstand und die Versicherung der Khauas war, an eine Flucht nicht mehr zu denken, sondern das Herankommen des Landeshauptmanns abzuwarten, um sich ihm bedingungslos zu unterwerfen; hierfür gestattete ich den Khauas ihr Vieh im Orte Goxas zu tränken. Die Posten und Schanzen blieben von meinen Leuten und der Simon Kooperschen Mannschaft besetzt. Nachdem ich am anderen Tage eine Bestätigung meiner Forderungen und Vertragspunkte von sämtlichen Khauas-Führern erhalten hatte, schickte ich eine Patrouille, bestehend aus dem Reiter Schüler und einem Kooperschen Mann, mit einer Meldung über die Lage in Goxas nach Norden in die Gegend von Nunib, wo der Major Leutwein, einem Gerücht zufolge, stehen sollte.

Der Reiter Schüler fand den Landeshauptmann nicht in Nunib, erkannte jedoch die Spuren der rechten Seitenkolonne, welche nach Osten nach Ara-Hoab wiesen. Nach einem schneidigen, zweitägigen Ritt und nachdem er in sehr überlegter Weise in Nunib einen Zettel mit einer Nachricht über die kritische Lage in Goxas an einen Baum geheftet hatte, traf er in Ara-Hoab den Hauptmann von Sack und in Hoagousgeis Major Leutwein, welcher sich nun sogleich in Marsch setzte und am 21. Januar 6 Uhr früh in Goxas eintraf. Die Khauas hatten ihr Versprechen gehalten und gewartet, waren jedoch nun zu furchtsam zu einer Unterredung zu Major Leutwein zu kommen.

Erst nachdem ich persönlich in ihr Lager geritten war und ihnen im Namen des Majors Sicherheit und Leben verbürgt und nachdem Herr Hermann aus Gubub, welcher damals in Goyas weilte, erklärte, als Bürge bei den Khauas bleiben zu wollen, kamen die Khauas-Führer, um sich völlig zu unterwerfen. Bemerkenswert und wunderbar ist diese Unterwerfung und sind die Umstände, unter denen die Friedensbedingungen von den Khauas angenommen werden mußten, deshalb, weil eine Persönlichkeit bei dieser Gelegenheit dem Landeshauptmann seine Dienste zur Verfügung stellte und sich als brauchbarer und ehrlicher Verwalter der deutschen Sache erwies - eine Persönlichkeit, welche früher mit größter Hartnäckigkeit das Deutsche Regiment bekämpft hatte: Hendrik Witbooi. […]

Dies ist ein Auszug aus der Biografie: Der Hauptmann Henning von Burgsdorff. Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon, von Alhard von Burgsdorff-Garath.

Buchtitel: Der Hauptmann Henning von Burgsdorff
Untertitel: Vom tapferen Leben und Sterben des Bezirkhauptmanns von Gibeon
Autor: Alhard von Burgsdorff-Garath
Verlag: John Meinert
Windhoek, Südwestafrika-Namibia 1982
ISBN 0-620-05863-3
Originalbroschur, 15x21 cm, 127 Seiten, 1 Foto

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