Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 2: Naulila, von Historicus Afrikanus

Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 2: Naulila, von Historicus Afrikanus. ISBN 9789991687230 / ISBN 978-99916-872-3-0

Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 2: Naulila, von Historicus Afrikanus. ISBN 9789991687230 / ISBN 978-99916-872-3-0

Die Studie, die in mehreren Bänden erscheinen wird, untersucht die Ereignisse, die der Erste Weltkrieges in Deutsch-Südwestafrika auslöste. In Band zwei legte Historicus Afrikanus den Fokus auf die Ereignisse um Naulila (1914).

Historicus Afrikanus  

2. Die Morde von Naulila

Der Kaiserliche Bezirksamtmann von Outjo, Dr. jur. Hans Schultze-Jena, erhielt Ende September 1914 die Nachricht von der angeblichen Ankunft der elf mit Lebensmitteln beladenen Ochsenwagen an der Eriksondrift und brach im Auftrag des Gouvernements am 8. Oktober 1914 zur Abnahme des Transports, zur Bezahlung mittels in bar mitgenommener 2 Millionen Reichsmark und zum Geleit des Transports durch das deutsche Ovamboland auf. Als Begleitmannschaft nahm er Oberleutnant Alexander Lösch, den Leiter des Vermessungstrupps Nord, dessen Mitglieder den Gefreiter Georg Kimmel und den Reiter Pahlke, den Leutnant der Reserve und Kriegsfreiwilligen Kurt Röder, den Kriegsfreiwilligen und Dolmetscher Carl Jensen, Polizeiwachtmeister Joseph Schaaps, Polizeisergeant Braunsdorf sowie August, Hugo und zwei weitere afrikanische Polizeidiener24 mit.25 Obwohl Lösch den Anmarsch der Delegation mit allen Mitteln geheim halten wollte, konnte er nicht verhindern, dass der deutschfeindliche Kwambiovambo-Häuptling Ipumbo aus dem „deutschen" Ovamboland die Portugiesen durch Boten über die Patrouille und ihre Aufgabe drei Tage vor deren Ankunft informierte. So ermöglichte er die portugiesische Beschlagnahme des Provianttransports am 13. Oktober 1914. Um den Verbleib der Ochsenwagen festzustellen, schickte Schultze-Jena am 17. Oktober Röder und Jensen zum portugiesischen Distriktschef von Humbe in das nahe gelegene Fort Donguena. Sie brachten ein Antwortschreiben mit, in dem der Administrator sein Kommen für den 19.10.1914 zusagte. Am 18. Oktober erschien eine portugiesische Patrouille von 31 Soldaten unter Leutnant26 Alferes Sereno, dem Kommandanten des Forts Naulila.27 Der konnte den gutgläubigen Schultze-Jena und Lösch, Röder, Jensen mit August und zwei weiteren Polizeidienern am 19. Oktober mit falschen Versprechungen in das rund zwölf km entfernte Fort Naulila locken. Dort überreichte er dem Bezirksamtmann einen gefälschten Brief von Hauptmann Varao mit dem Befehl, die Delegation festzunehmen; einen solchen Befehl hatte der Befehlshaber (Capitao-mor) von Cuamato inhaltlich allerdings wirklich, aber mündlich erteilt. Als Sereno Schultze-Jena beim Versuch fortzureiten in die Zügel griff, zog der Bezirksamtmann seinen Karabiner aus dem Gewehrschuh und entsicherte ihn. Daraufhin erschoss ihn auf Serenos Feuerbefehl der Korporal (Cabo No. 95) Adelino von hinten. Oberleutnant Lösch wurde beim Wegreiten 100 m außerhalb des Forts erschossen. Die Portugiesen erschossen im Fort ferner zwei Polizeidiener und warfen ihre Leichen den Krokodilen im Kunene zum Fraß vor. Leutnant Röder wurde im Fort angeschossen, schwer verletzt und - wie die Getöteten - ausgeraubt; er starb in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober. Dolmetscher Jensen wurde außerhalb des Forts leicht verwundet gefangen genommen und erst im November 1919 entlassen. Nur Polizeidiener August entkam dem Massaker und konnte dem Rest der Patrouille und dem dazu gestoßenen Vageier, der als Reserveoffizier von Polizeiwachtmeister Schaaps das Kommando übernahm, davon berichten. Die Resttruppe kehrte in Eilmärschen nach Okaukuejo zurück. (...)

23 Baericke, a. a. 0., S. 45 FN 24 weist daraufhin, dass Kimmel, der 1910 - 1913 als Marine-Feldartillerist in Kiautschou gedient hatte, in einigen Quellen fälschlicherweise Kümmel genannt wird. Kimmel wurde als Bote mit einem Schreiben des portugiesischen Distriktschefs (!) von Humbe, der mit Vageler bei Eriksondrift auf den Rest der deutschen Patrouille gestoßen war, vor dem Fort gefangen und eingesperrt. Er starb am 10. November 1962 im 72. Lebensjahr in Ansbach, vgl. Mitteilungsblatt des Traditionsverbandes ehemaliger Kolonial- und Überseetruppen Nr. 25 (1963), S. 17
24 Zu den mitwirkenden Angehörigen der Landespolizei vgl. auch Rafalski, a. a. O., passim und (Schaaps) S. 382 ff; zur 1897 gegründeten Landespolizei näher: Schepp, Sven, Unter dem Kreuz des Südens, Frankfurt a. M. 2009, passim und S. 510 zu Naulila.
25 Zum weiteren Verlauf vgl. statt mehrerer: Morlang, a. a. 0., S. 43 f. m. w. N.
26 Nach portugiesischer Rangordnung war Sereno Unterleutnant (Su-Tenente); in einigen Quellen wird als Dienstgrad auch Fähnrich angegeben.
27 Dazu und zum folgenden näher: Baericke, a. a. O., S. 51 - 60.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 2: Naulila, von Historicus Afrikanus.

Buchtitel: Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914/15, Band 2
Untertitel: Naulila
Autor: Historicus Afrikanus
Bearbeitung: Prof. Dr. Volker Lohse; Dr. Andreas Vogt
Glanz & Gloria Verlag
Windhoek, Namibia 2012
ISBN 9789991687230 / ISBN 978-99916-872-3-0
Broschur, 15x21 cm, 170 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen, Kartenskizzen

Weitere Buchempfehlungen

Naulila. Erinnerungen eines Zeitgenossen

Naulila. Erinnerungen eines Zeitgenossen

Max Ewald Baericke war Teilnehmer der Strafexpediton gegen Naulila unter Franke und hat seine Erinnerungen mit hochinteressanten Nachforschungen in einem Manuskript hinterlassen.

Der Caprivizipfel während der deutschen Zeit 1890-1914

Der Caprivizipfel während der deutschen Zeit 1890-1914

Ein hochinteressante historische Dokumentation über den Caprivizipfel, eine in der deutschen Zeit 1890-1914 wenig beschriebene Region.

Joseph Bendix: Regierungsbaumeister, Ingenieur und Offizier in Deutsch-Südwestafrika

Joseph Bendix: Regierungsbaumeister, Ingenieur und Offizier in Deutsch-Südwestafrika

Der deutsche Jude Joseph Bendix war Regierungsbaumeister, Ingenieur und Schutztruppen-Offizier in Deutsch-Südwestafrika und fiel 1904 bei Owikokorero.