Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika, von Walther L. Fournier

Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika: Jagd- und Reisebilder vom "Wilden Jäger", von Walther L. Fournier. Verlag Paul Parey. Berlin, 1902

Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika: Jagd- und Reisebilder vom "Wilden Jäger", von Walther L. Fournier. Verlag Paul Parey. Berlin, 1902

Das Manuskript zu seinem Jagdbericht "Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika" schrieb Walther L. Fournier an Bord eines Woermann-Dampfers auf der vierwöchigen Heimreise von Swakopmund nach Hamburg im Jahr 1901.

Walther L. Fournier  

[...] Die Fahrt bis Karibib ist gerade kein Genuß. Morgens um 6 geht die Reise los und abends um 9 ist man glücklich an Ort und Stelle. Die Gegend, durch die man fährt, ist furchtbar eintönig - Sand, Berge - Berge, Sand - hin und wieder eine Station mit einigen Menschen, sonst mangelhafte Vegetation, spärlicher Graswuchs, kümmerliche Bäume. Ein paar Rudel Springböcke und ein paar Klippböcke war alles, was ich an lebendem Viehzeug, trotz angestrengter Aufmerksamkeit, entdecken konnte. In Jakalswater wurde eine Stunde Mittagsrast gemacht. Die dampfenden Schüsseln standen bereits auf dem Tisch, als wir eintraten, das Fleisch war aber so zäh, daß man es kaum schneiden, geschweige denn beißen konnte. Das ist in Jakalswater immer so, der Wirt setzt seinen Stolz darein, unzerbeißbares Fleisch auf den Tisch zu bringen, jeder Reisende, der dort mal gerastet, wird mir diese Thatsache mit Vergnügen bestätigen. Die Ankunft des D-Zuges in Karibib ist ein Ereignis. Es kehrt zwar alle Wochen einmal, und zwar am Donnerstag Abend wieder, nichtsdestoweniger hat es den Reiz der Neuheit für die Bewohner noch nicht verloren. Ganz Karibib ist auf den Beinen und auf dem Bahnhof, der Perron steht schwarz voll Menschen, unglaubliche Neugierde malt sich auf allen Gesichtern. Mühsam bahnt man sich einen Weg durch die staunenden Menschenmassen und sucht sich eine Kneipe. Das hält nicht schwer, denn die drei Kneipen, die Zierde des Örtchens, liegen alle auf einem Platz, dicht vor dem Bahnhof. Empfehlen kann ich das Bahnhofshotel von Rahl, das besonders angenehme Fremdenzimmer hat, und das Hotel Rösemann. Unterkunft und Essen ist bedeutend besser und billiger als in Swakopmund, ein wenig läßt es allerdings auch noch zu wünschen übrig; denn die Leute sind so thöricht, sobald sie mal gute Geschäfte machen, in ihren Anstrengungen, die Gäste zu befriedigen, nachzulassen. Vor einem Jahr standen in Karibib ein einziges Haus und ein paar Kaffernpontoks, heute ist es ein bedeutender Ort mit Kneipen, Kirchen, Kapellen und vielen Kaufläden. Es läßt sich hier ganz leidlich einige Tage leben, denn man findet Unterhaltung und nette Menschen genug. Geklatscht wird natürlich in Karibib auch, geklatscht wird aber überall im ganzen Schutzgebiete, das ist auch sehr natürlich. Wechselvolle Ereignisse jagen sich nicht, und doch, wo zwei Menschen zusammen sind, fragt der eine den anderen: „Was giebt's denn Neues?" Der andere erzählt natürlich, was er weiß, und wenn er nichts weiß, dann erfindet er etwas. Erfährt aber wirklich jemand mal eine Neuigkeit, die er abends nirgends mehr anbringen kann, dann steht er extra am nächsten Morgen eine Stunde früher auf, um der erste zu sein, der diese Neuigkeit verbreitet. Was Wunder also, wenn im Schutzgebiet in jeder kleinen oder großen Niederlassung die unglaublichsten Gerüchte entstehen. Der Aufenthalt in Karibib ist mir eine ungetrübt angenehme Erinnerung. Da war der Dr. Schnapphahn, ein alter Thüringer, der einstens mit meinem gottlosen Bruder zusammen den braven Direktor Bouterwek in Mühlhausen bis zum grimmigsten Zorn gereizt hatte, der ferner im Boernkrieg auf Seite der Boern thätig gewesen und im Menschenfleisch nur so geschwelgt hatte, und der die prächtigsten Geschichten mit dem allerernstesten Gesichte von der Welt erzählen konnte. Er log mitunter auch, daß sich die Balken bogen, das macht aber nichts, man kann lügen, soviel man will, man muß nur interessant lügen. Seine lebendigen Erzählungen aus dem Boernkrieg und aus seinem übrigen bewegten Leben rochen mitunter zwar auch stark nach Latein, man lauschte ihnen aber gern und bewunderte dabei die Grazie, mit der der Doktor Whisky und Soda trank. [...]

Dies ist ein Auszug aus Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika, von Walther L. Fournier.

Titel: Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika
Untertitel: Jagd- und Reisebilder vom "Wilden Jäger"
Genre: Jagderinnerungen
Verlag: Verlag Paul Parey
Berlin, 1902
Originalleinenband, 16 x 23 cm, 224 Seiten, etliche sw-Abbildungen

Fournier, Walther L. im Namibiana-Buchangebot

Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika

Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika

Auf flüchtigem Jagdross in Deutsch-Südwest-Afrika beinhalten Jagd- und Reisebilder vom "Wilden Jäger", dem Berufsjäger Walther L. Fournier (1869-1943), von einer 1901 unternommenen Jagdreise.