Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen, von Eckhard Baum

Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen, von Eckhard Baum. ISBN 3881228942 / ISBN 3-88122-894-2 / ISBN 9783881228947 / ISBN 978-3-88122-894-7

Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen, von Eckhard Baum. ISBN 3881228942 / ISBN 3-88122-894-2 / ISBN 9783881228947 / ISBN 978-3-88122-894-7

Die in Schrift Eckhard Baums, "Daheim und überm Meer", dargestellte Geschichte der Deutschen Kolonialschule und ihrer Nachfolgeeinrichtung, des Deutschen Instituts für Tropische und Subtropische Landwirtschaft, beruht im wesentlichen auf noch verfügbaren Personalakten, Protokollen und anderen Aufzeichnungen sowie auf Fragmenten des allgemeinen Schriftverkehrs, soweit er noch in Witzenhausen vorliegt. Diese Dokumente sind insofern besonders aufschlußreich, als sie auch Fakten und Zusammenhänge sichtbar machen, die seinerzeit nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Eckhard Baum  

Internatsleben als Element ganzheitlicher Erziehung

Eingangsvoraussetzung zum Besuch der DKS war in der Regel der „Nachweis der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst in der Armee (Mittlere Reife)". Dies entsprach auch den damals üblichen Voraussetzungen zur Zulassung zum Studium der Landwirtschaft an den Universitäten. Dagegen war der allumfassende Erziehungsstil, der in Witzenhausen vertreten wurde, in den Hochschulen des Deutschen Reiches unüblich. Die strenge Ordnung mußte regelmäßig gegen zahlreiche Gegnerschaft verteidigt werden. Die Art der Anstalt war am ehesten mit den Ackerbauschulen zu vergleichen, die in Süddeutschland gegründet worden waren und die praxisorientierte Ausbildung auf Gutsbetrieben und Internatserziehung miteinander verbanden. Fabarius hatte für die von ihm vertretene ganzheitliche Erziehung den Begriff „Kolonialpädagogik" geprägt. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung wurde der körperlichen Arbeit in Landwirtschaft und Handwerk besondere Bedeutung beigemessen. Vor allem der einer strengen Hausordnung unterliegende Internatsbetrieb sollte die charakterliche Bildung fördern. Der als ehemaliger Klosterschüler und Kadettenpfarrer offensichtlich vorgeprägte Fabarius lehnte andere Ausbildungsformen, wie beispielsweise die in der landwirtschaftlichen Lehre übliche Einzelunterweisung und insbesondere die an den Hochschulen gepflegte akademische Freiheit, kategorisch ab. 1907/1908 beschäftigte sich der Deutsche Reichstag im Rahmen einer Etatdebatte mit den Erziehungs- und Ausbildungszielen an der DKS und führte in einer Denkschrift folgendes aus:

„Die Kolonialschule bereitet in erster Linie praktische Wirtschafts- und Plantagenbeamte, Pflanzer, Landwirte, Viehzüchter sowie Wein- und Obstbauern für die deutschen Kolonien und überseeischen Ansiedlungsgebiete tüchtig und vielseitig vor, damit sie möglichst in allen Sätteln gerecht werden. Sie bahnt und erleichtert somit den jungen Söhnen unseres Volkes den Übertritt und den Weg zur praktischen Kolonialarbeit und spart ihnen zugleich einen Teil der überseeischen Lehrzeit. Insonderheit werden sie körperlich, geistig und sittlich geschult für die künftigen Aufgaben".

Zu den Erziehungsmethoden und Idealen hieß es in der o.g. Denkschrift:

„Die Kolonialschüler leben alle im Internat und sind einer bestimmten Hausordnung unterworfen, ähnlich wie in Seminarien, Stiften oder Kriegsschulen. Der Vergleich mit letzteren ist wohl der zutreffendste, wenn man deutsche Verhältnisse im Auge hat. Naheliegend jedoch ist auch der mit den englischen und amerikanischen Universitätskollegs. Durch eine möglichst wenig aufdringliche, aber bewußte Pflege idealer Weltanschauung, durch Belebung edelnationaler, gut deutscher Gesinnung und schlicht-christlichen Bewußtseins wird versucht, einer praktischen Lebensauffassung ein inneres Gegengewicht und dem Werte der selbständigen Persönlichkeit das richtige Schwergewicht zu geben".

Bevor am 1. Mai 1899 die ersten Schüler aufgenommen wurden, erstellte der Schulbeirat die nachfolgend wiedergegebene, aus 19 Punkten bestehende Hausordnung. Sie wurde im Laufe der Jahre ständig ergänzt.

HAUSORDNUNG

1. Von den Kolonialschülern wird erwartet, dass sie in ihrem ganzen Verhalten, in Zucht und Wandel durch Eifer und Treue es an den Tag legen, wie sie sich allzeit ihres zukünftigen Berufes, Vorkämpfer echter deutscher Tüchtigkeit und Kulturarbeit und Träger edler christlicher Gesittung zu sein, voll bewusst sind.

2. Es wird insonderheit vorausgesetzt, dass die Kolonialschüler in ihrem ganzen Verhalten, in und ausser dem Hause, überhaupt, wie auch in ihrem gegenseitigen Verkehr es sich allerwege angelegen sein lassen, dem Anstaltsleben das Gepräge einer feinen und guten christlichen Sitte zu verleihen.

3. Sie sind dem Direktor als ihrem unmittelbaren Vorgesetzten Ehrerbietung und Gehorsam schuldig.

4. Den Abteilungsvorständen, Lehrern und Beamten haben sie die gebührende Achtung zu erweisen, sowie deren dienstliche Anforderungen genau und pünktlich zu befolgen.

5. Der Hausdame haben die Kolonialschüler mit Ehrerbietung zu begegnen und sich ihren Anordnungen in allen wirtschaftlichen Dingen zu fügen. Wünsche in Bezug auf Bedienung und Verpflegung haben die Kolonialschüler der Hausdame vorzutragen, etwaige Beschwerden über die Verpflegung sind in geziemender Weise durch Vermittlung des Tischältesten bei dem Direktor anzubringen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen, von Eckhard Baum.

Titel: Daheim und überm Meer
Subtitel: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen
Autor: Eckhard Baum
Genre: Ortsgeschichte
Reihe: Der Tropenlandwirt. Sonderausgabe, Beiheft 57
Verlag: Deutsches Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft G.M.B.H. Witzenhausen
Witzenhausen, 1997
ISBN 3881228942 / ISBN 3-88122-894-2
ISBN 9783881228947 / ISBN 978-3-88122-894-7
Kartoneinband, 16 x 24 cm, 231 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Baum, Eckhard im Namibiana-Buchangebot

Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen

Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen

Sonderausgabe der Reihe "Der Tropenlandwirt": Daheim und überm Meer: Von der Deutschen Kolonialschule zum Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen.

Weitere Buchempfehlungen

Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit

Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit

Der jüdische Staatssekretär Bernhard Dernburg prägte die deutsche Kolonialpolitik der Kaiserzeit, insbesondere in Deutsch-Südwestafrika maßgeblich.

Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23)

Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23)

1911 in der Schriftenreihe Süsserotts Kolonialbibliothek erschienen, war 'Der Strauß und seine Zucht' der erste deutschsprachige Ratgeber für angehende Straußenfarmer.

Kolonialprobleme der Gegenwart

Kolonialprobleme der Gegenwart

Antiquarischer Artikel

Grundlagen der Weidewirtschaft in Südwestafrika

Grundlagen der Weidewirtschaft in Südwestafrika

Grundlagen der Weidewirtschaft in Südwestafrika und Bestimmungsschlüssel für die südwestafrikanischen Grasgattungen.

Ein Jahrhundert Tee am Kamerunberg

Ein Jahrhundert Tee am Kamerunberg

Von der deutschkolonialen Versuchspflanzung zur afrikanischen Exportnation für Tee