Letzte Chance für Afrikas Süden

Heinz Liebscher: Letzte Chance für Afrikas Süden: Aus falschem Schamgefühl werden die Weißen vom Westen im Stich gelassen (Ostpreußenblatt, 12. Mai 1979; Folge 19, Seite 5)

Heinz Liebscher: Letzte Chance für Afrikas Süden: Aus falschem Schamgefühl werden die Weißen vom Westen im Stich gelassen (Ostpreußenblatt, 12. Mai 1979; Folge 19, Seite 5)

Letzte Chance für Afrikas Süden: Aus falschem Schamgefühl werden die Weißen vom Westen im Stich gelassen

Wenn 99,95 Prozent der Ägypter sich für Sadat aussprechen, dann nehmen wir das wohlwollend zur Kenntnis, ohne uns daran zu stoßen, daß dabei ganz offensichtlich kräftig manipuliert wurde. Das Resultat dieser Abstimmung paßt zu unseren Vorstellungen und Wünschen. Wenn sich jedoch 64 Prozent der Schwarzen Rhodesiens an den ersten freien Wahlen des Landes beteiligen, wenn diese Wahlen trotz des Terrors der Patriotischen Front vielerorts zu einem Volksfest wurden, dann zucken wir ärgerlich die Schultern. Es paßt nicht in das vorgefertigte Bild, weil wir der internen Lösung keine Erfolgsaussichten einräumen. Sowohl in Rhodesien-Simbabwe als auch in Südwestafrika-Namibia besteht für den Westen noch eine letzte Chance, von unglücklich fixierten Standpunkten abzurücken und einer sich anbahnenden friedlichen Lösung den Weg zu ebnen. Für Rhodesien und Südwestafrika kommt hinzu, daß interne Lösungen Modellcharakter für die künftige Zusammenarbeit von Schwarz und Weiß bekommen könnten. Ist es weltpolitisch wirklich erstrebenswert, radikalen schwarzen Freiheitsbewegungen, die eindeutig auf Moskau ausgerichtet sind, von den Sowjets geschult und zu einem beträchtlichen Teil auch finanziert werden, die totale Herrschaft in die Hände zu spielen? Es ist vor allem der Mangel an Elastizität, der den Westen an UNO-Beschlüssen festhalten laßt, die vom Ostblock und schwarzen Rassisten von langer Hand aufgebaut worden sind. In Rhodesien geht es darüber hinaus um die Verwirklichung eines englisch-amerikanischen Planes und in Südwestafrika um die von den Außenministern der Westmächte mit allen Beteiligten abgesprochenen Modalitäten zur Überführung in die Unabhängigkeit. Ian Smith, Rhodesiens letzter weißer Premierminister, der über seinen eigenen Schatten sprang, als er den weißen Landsleuten das Ja zu einer schwarzen Majorität nach dem Prinzip "one man — one vote" abrang, hat den Grund dieser hilflosen Passivität des Westens bloßgelegt, als er von der Mode sprach, sich der Tatsache zu schämen, früher einmal kolonialisiert zu haben. Aus diesem falschen Schamgefühl heraus lassen wir nicht nur die Weißen im Stich, die oft seit fünf und mehr Generationen im Lande ansässig sind, sondern auch die gutwilligen Schwarzen, die wir als Kollaborateure sehen. Statt dessen unterstützen wir die Alleinansprüche der Radikalen. Dafür haben wir eine billige Ausrede. Sie heißt pauschal: Zu spät. Es ist nicht zu spät, denn Smith in Rhodesien, die neue Regierung Botha in der Republik Südafrika und Dirk Mudge von der Südafrikanischen Turnhallen-Bewegung, stehen für Einsicht und guten Willen, und dies nicht so sehr aus ideologischen, sondern aus Gründen der politischen Vernunft. Südafrikas Regierung hat einen neuen Kurs eingeschlagen und schmiedet Pläne, die auf eine blockfreie Staatengemeinschalt mit den Nachbarn hinauslaufen. Weder die von Sambia und Mosambik aus operierende patriotische Front in Zimbabwe noch die vom kommunistischen Angola aus arbeitende SWAPO in Namibia erkennen Pluralismus und freie Wahlen an. Sie wollen ein diktatorisches Regime. Weshalb ist der Westen so voreilig und weigert sich, den Wahlen in Rhodesien von vornherein jegliche Anerkennung zu versagen? Weshalb stimmt man der allen Abmachungen zuwidertaufenden Errichtung von offiziellen Militärbasen der SWAPO in Südwest zu? Wohl doch nur, weil der schwache Generalsekretär der UN, Waldheim, sich übertölpeln ließ! Noch kann ein Alleingang Sudwestafrikas nach rhodesischem Muster vermieden werden, wenn man sich an den ursprünglichen westlichen Plan hält. Das alles hat nichts mit gewaltsamer Aufrechterhaltung weißer Vorherrschaft zu tun, sondern bedeutete, sich auf die realen Verhältnisse einzustellen und entspräche der Verantwortung des Westens, wäre beides zugleich: ein Gebot humanitärer und wirtschaftlicher Vernunft und dies besonders deshalb, weil positive Auswirkungen auf den künftigen Weg Südafrikas voraussehbar sind.

Heinz Liebscher: Letzte Chance für Afrikas Süden: Aus falschem Schamgefühl werden die Weißen vom Westen im Stich gelassen (Ostpreußenblatt, 12. Mai 1979; Folge 19, Seite 5)


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