Alfred Schachtzabels Reise nach Angola 1913-1914 und seine Sammlungen für das Museum für Völkerkunde in Berlin

Faszinierender Einblick in eine Reise zwischen den Grenzen kolonialer Welten 1913-1914
Heintze, Beatrix
50026
978-3-927620-21-6
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Alfred Schachtzabels Reise nach Angola 1913-1914 und seine Sammlungen für das Museum für Völkerkunde in Berlin

Untertitel: Rekonstruktion einer ethnographischen Quelle
Herausgeberin: Beatrix Heintze
Reihe: Afrika-Archiv 1
Verlag: Rüdiger Köppe Verlag
Köln, 1995
ISBN 978-3-927620-21-6
Broschur, 16x24 cm, 387 Seiten, zahlreiche sw-Fotos, 11 Kartenreplikate, 2 dto. als Faltkarten


Stichworte zur Biographie Alfred Schachtzabels:

Über das Leben von Alfred Schachtzabel ist nur wenig bekannt. Obwohl er ein hohes Alter erreicht hat und erst vor wenigen Jahren starb, ist er heute nahezu vergessen, da er sich nach dem Ende seines Berufslebens ganz aus der Ethnologie zurückgezogen und auch vorher kaum etwas veröffentlicht hat.

Unter den Kollegen wußte niemand, ob und wo er noch lebte. Als ich mich schließlich auf die Suche machte, war er wenige Jahre zuvor gestorben und konnte nun leider nicht mehr selber befragt werden.

Das große Ereignis seiner beruflichen Laufbahn, in dessen Zentrum das Berliner Museum für Völkerkunde stand, bildete zweifellos seine Reise nach Angola in den Jahren 1913/1914. Das bestätigt auch seine Familie. Immer wieder kreisten seine Erinnerungen um diesen Höhepunkt seiner ethnologischen Erfahrungen.

Seine Veröffentlichung darüber „Im Hochland von Angola. Studienreise durch den Süden Portugiesisch-West-Afrikas“, die sich neben dem Anspruch, „als Quellenforschung wissenschaftlich gewertet" zu werden „über den engen Kreis von Fachgenossen hinaus an eine größere Leserschaft" wandte, fand weite Verbreitung. Diese Reise steht im Mittelpunkt der vorliegenden Edition. [...]


Alfred Schachtzabels Forschungsreise nach Angola im Überblick:

Aus den Akten geht nicht hervor, warum gerade Angola für Schachtzabels Reise ausgewählt wurde und warum er nicht von Luanda aus ins Innere aufbrach, sondern das südlich gelegene Benguela als Ausgangspunkt wählte. Anscheinend sprach er Portugiesisch und möglicherweise bestanden bereits vor seiner Reise persönliche Kontakte zu Portugal. Angola war wenig erforscht, es gab kaum Sammlungen aus diesem Land in deutschen Museen, vor allem nicht aus den zentralen Gebieten, und das Klima auf dem Hochland war für Europäer besonders gut verträglich.

Schachtzabels Reise fällt noch in die Epoche intensiver Forschungsreisen, die nach 1884, dem Eintritt Deutschlands in die Reihe der Kolonialmächte, einsetzte und bis zum Ersten Weltkrieg andauerte. Sie war aber insofern untypisch als sie, anders als sonst, sich nicht an ausgesprochen nationalen Gesichtspunkten orientierte, d.h. daß sie (ähnlich wie bei Frobenius und Passarge) keine deutsche Kolonie als Reiseziel hatte. Schachtzabels Forschungsreise erfolgte im Auftrag des Berliner Völkerkundemuseums, und obwohl er selbst als ihre Hauptaufgabe das „Studium der Eingeborenen des Distriktes" (von Benguela) angab, stand die ethnographische Sammlung für das Museum im Vordergrund.

Am 25. Februar 1913 richtete die Kaiserliche Deutsche Gesandtschaft in Lissabon ein entsprechendes Schreiben an den portugiesischen Außenminister und ersuchte um offizielle Unterstützung der geplanten Forschungsreise, die Ende April beginnen sollte und auf eineinhalb Jahre terminiert war: „Dr. Schachtzabel est desireux d'obtenir la permission du Gouvernement de la Republique de pouvoir collectionner des objets ethnosraphiques et ä des excavations dans le Hinterland de Benguella et Mossamedes."

Damit verbunden wurde die Anfrage nach einer Befreiung vom Exportzoll „pour les effets de son expedition et pour l'exportation des resultats ethnographiques de son voyage.“ Schachtzabel erhielt für die Dauer der Reise kein Gehalt und wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß „Ihnen der Wiederbezug Ihrer jetzigen Remuneration nach der Rückkehr von Ihrer Reise nicht gewährleistet ist". Er wurde aber immerhin als „auf einer Forschungsreise befindlicher Hilfsarbeiter bei den Königlichen Museen weitergeführt".

Ende April 1913 erreichte er von Lissabon kommend mit dem portugiesischen Dampfer „Portugal" die angolanische Hafenstadt Lobito und fuhr von dort mit der Eisenbahn nach Benguela weiter. Nach einigen Tagen Aufenthalt brach er am 6. Mai ins Innere auf. Im Salonwagen des Gouverneurs von Benguela fuhr er bis Huambo, dem damaligen Endpunkt der Eisenbahnstrecke, und plante, von dort über Caconda, Fort Amelie, Galangue, Menongue und dann nordwärts nach Bie zu gehen. Sein Hauptziel waren die südlichen Ngangela. Die Reiseroute verlief dann tatsächlich etwas anders, doch konnte er im wesentlichen seinen Plan verwirklichen.

Am 13. Mai 1913 verließ Schachtzabel mit einem sogenannten Burenwagen, der mit achtzehn Ochsen bespannt war, zwei Tonnen Gepäck, „drei Präzisionsgewehren", einem Maultier und „Begleitmannschaft" den Ort Huambo. Der eigentliche Feldforschungsteil der Reise hatte damit begonnen.

Einige Strecken legte Schachtzabel später nur mit Trägem zurück, von denen fünfzig bis sechzig benötigt wurden und manchmal recht schwer zu beschaffen waren, sei es weil es gerade die Zeit der Feldbestellung war, sei es, weil sich die Ngonyelu-Träger vor den Cokwe und die Ngangela-Träger im Umkreis der Mission Cubango vor den Kwanyama fürchteten. Für seine Ausflüge in Catoco benutzte Schachtzabel einen Reitochsen, im Cokwe-Gebiet war er mit einem Maultier unterwegs.

Nachdem Schachtzabel Galangue, früher als geplant, schon nach einer Woche fluchtartig hatte verlassen müssen, bildete die Missionsstation Cubango sein erstes längeres Standquartier. Dort traf er den „deutschen" Pater Sutter, der damals der Mission vorstand, und den schweizer Pater Bourgie an. In den dreieinhalb Monaten, die er sich in Cubango aufhielt, profitierte er sehr von den sprachlichen und ethnographischen Kenntnissen der Missionare und dem Vertrauen, das sie bei der Bevölkerung besaßen.

Er selbst wußte, wieviel er ihnen schuldete, auch wenn er das tatsächliche Ausmaß ihrer Hilfe nicht offenlegte. Doch er vermerkte immerhin, daß er unter den Christen zahlreiche Freunde gewonnen habe, „die meiner volkskundlichen Tätigkeit äußerst nützlich wurden. Kreuz und quer durchzog ich mit einigen von ihnen die ganze Landschaft und konnte auf diese Weise ungehindert unter den Eingeborenen leben."

Er nahm auch ehemalige Missionsschüler als Diener auf die weitere Reise mit. Deutlicher und nicht ohne Bitterkeit äußerte sich darüber der Bischof von Angola und Congo, der damals ebenfalls in der Gegend weilte und dem sich Schachtzabel offensichtlich auf einigen Ausflügen anschloß.

Er berichtete, daß die Einheimischen vor dem ihnen unbekannten Weißen mit seiner Fotoausrüstung das Weite suchten und all sein Geld es nicht vermochte, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihre Lippen zu öffnen. Erst der Schutz der bischöflichen Reisegruppe habe es ihm ermöglicht, nach Herzenswunsch zu beobachten, zu fotographieren, Lieder zu sammeln und - anders als der mittellose Bischof- dank seines „Goldes" eine überaus wertvolle Sammlung anzulegen und sie in sein deutsches Vaterland zu schicken. [...]


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