Augenblicke zwischen Leben und Tod, von Joseph Mark

Augenblicke zwischen Leben und Tod, von Joseph Mark. ISBN 3828022820 / ISBN 3-8280-2282-0; ISBN 9783828022829 / ISBN 978-3-8280-2282-9

Augenblicke zwischen Leben und Tod, von Joseph Mark. ISBN 3828022820 / ISBN 3-8280-2282-0; ISBN 9783828022829 / ISBN 978-3-8280-2282-9

Die Geschichte des Romans Augenblicke zwischen Leben und Tod von Joseph Mark basiert auf Ereignissen, die sich 1945 in den letzten Kriegstagen in der Oberpfalz zutrugen.

Marie Sandler stand am Fenster ihres mittelgroßen Gutshofes und bewunderte, in Gedanken versunken, die klebrigen Knospen des im Innenhof stehenden Kastanienbaumes. Gefühlvoll wanderte ihr Blick weiter durch das große offen stehende Hoftor. Draußen im Garten begannen die Lärchen auszuschlagen und belegten die mit silbrig glänzendem Moos überzogenen rostbraunen Zweige mit einem beruhigenden Grün. „Heute scheint der erste warme Tag dieses Frühlings zu werden", flüsterte sie halblaut vor sich hin. Morgen würden es vier Jahre, dass sie den Brief vom Führerhauptquartier erhalten hatte, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Mann Alex in Tapferkeit für das Vaterland gefallen sei. Noch während sie über die Vergangenheit sinnierte, verließ ihr Sohn Jan drüben zur anderen Seite des Innenhofes den Schweinestall, um im unmittelbar angrenzenden Pferdestall wieder zu verschwinden. Die Tatsache, dass Jan an dem Morgen schon so ungewöhnlich früh bei der Stallarbeit war, riss sie aus ihren traurigen Gedanken. Etwas unsicher blickte sie auf die Uhr, die sie am rechten Handgelenk trug. Das letzte Geschenk, das sie von Alex erhalten hatte. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, als die Finger der linken Hand das kleine blaue Ziffernblatt berührten. Blau war ihre Lieblingsfarbe, so wie die wilden Veilchen, die Jan ihr manchmal von der Feldarbeit mitbrachte. Es gab Nächte, wo sie die Uhr selbst zum Schlafen nicht ablegte; die vergangene Nacht war wieder so eine. Mit schweren Händen zog sie die Gardinen vor die Scheiben und ging zurück ins Badezimmer, wo sie sich rasch not-dürftig zurechtmachte. Auf noch etwas unsicheren Beinen stieg sie die alte abgetretene Holztreppe hinab und ging in die Küche. Dort nahm sie ein paar von den kleinen Holzstücken aus dem Herdkasten und machte Feuer. „Wie gut es doch ist, in diesen Zeiten einen Holzofen zu haben", dachte sie. Erst als deutlich zu hören war, wie das Feuer vom Holz Besitz ergriff, nahm sie den Wasserkessel von der Herdplatte und füllte ihn mit Wasser. Es war halb sieben. Die obligatorische Zeit, um das Frühstück zu machen. „Guten Morgen, Mama!" Marie zuckte zu ihrem eigenen Befremden zusammen und stellte den Wassertopf zurück auf den Herd. „Guten Morgen, Jan!" Als sie sich umdrehen wollte, stand Jan schon vor ihr. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um sein Gesicht sehen zu können. „Jan, wie groß bist du eigentlich?" - „Einen Meter und siebenundachtzig, Mama!", brummte Jan in der bekannt zähen morgendlichen Stimmung. „Dann bist du ja schon fast so groß wie dein Vater!", bemerkte Marie nicht ganz ohne mütterlichen Stolz. Jan blickte seine Mutter mit klaren, standfesten Augen an. „Ja, Mama, eben nur fast, Papa war eins neunundachtzig." - „Ach, die zwei Zentimeter wirst du schon noch wachsen!", erwiderte Marie. „Ja, vielleicht, Mama, aber nur was die Körpergröße angeht", murmelte Jan melancholisch mit gesenktem Kopf in seinen unkorrekt zugeknöpften Hemdkragen hinein. Marie wusste sofort, was er damit meinte, und es bestätigte sich ein weiteres Mal, wie sehr der Vater ihm fehlte. Trotzdem versuchte sie mit einer klobigen Handbewegung die Unwichtigkeit seiner Andeutung zu unterstreichen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Augenblicke zwischen Leben und Tod, von Joseph Mark.

Titel: Augenblicke zwischen Leben und Tod
Autor: Joseph Mark
Verlag: Frieling
Berlin, 2006
ISBN 3828022820 / ISBN 3-8280-2282-0
ISBN 9783828022829 / ISBN 978-3-8280-2282-9
Broschur, 12x19 cm, 384 Seiten

Mark, Joseph im Namibiana-Buchangebot

Augenblicke zwischen Leben und Tod

Augenblicke zwischen Leben und Tod

Augenblicke zwischen Leben und Tod ist ein Namibia-Roman nach einer wahren Tragödie.

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