Das Grauen der Omaheke: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi, von Walther Wülfing

Das Grauen der Omaheke: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi, von Walther Wülfing.

Das Grauen der Omaheke: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi, von Walther Wülfing.

Leutnant der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika, Walther Wülfing, war nach seiner aktiven Militärzeit Schriftsteller. Die Geschichte der 1911 von Hauptmann Hollaender durchgeführten Expedition gegen Kanjemi, erschien unter dem Titel 'Das Grauen der Omaheke'.

Sechs Jahre waren vergangen, seitdem sich das Geschick der Hereros erfüllt hatte. Das Omuramba-Omatako-Rivier im Westen des Omaheke-Sandfeldes bildete nach wie vor die Grenze für die Farmbesiedlung, die, nachdem der Friede wieder hergestellt war, ihre weitesten Fühler bis dahin ausgestreckt hatte. Hier am Flußbett des mit einem breiten Gürtel hoher Bäume bestandenen Omuramba-Riviers, hatten sich zwei deutsche Farmer niedergelassen, Rademacher und Maye, nicht weit von der Wasserstelle Osondema. Mit ihren Farmen standen sie gleichsam als Vorposten gegen die drohende Wüste des Sandfeldes. Als unerschrockene deutsche Männer und als erprobte Schutztruppler vertrauten sie ihrer eigenen Kraft und hofften, es im Laufe der Zeit zu etwas Ordentlichem zu bringen. Eine Weile ging auch alles gut, bis Viehdiebstähle auftraten, die immer häufiger und schließlich unerträglich wurden. Da schickten sie zu den Polizeistationen Grootfontein und Waterberg mit dem dringenden Ersuchen um Abstellung dieser Plage. Einige Wochen später, es war im März des Jahres 1910, ritten drei Polizeisergeanten mit zwei Eingeborenen von ihrer Station Waterberg der Omaheke zu. Sie hatten den Auftrag, festzustellen, was es mit der Klage der Farmer auf sich hätte. Es war gegen Ende der Regenzeit und die feuchte Hitze, die dem Boden entquoll, war schier unerträglich. Die Pferde ließen die Köpfe hängen und der Schweiß troff ihnen von Hals und Flanken. Die Hälfte des Weges hatten sie schon gestern zurückgelegt und heute lagen noch weitere fünfzig Kilometer vor ihnen. Die Reiter ließen den Tieren die Zügel lang und hingen selbst müde und etwas verdrossen in den Sätteln. „Ich möchte nur wissen", fragte Unger, „was wir schon wieder in Osondema sollen. Es kommt ja doch nichts dabei heraus, nur daß wir unsere Pferde abhetzen und womöglich noch obendrein beschimpft werden. Den Viehdieb, den Kanjemi, bekommen wir ja doch nie." - „Quengeln Sie nicht immer so, Unger", tadelte Spahn, der Führer der Patrouille, „schließlich sind wir doch dazu da, daß wir uns den Farmern ab und zu zeigen und daß das schwarze Gesindel merkt, daß man ihm auf die Finger sieht. Freilich, der Kanjemi, dieser Schurke, ist viel zu schlau, als daß er uns ins Garn geht." - „Nun möchte ich doch mal endlich wissen", hub der dritte an, „was das eigentlich für ein Kerl ist, dieser Kanjemi. Warum knüpft man ihn denn nicht einfach auf?" - „Ja, mein lieber Maurer, die Nürnberger hängen keinen, bevor sie ihn nicht haben! Und da steckt des Pudels Kern", erwiderte Spahn trocken. „Wenn Sie aber etwas Näheres über Kanjemi wissen wollen, dann fragen Sie mal nachher den Rademacher, der kann von Glück sagen, daß er seinerzeit nicht auch ,abgekehlt' wurde, wie seine Kameraden."- "Da weiß ich genau so viel wie vorher", sagte Maurer etwas unwirsch. Er war noch nicht lange im Lande und als Neuling immer etwas gereizt und empfindlich, wenn die Kameraden ihn etwas von oben herunter behandelten und manchmal hänselten. Na", meinte Unger, der die Verstimmung Maurers merkte, „ärgern Sie sich doch man bloß nicht immer gleich, das ist ja gar nicht mehr auszuhalten, solch eine beleidigte Leberwurst! Also mit dem Kanjemi verhält es sich so: Der Kerl war schon mal früher in der Kapkolonie bei der englischen Polizei angestellt und diente dann später bei uns als eingeborener Soldat, spricht auch englisch und deutsch, übrigens ein ganz gerissener Hund. Als er sich eines Tages als Führer gegen den Buschmannkapitän im Sandfeld anbot, der Orlog mit den Deutschen machte, da ritten gleich zwei Reiter von der Station Waterberg mit ihm los. Sie gaben dem Kanjemi sogar ein altes Schießeisen in die Hand. Und was meinen Sie, was dieser schwarze Schuft damit tat: Er wartete einen günstigen Augenblick ab und schoß von rückwärts erst den einen und dann den andern Soldaten nieder, wie auf der Hasenjagd, plünderte die Toten aus und schlug sich dann mit seiner Beute zu dem Herero-Unterkapitän Batona." [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Das Grauen der Omaheke: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi, von Walther Wülfing.

Buchtitel: Das Grauen der Omaheke
Untertitel: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi
Autor: Walther Wülfing
Überarbeitung: Bernd Kroemer
Glanz & Gloria Verlag
Windhoek, Namibia 2011
ISBN 978-99916-872-0-9
Broschur, 15x21 cm, 78 Seiten, zahlreiche sw-Fotos, 1 Kartenskizze, Zeichnungen von Karl Mühlmeister

Wülfing, Walther im Namibiana-Buchangebot

Das Grauen der Omaheke: Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi

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Die Geschichte von Hauptmann Hollaenders Expedition gegen Kanjemi, erschien 1929 im Heftformat unter dem Titel Das Grauen der Omaheke.

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