Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, von Wilhelm R. Schmidt

Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, von Wilhelm R. Schmidt. Sutton Verlag. Erfurt, 2006. ISBN 9783897029927 / ISBN 978-3-89702-992-7

Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest, von Wilhelm R. Schmidt. Sutton Verlag. Erfurt, 2006. ISBN 9783897029927 / ISBN 978-3-89702-992-7

Dies ist ein Bildauszug aus 'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest' (Wilhelm R. Schmidt) ISBN 9783897029927 / ISBN 978-3-89702-992-7

Dies ist ein Bildauszug aus 'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest' (Wilhelm R. Schmidt) ISBN 9783897029927 / ISBN 978-3-89702-992-7

Aus Dr. Wilhelm R. Schmidts Fotoband 'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest' ist der folgende Txt ein Auszug aus dem Kapitel 'Auf Pad bis zum Oranje'.

Wilhelm R. Schmidt  

Auf Pad bis zum Oranje

Vom Reichspostamt war inzwischen die Genehmigung eingetroffen, die Telegrafenlinie Windhuk, Rehoboth, Kub, Gibeon, Keetmanshoop und Warmbad, Ramansdrift bis zum Oranje, der Grenze gegen die Kapkolonie, herzustellen. Das war eine Strecke von rund 900 km. Bei der Strecke Rehoboth-Kub waren die ersten 200 km durch eine Baukolonne unter einem Bauführer Hoffmann und meinem Freund, dem Leitungsaufseher August Ordelheide aus Düsseldorf, in Angriff genommen. Nun sollte der Bau beschleunigt werden, und ich bekam den Auftrag, von km 300 (Gibeon) dieser Kolonne entgegen zu bauen. Zu diesem Zweck wurde eine Kolonne mit den nötigen Geräten, Materialien und Proviant zusammengestellt. Das Material für 50 km bekam ich mit, das waren 1000 sieben und acht Meter lange Telegrafenstangen sowie Mannesmann-Endlosrohre mit je einem Gelenk und Stütze. Diese wurden am Kopfende in einem Verschluss mit Gewinde angeschraubt. Dazu gehörten auch stark 3000 kg Bronzedraht und die nötigen Apparate für die Stationen, die ich berührte. Am 29. August stand die Kolonne mit zehn Ochsenwagen, je zwanzig Stück, fertig gepackt und abmarschbereit vorm Postamt Windhuk. Dem Postdirektor war Anfang Juni der Tel.-Inspektor Zeller als Leiter des Telegrafen- und Fernsprechwesens zugeteilt, der in den kommenden Jahren das Schutzgebiet regelrecht ausbauen ließ. Er hatte mich als Führer der neu gebildeten Kolonne gewählt und entließ mich dann mit den besten Wünschen auf die Pad, das heißt Landstraße. Pad wurde alles genannt, wo ein Karren oder eine Wagenspur hingezogen war. Wo vor 100 Jahren der Eingeborene von einer Wasserstelle zur andern mit seinem Vieh gezogen war, da waren allmählich Karren und Wagen gefolgt, und das Ganze nannte sich Straßennetz. Dieses führte durch trockene Flussläufe an Schluchten vorbei und tagelang durchs Gebirge über Steine und Geröll. Mancher Transport wurde tagelang durch Radbruch aufgehalten. Ich will nur kurz die Tour streifen. Am 29. August fuhren wir in Windhuk ab und waren nach 27 Tagen am 24. September in meiner Bestimmungsstation Gibeon. In Höhe von Kub passierten wir die Kolonne Hoffmann und Ordelheide, ich hatte das Material und Gepäck für beide mit. Meinem Kollegen Ordelheide gefiel das Leben hier draußen in der Wildnis weniger. Im Allgemeinen fuhren wir unter militärischer Bedeckung und mitunter mit bis zu fünfzig Wagen. Die Gegend wurde immer unsicherer, je näher wir Gibeon kamen. In den Bergen saß der berüchtigte Kapitän der Hottentotten, Hendrik Witbooi, der erst kurz vor Weihnachten 1905 durch den alten Römer, Major Ludwig von Estorff, geschlagen wurde. Seine Banden wurden versprengt. 50 km vor Gibeon, an der Wasserstelle Seskamelbaum, fing ich an, das Material zu verteilen. Alle 50 bis 60 m eine Stange und zu 500 m ein Ring Draht und die nötigen Isolatoren. Ich kam in Gibeon an und hatte noch zehn Stangen übrig, also hatte alles famos geklappt. Gibeon war die Etappenkommandantur unter Major Pierre, mit Lazarett und Magazin sowie einer größeren Fahrtelegrafenstation. Man hatte auf einem erhöhten Punkt eine Feste und war vor dem Aufstand Bezirksamt unter von Burgsdorf gewesen, der von den Hottentotten ermordet wurde. Ihm erging es wie vielen alten Schutztrupplern, die sich im Süden als Farmer niedergelassen hatten. Gibeon lag in einem Talkessel am trockenen Fischflussrivier, eingeschlossen ringsum von Bergen, sonst aber sehr wasserreich, das heißt, die tiefen Brunnen hatten reichlich Wasser. Der erste Tag ging mit Vorbereitungen vorüber, Proviant für die Kolonne und meine Wenigkeit wurde empfangen: Reis, Mehl, Gornedbeef, Salz, Zucker, Streichhölzer, Plattentabak, Tee und sonstiges Trockenfutter. Grünfutter gab es im Süden grundsätzlich nicht. Elberfelder Küppers Bier und Münchener Flaschenbier bezahlte man in Windhuk mit 1.50 Mark, dagegen kostete es in Gibeon schon 5 bis 6 Mark, das machten die enormen Frachtkosten, da alles ja mit Ochsenwagen mühselig herangeschafft werden musste. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Fotoband 'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest', von Wilhelm R. Schmidt.

Titel: Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest
Autor: Wilhelm R. Schmidt
Reihe: Edition Tempus
Sutton Verlag
Erfurt, 2006
ISBN 9783897029927 / ISBN 978-3-89702-992-7
Broschur, 17 x 24 cm, 128 Seiten, 154 sw-Fotos

Schmidt, Wilhelm R. im Namibiana-Buchangebot

Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest

Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest

'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest' ist ein schöner Fotoband basierend auf den Erinnerungen und Aufnahmen von Otto Schiffbauer.

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