Demokratische Konsolidierung in Südafrika

Die Rolle der NGOs in der demokratischen Konsolidierung Südafrikas.
Heinrich, Volkhardt
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3-928049-73-9
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Titel: Demokratische Konsolidierung in Südafrika
Untertitel: Die Rolle der NGOs
Autor: Volkhart Henrich
Arbeiten aus dem Institut für Afrika-Kunde, Band 109
Insitut für Afrika-Kunde; Deutsches Übersee-Institut
Hamburg, 2001
ISBN 3928049739 / ISBN 3-928049-73-9
Broschur, 15x21 cm, 159 Seiten

Beschreibung:

Entgegen vieler Unkenrufe von Politikwissenschaftlern und Südafrika-Kennern (z.B. Giliomee 1995: 83, Thompson 1999: 94) und im Gegensatz zu dem Zusammenbrechen vieler demokratischer Regime im restlichen Afrika, ist die Republik Südafrika anscheinend auf dem besten Weg zu einer erfolgreichen Konsolidierung ihres demokratischen politischen Systems und damit Hoffnungsträger der afrikanischen Renaissance (Grill 1998: 3). Dabei geht die Relevanz des südafrikanischen Konsolidierungsprozesses über die Grenzen des afrikanischen Kontinentes hinaus. Denn "South Africa represents a microcosm of major global conflicts. This laboratory of polyethnic group relations may well teach the rest of the world a lesson of multiracial coexistence and a bridging of extreme class distinctions" (Adam .1995: 457).

Diese "Lehrstunde" scheint trotz der sozio-ökonomischen, politischen und kulturellen Hinterlassenschaften des Apartheidregimes momentan positiv zu verlaufen: am 2. Juni 1999 fanden die zweiten demokratischen Wahlen statt. Will man den bisherigen Verlauf des Konsolidierungsprozesses in Südafrika besser einschätzen, so muß man neben dem Abhalten demokratischer Wahlen weitere Faktoren in Betracht ziehen. In dieser Arbeit soll daher der südafrikanische Konsolidierungsprozeß systematisch analysiert werden. Insbesondere soll auf die bisher vernachlässigte Rolle der non-governmental organizations (NGOs) für den Prozeß der demokratischen Konsolidierung eingegangen werden.
Die Studie hat folglich zwei Schwerpunkte des Erkenntnisinteresses:

Erstens soll sie eine präzise empirische Untersuchung des Konsolidierungsprozesses in Südafitika erstellen. Zweitens soll die Arbeit den Beitrag des NGO-Sektors für den südafrikanischen Konsolidierungsprozeß ermitteln. Die erste Aufgabe stellte sich als relativ komplex heraus, da die Konsolidierungsforschung noch keine etablierten, empirisch anwendbaren Ansätze entwickelt hat und zudem der südafrikanische Konsolidierungsprozeß bisher noch keiner systematischen Analyse unterzogen wurde. Erst in jüngster Zeit kommt Südafrika, von Huntington eigentlich als einer der zentralen Fälle der "Dritten Welle" der Demokratisierung bezeichnet (Huntington 1996: 5-6), vermehrt Aufmerksamkeit zu (z.B. Koelble 1998, International Forum for Dernocratic Studies et al. 1998, Griffiths 1998).

Da der Konsolidierungsprozeß noch in vollem Gange ist, kann hier nur eine Zwischenbilanz für die erste Wahlperiode, d.h. die Jahre 1994-1999 gezogen werden. Neben der Aufgabe der Konzeptualisierung stellt sich im Zusammenhang mit dem demokratischen Konsolidierungsbegriff auch die Frage nach der theoretischen Fundierung. In dieser Arbeit wird weder den Ansätzen gefolgt, die für einfache modemisierungstheoretische Annahmen über den Verlauf des Regirnewechsels optieren (z.B. Lipset et al. 1993), noch denen, die allein das Verhalten der politischen Akteure für relevant halten (z.B. Przeworski 1991). Statt dessen soll versucht werden, die komplexen Zusammenhänge zwischen strukturellen Variablen und dem Handeln der Akteure in Betracht zu ziehen. Eine Modellierung dieser Zusammenhänge wird im weiteren für die zivilgesellschaftliche Akteursgruppe der NG0s vorgenommen. Diese Aufgabe bildet auf theoretischer Ebene das Brückenglied zwischen den beiden Schwerpunkten der Arbeit.

Für die Beantwortung der zweiten Frage nach der Rolle des NGO-Sektors für den südafrikanischen Konsolidierungsprozeß wird auf das Konzept der Zivilgesellschaft zurückgegriffen, um die demokratietheoretische Bedeutung dieser Akteursgruppe angemessen erfassen zu können (Zimmer 1996: 220). Der NGOSektor wird folglich explizit als ein Beispiel tUr eine zivilgesellschaftliche Akteursgruppe aufgefaßt. Die Studie betritt auch hier relatives Neuland, da die Analyse der Rolle der Zivilgesellschaft "noch zu den Desiderata der Transformationsforschung [zählt]" (Lauth et al. 1997b: 12)2. Das Demokratisierungspotential der Zivilgesellschaft wurde bisher in vielen theoretischen Beiträgen betont (z.B. Cohen et al. 1992, Schmalz-Bruns 1992, Walzer 1992). In dieser Arbeit soll diese Annahme nun einer empirischen Überprüfimg für den südafrikanischen Fall unterzogen werden. Damit fällt diese Arbeit, Demokratische Konsolidierung in Südafrika, unter die Kategorie der theoriestützenden bzw. theorieschwächenden Fallstudien (Lijphart 1971: 692).

Die Studie will folglich einen Beitrag dazu leisten,

1. auf theoretischer Ebene ein Analysemodell für die demokratische Konsolidierung in Südafrika zu entwickeln,

2. die Akteursgruppe "NGOs" als Teil der Zivilgesellschaft in die Konzepte der Konsolidierungsforschung zu integrieren,

3. auf empirischer Ebene die Konsolidierungsprobleme und -erfolge Südafrikas systematisch zu erfassen, sowie

4. die Bedeutung des NGO-Sektors für den südafrikanischen Konsolidierungsprozeß zu analysieren (...)