Afrika - Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken, von Hans Jenny

Afrika - Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken, von Hans Jenny.

Afrika - Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken, von Hans Jenny.

Afrika: Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken enthält neben historischen, wirtschaftlichen und politischen Informationen einen essayartigen Erlebnisbericht von zahlreichen Reisen in 35 afrikanische Länder.

Hans Jenny  

[...] Jennys Erlebnisberichte, die sich auf 20 teilweise längere Reisen im ganzen Erdteil vom Maghreb bis zum Kap der Guten Hoffnung stützen, reichen über das Ende der Dekolonisation hinaus bis in die unmittelbare Vergangenheit. Die letzte Reise fand im Frühjahr 1988 statt. Gewissermaßen der Startplatz zu diesen Afrikatouren war Marokko. Ein großer Sprung ins Land der Buschmänner und an den Okavango im Caprivizipfel stellt den Leser vor die Frage nach der Urheimat des Menschen, und vom Okavangodelta mit seinen unerschöpften Möglichkeiten führt ihn der Verfasser zurück nach Norden, zuerst in das bis an die Grenzen des Möglichen erschöpfte Nildelta und darüber hinaus, den Flußläufen des Weißen und des Blauen Nils folgend, nach dem Sudan und nach Äthiopien, um dann in einer weiten Schleife West-, Zentral- und Ostafrika zu durchstreifen und abschließend, wieder nach Westen sich wendend, nochmals das südliche Afrika aufzusuchen. Die Chronologie der Reisen spielt dabei keine Rolle; wichtig aber ist, daß der Zeitablauf in den Berichten über die einzelnen Länder dem Leser erlaubt, die Entwicklung von der Dekolonisation bis in die Gegenwart nachzuerleben. Oft greift Jenny in Form von historischen Exkursen tief in die Vergangenheit zurück, so daß in seiner Darstellung neben dem Australopithecus auch Hatschepsut, die Königin von Saba, Hannibal, «Elisabeth», das erste Einwandererschiff nach Liberia, Henry Morton Stanley und der große Mahdi ihre Rollen spielen.

Hans Jenny hat seine eigene Art, die Gegenstände der Forschung und die eigenen Erlebnisse zu präsentieren. Er gibt sich nie als Forscher von echtem Schrot und Korn aus, sondern läßt die Wissenschaftler, denen er begegnete - und es sind deren viele und bedeutende - stets selber zu Wort kommen. Afrikanische Geschichte erfährt man gelegentlich aus dem Mund afrikanischer Begleiter und Reiseführer, und dies in einer Weise, die Dichtung und Wahrheit unangetastet nebeneinander bestehen läßt. Im übrigen aber begibt man sich mit Jenny quasi von Forscher zu Forscher, macht Bekanntschaft mit Koryphäen wie den Anthropologen Raymond Dart (Johannesburg), L. S. B. Leakey (Nairobi) und Oswin Köhler (Botswana und Köln), mit dem französischen Ethnologen Henri Lhote, dem Ägyptologen Benoist-Mechin (Paris), dem Orientalisten Enno Littmann (Tübingen), dem Völkerkundler Walter Hirschberg (Wien), und auf der andern Seite begegnen einem manche der maßgebenden politischen Persönlichkeiten aus Afrikas unmittelbarer Vergangenheit und Gegenwart im Gespräch mit dem Verfasser.

Einer nach dem andern zieht an uns vorbei und gibt im Spiegel, den ihm Jenny vorhält, sein Gesicht oder doch einen Teil davon zu erkennen. Wir wohnen dem Zeremoniell Haue Selassies bei, vor dem der Sowjetbotschafter seinen Bückling machte, wir lernen den Präsidenten der Republik Elfenbeinküste, Felix Houphouet-Boigny, den später ermordeten Führer der kenianischen Opposition, Tom Mboya, und den Präsidenten von Tansania, Julius Nyerere, ebenso von Angesicht zu Angesicht kennen wie den Staatschef der einstigen Zentralafrikanischen Föderation, Sir Roy Welensky, den Führer der UNITA, Dr. Jonas Savimbi, den Oberhäuptling der Herero, Hosea Kutako, dessen Nachfolger Clemens Kapuuo von SWAPO-Terroristen beseitigt wurde, und den Präsidenten der in Namibia gebildeten Ubergangsregierung, Dirk Mudge.

Und schließlich passieren die einstigen und gegenwärtigen Größen in der Republik Südafrika und den südafrikanischen Nationalstaaten vor uns Revue: der Schriftsteller Alan Paton, Premierminister B. J. Vorster, der frühere und der jetzige Präsident des ANC, Albert Luthuli und Oliver Tambo, letzterer zu der Zeit, als er noch mit Nelson Mandela zusammen Anwalt in Johannesburg war, die Chief Minister von KwaZulu, Gazankulu, Bo-phuthatswana und Ciskei, Mangosuthu Buthelezi, Hudson Ntsanwisi, Lukas Mangope und Lennox Sebe, das geistliche Oberhaupt der Zionisten, Bischof Barnabas Lekganyane III., und viele andere Persönlichkeiten des schwarzen, braunen und weißen Südafrika. Bei all diesen Begegnungen steht Hans Jenny als aufmerksamer Zuhörer und minuziöser Beobachter im Hintergrund. Wo Worte und Taten von Politikern auseinanderklaffen, stellt sie der Verfasser, ohne zu urteilen, nebeneinander; das Nebeneinander allein spricht für sich.

Oft genügt auch ein kleines, aber konkretes Detail, um eine Person oder eine Situation zu charakterisieren, so etwa, wenn auf dem überdimensionierten Schreibtisch des Staatspräsidenten von Ciskei neben der unvermeidlichen Teetasse «eine kleine Spielzeugdampfmaschine» prangt, «wie sie bei uns den Knaben zu Weihnachten geschenkt wird». Jenny mischt bescheidene Zurückhaltung im Urteilen mit einem ausgeprägten Sinn für das Gegenständliche, einer nüchternen Sachlichkeit und einem guten Quantum von Humor, verbunden hie und da mit einem Spritzer von Selbstironie - wir sehen ihn zum Beispiel mit zweifelhaftem Erfolg an einem Webstuhl der Senufo sitzen. Oft glaubt man den Autor hinter den Stockzähnen schmunzeln zu sehen, wenn Afrika wieder mit irgendeiner unerwartet komischen Situation aufwartet, die eben nur im Kulturgefälle zwischen mentalem und magischem Denken, wie der öfter zitierte Jean Gebser es ausdrückte, möglich erscheint.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Afrika - Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken, von Hans Jenny.

Buchtitel: Afrika - Woher? Wohin? Reisen, Begegnungen, Gedanken
Autor: Hans Jenny
Verlag: Kümmerly + Frey Geographischer Verlag
Bern, 1988
ISBN 3-259-08785-0
Original-Kartoneinband, OriginalSchutzumschlag, 18x24 cm, 271 Seiten, zahlreiche Farbfotos

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