Basterland, von Julia Runge

Basterland, von Julia Runge. Im Selbstverlag, Berlin 2015, ISBN 9783941602946 / ISBN 978-3-941602-94-6

Basterland, von Julia Runge. Im Selbstverlag, Berlin 2015, ISBN 9783941602946 / ISBN 978-3-941602-94-6

Bildcollage aus Einzelbildern aus Julia Runges Fotoband 'Basterland'. (ISBN 9783941602946 / ISBN 978-3-941602-94-6)

Bildcollage aus Einzelbildern aus Julia Runges Fotoband 'Basterland'. (ISBN 9783941602946 / ISBN 978-3-941602-94-6)

Der folgende Text aus Julia Runges Fotoband 'Basterland' stammt aus der Feder der Namibia- und Basterexpertin Dr. Cornelia Limpricht, Kulturhistorikerin in Hamburg.

Julia Runge  Cornelia Limpricht  

Wesentliche Eckpunkte

Nach der Inbesitznahme des Kap der Guten Hoffnung durch die Holländer 1652, entstand eine gemischte Bevölkerung aus Nachfahren weißer Männer und einheimischer Khoi-San-Frauen, u.a. die Baster. Die Bezeichnung „Baster", Afrikaans für „Mischling", akzeptierten sie als Eigenname. 1870 siedelte eine Gruppe Baster mitten im damaligen Südwestafrika im Ort Rehoboth und dem umliegenden „Rehoboth-Gebiet". Unter der Führung von Kaptein Hermanus van Wyk waren sie aus der südafrikanischen Kap-Kolonie in einem zweijährigen Trek nach Norden gezogen. Rehoboth, 80km südlich von Windhoek gelegen, ist heute eine multikulturelle Kleinstadt von ca. 30.000 Einwohnern, quasi ein Namibia im kleinen Maßstab. Ökologisch gesehen ist die Rehoboth Region semi-arid und verfügt bis auf wenige Ausnahmen über kein offenes natürliches Wasser.

Deutsche & Baster - eine Beziehungsgeschichte

Das Deutsche Reich erklärte Südwestafrika 1884 zu seinem Protektorat und ein Jahr später wurde der Schutz-und Freundschaftsvertrag mit den Bastern geschlossen. Eine Zeit der Kooperation begann, die zunehmend bis 1915 immer schwieriger wurde. Die Baster waren als Pastoralisten gekommen und blieben es auch weiterhin: Tierhaltung, d.h. Viehzucht (Rinder, Schafe, Ziegen) und Weidewirtschaft dominieren die Landwirtschaft bis heute. Aber im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Gruppen, wandelten die Baster Ende des 19. Jahrhunderts ihr gemeinschaftlich genutztes Territorium in private Farmen um, eine Maßnahme gegen den Landraub der Deutschen. Diese „Beziehung" hatte Vor-und Nachteile: Ungefähr 10 Jahre lang, 1895 bis 1905, erhielten die Eheleute einer „Mischehe" eine „Mitgift- oder Geschenk-Farm" vom Rehobother Kaptein und Rat. Diese Praxis stoppte, nachdem die deutsche Verwaltung von SWA per Dekret, „Mischehen" im September 1905 verbot. Danach erlebten alle deutschen Ehemänner massive Einschränkungen ihrer Zivilrechte. Nach einer 20-jährigen mehr oder weniger loyalen Zusammenarbeit wandten sich die Baster gegen die Deutschen, indem sie sich entschieden, nicht gegen Südafrika zu kämpfen, unter dessen Herrschaft die Baster lange gelebt hatten. Am 8. Mai 1915 kam es zum Kampf bei SamKhubis, ca. 70 km südwestlich von Rehoboth. Die Baster-Gemeinschaft begeht dieses Ereignis jedes Jahr.

Zwischen „Schwarz" und „Weiß" - zwischen den Stühlen

Die Baster waren nie eine Gruppe, die leicht beherrscht werden konnte. Protestbriefe an den deutschen Kaiser, die deutsche Kolonialadministration, offener Protest gegen eigene Autoritäten oder der Kampf gegen fremde Mächte (1915, 1925), Petitionen an den englischen König, die Kap-Regierung, den Völkerbund oder später die Vereinten Nationen, die Liste ihres Protests ist lang und reicht bis heute (1990, 1992/1995). Diese Protesthaltung ist Ergebnis ihrer langen Erfahrung des Lebens und Überlebens in einer „Zweifrontensituation". Die Unsicherheit zwischen „Schwarz" und „Weiß" zu bestehen, förderte schon früh ihren kulturellen Zusammenhalt und bestärkte sie in ihrem Wunsch nach umfassender Selbstbestimmung. Auf der anderen Seite gab es natürlich auch Zeiten, in denen sich die Baster unter die jeweilige Macht fügten, was als Kooperation gewertet, auch missverstanden, werden kann: aber dann hatten sie keine andere Wahl.

Die Baster nach der Unabhängigkeit Namibias

Die ehemals dominante Gruppe der Rehobother Baster verlor mit der Unabhängigkeit Namibias ihren Einfluss, denn nur 2,2% der namibischen Bevölkerung sind Baster. Auch ihr Gebiet hörte durch seine Verschmelzung in die beiden neuen Regionen Hardap und Khomas auf als territoriale und kulturelle Einheit zu existieren. Ihre „traditionellen Führer" wurden ihrer Macht beraubt, so auch Kaptein Hans Diergaardt, der im Februar 1998 starb. Sein Nachfolger John McNab wurde 1999 neuer Kaptein, bis heute nicht anerkannt durch den Staat. Viele Baster haben deshalb ein gespanntes Verhältnis zur namibischen Regierung. Anlässlich der Hundertjahrfeier von SamKhubis am 8.5.2015 erhoffte sich die Bürgermeisterin Eve Maasdorp von diesem Jubiläum eine Signalwirkung, die die Baster nicht nur vereint, sondern sich diese im Kontext eines multikulturellen Rehoboths und Namibias neu „erfinden" können.

Dies ist ein Auszug aus Julia Runges Fotoband 'Basterland'.

Titel: Basterland
Fotografin: Julia Runge
Texte: Cornelia Limpricht, Fabian Sader
Übersetzung: Megan & Rynault van Wyk; Anthony Brendell
Selbstverlag Julia Runge
Auflage: 250 Exemplare
ISBN 9783941602946 / ISBN 978-3-941602-94-6
Broschur, 20 x 16 cm, 110 Seiten, durchgehend Farbfotografien

Runge, Julia und Limpricht, Cornelia im Namibiana-Buchangebot

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