Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit, von Hartmut Bartmuß

Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit, von Hartmut Bartmuß. üdische Miniaturen, Band 148. Verlag: Hentrich & Hentrich. Berlin, 2014. ISBN 9783955650346 / ISBN 978-3-95565-034-6

Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit, von Hartmut Bartmuß. üdische Miniaturen, Band 148. Verlag: Hentrich & Hentrich. Berlin, 2014. ISBN 9783955650346 / ISBN 978-3-95565-034-6

Dieses Kapitel 'Herkunft, Kindheit, Jugend, Karriere' ist ein Auszug aus der Biographie 'Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit', die als Band 148 in der Reihe 'Jüdische Miniaturen' erschien und aus der Feder von Hartmut Bartmuß stammt.

Hartmut Bartmuß  

Die bislang bekannten Wurzeln der väterlichen Linie von Bernhard Dernburg liegen in Sachsen-Anhalt, unweit der Bischofs- und Domstadt Halberstadt, deren jüdische Gemeinde einst zu einer der bedeutendsten in Europa zählte. Als ältester Spross der Familie wird der Rabbiner Jakob Derenburg genannt, der sich, aus dem gleichnamigen Ort bei Halberstadt kommend, in Offenbach niedergelassen hatte. Die Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum schreibt auf ihrer Website: »1767 bis 1771 war Jakob ben Moses Dörnberger (aus Derenburg in Sachsen-Anhalt) Rabbiner in Floss [...].« Etliche Nachkommen des Rabbi waren Wissenschaftler von Rang geworden, auch eine »französische Linie« ging hervor, die sich in Frankreich »Derenbourg« nannte. Bernhard Dernburgs Großvater väterlicherseits, Jakob Dernburg (1795-1878), war Jurist, Geheimer Appellationsrat in Darmstadt, und konvertierte 1842 samt seiner Kinder zum Protestantismus, nachdem er die Spiritualität seiner orthodoxen jüdischen Kultusgemeinde nicht mehr mittragen wollte. Der Weg war damit frei, auf einen juristischen Lehrstuhl der Universität Gießen berufen zu werden. Lange währte sein Bleiben dort nicht. Trotz seiner nunmehrigen evangelischen Konfession wurde er vom Antisemitismus (also Rasseantisemitismus) nicht verschont. Jakob Dernburg verließ die Universität und folgte der Berufung an den Kassationshof in Darmstadt. Er machte damit eine Erfahrung, wie sie viele vor ihm gemacht haben und wie sie viele, darunter sein Enkel Bernhard Dernburg, noch machen sollten. Wohl auch deshalb hat Bernhard Dernburgs Freund Walther Rathenau (1867-1922) solche Wege nie erwogen. Für ihn war klar: »[...], dass ein getaufter Jude immer noch kein getaufter Christ ist.« Als er mit Bernhard Dernburg 1908 in Südafrika und Deutsch-Südwestafrika unterwegs war, sagte Rathenau sogleich dem zur Begrüßung an die Grenze abkommandierten Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe, dass er Jude ist. Dernburgs Vater Friedrich (1833-1911) war von Haus aus Jurist, betätigte sich aber zugleich als Politiker und Journalist. Bei der Geburt seines Sohnes hatte er eine Stelle als Hofgerichtsadvokat in Darmstadt inne. Reinhard v. Dalwigk (1802-1880), Ministerpräsident im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, bescheinigte Friedrich Dernburg eine ehrenhafte Gesinnung. Vielleicht war auch dies der Grund dafür, dass Kronprinz Friedrich (1831-1888) mit ihm vertrauensvoll verkehrte und ihn 1883 als Reisebegleiter in Anspruch nahm. Im Hause Dernburg gingen wichtige Persönlichkeiten aus Kunst und Politik ein und aus, Vernetzungen entstanden, und so wurde im elterlichen Haus wohl der Grundstein für die spätere Karriere des jungen Bernhard gelegt. Seine Mutter Louise, geb. Stahl (1842-1904), entstammte einem evangelischen Pfarrhaus. Ihr Vater war Pfarrer in Fränkisch-Grumbach und über ihre Mutter bestanden familiäre Verbindungen zur renommierten Familie Heyder-Metzler in Frankfurt am Main. Diese kluge und hochgebildete Frau verkörperte das deutsche evangelische Pfarrhaus in seinen besten Traditionen. Bernhard Dernburg kokettierte gelegentlich mit seiner Herkunft. Fürst v. Bülow erinnerte sich: »Unter vier Augen hatte Dernburg mir schon früher nicht ohne Stolz erzählt, daß 'Pastorenblut' in seinen Adern fließe.« Seine religiöse Sozialisation verdankte Bernhard Dernburg ohne Zweifel seiner Mutter, die nach den vorliegenden Schilderungen fromm war, aber keine Frömmlerin. An seine Schulzeit soll er sich nicht gern erinnert haben, so belegt es Werner Schiefel, und fährt fort: »In Darmstadt besuchte er die private höhere Knabenschule der Gebrüder Maurer. Nach der Übersiedlung der Familie nach Berlin im Jahre 1875 ging er zunächst auf die Templiner Knabenschule, dann auf das Askanische Gymnasium, dann auf das Joachimsthaler Gymnasium, das Dernburg 1882 nach der Obersekundareife verließ«, was er als eine Erlösung empfunden hatte. Der nunmehr siebzehnjährige Bernhard Dernburg strebte eine Ausbildung zum Kaufmann an. [...]

Dies ist ein Auszug aus der Biographie: Bernhard Dernburg: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit, von Hartmut Bartmuß.

Titel: Bernhard Dernburg
Untertitel: Kolonialpolitiker der Kaiserzeit
Autor: Hartmut Bartmuß
Genre: Biographie
Reihe: Jüdische Miniaturen, Band 148
Verlag: Hentrich & Hentrich
Berlin, 2014
ISBN 9783955650346 / ISBN 978-3-95565-034-6
Broschur, 12 x 16 cm, 112 Seiten, 16 sw-Abbildungen

Bartmuß, Hartmut im Namibiana-Buchangebot

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